Auf ein Wort mit: Andreas Daebeler

Kolumne_Andreas-Daebeler
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Andreas Daebeler ist freier Journalist und streift seit 20 Jahren durch die Stadt – immer auf der Suche nach Geschichten und verborgenen Ecken. Sein Herz schlägt für den HSV und das portugiesische Hinterland.

Die Klunker sind schon von weitem zu sehen. Es glitzert. Es glamourt. Vor einem Schaufenster in der Landstraße bleibt sie stehen, schiebt die Sonnenbrille hoch und betrachtet … Schmuck. Darf ’s noch ein bisschen mehr sein, nuschle ich in meinen Bart, der noch ein wenig zu kurz für Hipster-Style ist. Unterwegs in Eppendorf. Hier bin ich aufgewachsen. Hier kickte ich auf rotem Sand. In einem Arbeiterrevier. Lange her.

Eppendorf, mein Eppendorf. Was hast du dich verändert. Die bezahlbare Pizza im Tre Castagne. Danach ein leckeres Kilkenny in der „Palette“ an der Erikastraße. Später noch tanzen in Oshos Bude am Marktplatz. Alles Geschichte. Die Läden gibt’s schon ewig nicht mehr. So wenig wie die irren WGs in den besetzten Häusern zwischen UKE und Tarpenbekstraße. Auf deren Balkons einst manch rauchbares Pflänzchen wuchs.

Eppendorf: mehr als Mietwucher und Spacken-Parade

Dass hier nur Snobs und überbezahlte HSV-Profis leben ist trotzdem ein Vorurteil. Wie üblich eines, das der Überprüfung nur bedingt standhält. Es lohnt, genau hinzuschauen. In die versteckten Hinterhöfe, hinter Fassaden. Dort gibt’s noch etliche Alt-Eppendorfer. Zum Leidwesen derer, die stuckverzierte Wohnungen nur zu gern „sanieren“ und dann für 20 Euro pro Quadratmeter vermieten würden. Tja.

Eppendorf kann mehr als Mietwucher und Spacken-Parade. Eppendorf kann menschlich und bodenständig, nachzuprüfen allabendlich in Kneipen wie der „Schramme“. Eppendorf kann kämpferisch – auch wenn das Tre Castagne trotz massiven Widerstands dran glauben musste. Und dann hat Eppendorf ja auch noch ’ne schöne, grüne Nachbarin – namens Winterhude.

Doch zurück zu unserer Klunkerfrau. Sie schultert ihr Handtäschchen und schlendert weiter. Steigt in ein sündhaft teures Cabrio und düst davon. Ich atme tief durch, als sich das Pinneberger Kennzeichen in der Ferne verliert. Ordere mir am Bahnhof Kelle ein Döschen Pils und schlendere zum Hayns Park. Die Gänse besuchen. Die waren schon immer da. Und bleiben. In Eppendorf.



 Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Oktober 2018. Das Magazin ist seit dem 29. September 2018 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich! 

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