Das Festival A Summer’s Tale holt Künstler wie Maxïmo Park, Zaz und Suede nach Luhmühlen – neben vielen anderen Highlights
Text: Erik Brandt-Höge
Foto (o.): Robin Schmiedebach
Es geht raus in die Pampa. Für viele A Summer’s Tale-Besucher beginnt das Festival am Lüneburger Bahnhof, von wo aus Shuttlebusse nach Luhmühlen tuckern, einem Ortsteil von Salzhausen. Salzhausen – noch nie gehört?
Komisch, hüstel, schließlich hat das Kaff am nordöstlichen Rand der Lüneburger Heide mit einer Dorfscheune, einem Feuerwehrschlauchturm und nicht zuletzt einem Schützenhaus geradezu Magneten für Touristen installiert.
Jedenfalls: Ortsteil Luhmühlen. Nach einer guten halben Stunde Fahrt ist das AST-Areal erreicht, und wer denkt, hier warte das gängige Festival-Halligalli, mit Horden von grillenden, grölenden und sich stets an der Grenze zur Alkoholvergiftung bewegenden Kids, der liegt, gelinde gesagt: falsch. A Summer’s Tale stellt seit der Premiere 2015 die idyllische Alternative im deutschen Festivalangebot dar.
Gediegener Spaß für Groß und Klein
Während Wildheit anderswo nicht weniger bedeutet als Stage-Diving, Drogenflut und Dreier im Dixi-Klo, heißt es in Luhmühlen: gediegener Spaß für Groß und Klein. Sicher, auch beim A Summer’s Tale treten Rockbands auf, in den vergangenen Jahren etwa Tocotronic, Thees Uhlmann, Noel Gallagher’s High Flying Birds, Franz Ferdinand, Mando Diao, Isolation Berlin, Johnossi, Pixies, Die Sterne und, und, und.
Zudem bieten das große Zirkuszelt und das mit feinen Wattebäuschen aufgeschüttete Feld vor der Open-Air-Bühne reichlich Raum zum Hüpfen, Springen, Toben. Aber wer hierherkommt, will nicht toben. Wer hierherkommt, will die Schönheit der Natur erleben, über den zentral positionierten Designmarkt schlendern, Weinschorle auf der Zuschauertribüne am Geländerand schlürfen, mit den Kindern Holzhocker bauen und Traumfänger basteln. Kurz: All-Inclusive-Camping-Urlaub ohne nennenswerte Störgeräusche.
Apropos Camping: Wer keine Lust auf die Luftmatratze im Billig-Wurfzelt hat, kann für einige Extra-Euro am Comfort-Camping teilnehmen. Das beinhaltet u. a. tipptopp Sanitäranlagen, Zugang zu einer eigenen Bar und – Achtung –, einem eigenen Pool. Ein wenig Romantik kommt als Comfort-Kirsche obendrauf, wenn das Lagerfeuer im Resort angeht und der Festivaltag auf der Hollywoodschaukel ausklingt.
Träumchen von einer Kulisse: Auftrittszelt in Luhmühlen / Foto: Erik Brandt-Höge
Ob Normalo-Zelten oder Luxus-Variante: Beim morgendlichen Blick aus dem Zelt sind keine Heiopeis zu sehen, die restalkoholisiert nach Helga schreien, höchstens ein paar Jogger oder Bootschlepper. Schließlich hat Luhmühlen seinen Namen von der Luhe, einem Flüsschen, das Kanufahrer durch eine satt-grüne Landschaft aus Wiesen, Weiden und Wäldern führt.
Außerdem aktuell auf dem ASTActivity-Programm: Feetup-, Vinyasa-, Acro-, Hatha- und Yin-Yoga, Meditation, Workshops in Handstand, Thai-Massage, Karate, Northern Soul-, Swing- und Electro Swing- Tanz.
Und wer weder Bock auf Live-Sounds, noch auf Bewegung hat, kann sich vor die Lesebühne hocken, die in diesem Sommer mit Autoren á la Ronja von Rönne, Stefanie Sargnagel, Giulia Becker, John Niven, Jens Eisel und Anja Rützel hochkarätig besetzt ist. Und danach geht’s an eine der Fressbuden, an denen es zum Beispiel Handbrot, Burger, Gnocchi, Crêpes und Eis gibt.
Auch auf dem Weg durch die AST-Kulinarik fällt auf: Kein Drängeln, kein Krakeelen, kein Stress im Paradies. Stattdessen liegen Besucher zufrieden auf den Grashügeln, in Hängematten oder Liegestühlen und saugen die durchweg positive, superentspannte, fast hippiehafte Atmosphäre auf, die nicht zuletzt durch die detailverliebten Deko-Spielereien der Festivalmacher entsteht. Von Palettenkunst über Lampignons, Mobiles und Girlanden bis hin zu aufwendigen Lichtinstallationen ist alles dabei, was ein, nun ja, Nicht-Halligalli-Festival ausmacht.
A Summer’s Tale: 1.-4.8., Luhmühlen (Lüneburger Heide)
Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG, Juli 2019. Titelthema: Schmelztiegel St. Georg.
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