Das Fotobuch „Der Hafen“ zeigt Hamburgs Tor zur Wirtschaftswelt zwischen 1930 und 1970 durch die Linse vier bedeutender Fotografen
Dort wo man heute Knöpfe drückt, musste früher geackert werden: Säcke auf Karren stapeln, Getreide schaufeln, Kisten über Schwerlastrollen schieben … Nicht gerade kreuzschonend, so ein Leben als Hafenarbeiter – vor allem, bevor der Gabelstabler in den 1950er-Jahren erfunden wurde.
Das Fotobuch „Der Hafen“ zeigt Hamburgs größtes Warenlager und Tor zur Wirtschaftswelt zwischen 1930 und 1970 durch die Linse von vier bedeutenden Hafenfotografen. Gustav Werbeck fotografierte die Männer bei ihrer mühseligen Arbeit in der Vorkriegszeit und beim Wiederaufbau nach dem Krieg. Die Anstrengung ist manchem ins Gesicht geschrieben. Andere setzen unter ihrem akurat geschnittenen Schnurrbart zu einem Lächeln an, blicken stolz in die Kamera.
Auch dampfende Schlote, große Maschinen und vereiste Schlepper hielt der Fotograf mit seiner Kamera fest. John Holler und Gerd Mingram porträtieren die feine Gesellschaft an der Waterkant, neugierige Schulkinder, die versuchen einen Blick über die Sperrmauern zu werfen, junge Fischer, die bereits mit 14 Jahren, direkt nach der Volksschule, ins Arbeitsleben einstiegen und fleißig Zigarette rauchten.
Harald Zoch fotografierte schließlich, wie die ersten Container zum Einsatz kamen und die Stückgut-Epoche endete. Dieser revolutionäre Fortschritt prägt bis heute das Gesicht des Hafens.
Text: Lena Frommeyer
Fotos: Gustav Werbeck, John Holler, Gerd Mingram, Harald Zoch
„Der Hafen – Fotografien des Hamburger Hafens 1930–1970“, Henning Rademacher (Hg.), Junius, 256 Seiten, 49,90 Euro