3×3-Basketball: Produktive Anarchie auf dem Court

Die deutschen Frauen sind Olympiasiegerinnen im 3x3-Basketball. Auch in Hamburg gibt es Teams. Der Sport ist hier zwar noch ein Breitensport, doch im Oktober 2024 startet schon die dritte Hamburger Liga im 3x3-Basketball – ein Einblick in die neue Trendsportart
3x3-Basketball: Produktive Anarchie auf dem Court
Wenig Spielzeit, viel Action: 3x3-Basketball (©Manningeaux)

Es war einer der großen Sportmomente dieses Sommers. Vor den Augen der auf der Tribüne mitjubelnden deutschen Basketball-Ikone Dirk Nowitzki siegten die deutschen Frauen in Paris mit 17:16 im Finale des olympischen 3×3-Basketball-Turniers gegen Spanien. Svenja Brunckhorst, Elisa Mevius, Marie Reichert und Sonja Greinacher, die den entscheidenden Zwei-Punkte-Wurf 30 Sekunden vor der Schlusssirene versenkte, krönten sich zu Olympiasiegerinnen der erst seit 2020 olympisch ausgetragenen Sportart.

„Ich habe mir die Partie sogar mit schlechtem Internet in meinem Urlaub in Kuba angesehen und natürlich sehr mitgefiebert“, sagt Ingo Wolf (40). Wolf spielte schon als 20-Jähriger Streetball und trat zehn Jahre später beim Hamburg-Harvestehuder Turnverein (HHT) ein, für dessen erstes Basketballteam HHT Wolves er als Power Forward (kraftvoller Angriffsspieler) in der Hamburger Stadtliga aufläuft. Als vor zwei Jahren die Hamburger Liga im 3×3-Basketball gegründet wurde, war Wolf mit seinen Wolves ebenfalls am Start – und beide Male oben dabei, inklusive eines Titels. „Dass wir die Hamburger Liga einmal gewonnen haben, möchte ich nicht so hoch hängen“, sagt Wolf bescheiden. „3×3 ist hier noch eine Breitensportart. Aber ihre Zukunft in Deutschland ist auf jeden Fall sehr groß.“

3×3-Basketball: Schnell, viel Action und kürzere Spielzeit

Das Faszinierende am 3×3 liegt für Wolf auf der Hand. „Der Sport ist wahnsinnig schnell. Ständig ist Action auf dem Feld, immer passiert etwas. Dazu ist die Spielzeit kurz. Du musst auf dem Feld immer mittendrin und muss dich als Zuschauer nicht wie bei vielen anderen Sportarten gefühlt endlos lange vor den Fernseher setzen.“ So dauert eine Partie nur zehn Minuten, das angreifende Team hat nur zwölf Sekunden Zeit, um auf den Korb zu werfen. Ein Team besteht aus vier Spielern, es darf und muss durchgewechselt werden trotz der kurzen Spielzeit. Denn für 3×3 ist als aktionsreiche Sportart sehr intensiv.

3×3 ist hier noch eine Breitensportart

Ingo Wolf

Für die Field Goals gibt es statt zwei und drei Punkten wie beim Basketball je nach Entfernung einen oder zwei Punkte. Erreicht eine Mannschaft vor Ablauf der Zeit 21 Punkte, hat sie die Partie ebenfalls gewonnen. „Ein weiterer Vorteil dieser Sportart sind die schönen Locations“, sagt Wolf. „Ich selbst bin bezüglich 3×3 etwas reisefaul“, erklärt er lachend, „aber ein Feld von 15 Metern Breite und elf Metern Länge kannst du mit einem mobilen Korb ja fast überall aufbauen.“ So finden in Hamburg beispielsweise immer wieder Events im 3×3 auf dem Spielbudenplatz statt.

Entschieden sich immer mehr für 3×3-Basketball?

Und eben die Hamburger Liga. Diese startet in dieser Saison am 29. Oktober und soll nach sechs Turnierstopps im Mai oder Juni enden. Zuletzt waren 14 Teams dabei, wobei die Anmeldung nicht zwingend vereinsgebunden ist. Ob Frauen, Herren oder Jugend – finden sich vier Leute zusammen und haben Lust, miteinander zu zocken, können sie antreten. In Hamburg läuft die Anmeldefrist für die dritte Auflage der Hamburger 3×3-Liga noch bis zum 11. Oktober. Los geht es am 29. Oktober mit dem ersten Turnierstopp beim Hamburger Turnerbund von 1862. Der zweite Turnierstopp erfolgt am 7. Januar beim im Hamburg bekannten Bundesligisten Hamburg Towers. Die übrigen Turnierstopps sind noch offen. Gespielt wird fast ausschließlich in der Halle, außer das Wetter erlaubt das Betreten eines vorhandenen Courts an der frischen Luft. Bei jedem Turnierstopp werde Punkte vergeben (1. Platz: 100 Punkte/2. Platz: 80 Punkte/3. Platz: 70 Punkte/4. Platz: 60 Punkte). Wer die meisten Punkte sammelt, ist Hamburger Meister.

Beim 3×3 ist alles viel lockerer auf dem Platz

Luise Linke

Eine Ansprechpartnerin für die Hamburger Liga im 3×3-Basketball ist Kata Takács (33). Die gebürtige Ungarin war selbst eine sehr erfolgreiche Basketballspielerin. Vom Hamburger Basketball-Verband wurde sie im August 2022 zur Auswahltrainerin für 3×3-Basketball berufen. Auch Takács glaubt wie Ingo Wolf daran, dass 3×3 als starke Trendsportart einen dauerhaften Siegeszug antreten kann. „Es gibt ja schon Standorte, wo es professionelle Teams gibt“, erklärt Takács. „Bestes Beispiel sind die Olympiasiegerinnen, die in Hannover ihren Standort haben und da professionell trainieren. Das ist sowieso immer mehr im Kommen, dass sich Spieler für 3×3 entscheiden und beispielsweise die World Touren mitspielen.“

3×3-Basketball: „Kreativität ist wichtig“

Wer in diese Faszination noch stärker eintauchen möchte, der muss mit Luise Linke sprechen. Linke ist erst 16 – aber schon weit herumgekommen in der Welt. „Ich habe unter anderem schon in Montenegro, Spanien, Tschechien, Frankreich und Griechenland gespielt“, zählt Linke auf. An Griechenland erinnert sie sich besonders gern. „Wir haben bei der 3×3-Europameisterschaft für Deutschland direkt am Hafen auf Kreta gespielt. Es war eine wunderschöne Location – und wir haben die Bronzemedaille gewonnen.“

Linke gilt als eines der großen deutschen Talente im Basketball. Sie besucht die Eliteschule des Sports in Dulsberg. Ihr Verein ist der SC Rist Wedel. Aufgrund einer Doppellizenz läuft sie auch für Rothenburg auf. Vor etwas über zwei Jahren entdeckt sie 3×3-Basketball für sich. Sie schaffte es in die Hamburger Auswahl, ist mittlerweile erfolgreiche Nationalspielerin im U18-Nationalteam Deutschlands. Wenn Linke über 3×3 spricht, klingt es wie die Beschreibung einer seligmachenden produktiven Anarchie auf dem Court. „Beim 3×3 ist alles viel lockerer auf dem Platz. Es gibt nicht so die festen Positionen. Jede Spielerin muss alles können. Kreativität ist wichtig. Dazu die tolle Atmosphäre und die coole Musik. Das ist herausfordernd und macht einfach sehr viel Laune. Man wächst als kleines Team superschnell zusammen.“

Die vier Frauen, die Olympia-Gold geholt haben, sind meine Vorbilder

Luise Linke

Olympiasieg als Push für den 3×3-Basketball

Bei Olympia hat Luise Linke wie Ingo Wolf am TV mitgefiebert und das deutsche Olympia-Gold der Frauen bejubelt. „Das kann unserer Sportart einen großen Push geben. Diese Goldmedaille wird die Popularität unserer Sportart erhöhen“, sagt sie. „Die vier Frauen, die Olympia-Gold geholt haben, sind meine Vorbilder. Ich bewundere sie alle sehr.“

An der Hamburger Liga im 3×3 hat Linke ebenfalls schon teilgenommen, gemeinsam mit einigen Freundinnen und Mitspielerinnen. „Ich kann die Hamburger Liga nur empfehlen“, sagt Linke. „Klar ist das noch nicht das allerhöchste Niveau. Aber für den Einstieg ideal geeignet. Und wer sich mit coolen Leuten in einer sehr schönen Atmosphäre sportlich messen will, für den passt die Hamburger 3×3-Liga richtig gut.“

Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 10/2024 erschienen. 

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