In diesem Monat erlebt der Musikclub Molotow seinen 29. Geburtstag. Das wird groß gefeiert. Doch die Zukunft des Ladens ist erneut bedroht
Text: Ole Masch
Seit einigen Wochen sind die schwarz-roten Plakate und Aufkleber an den Stromkästen und Straßenlaternen dieser Stadt kaum zu übersehen. „Molotow Must Stay“ oder „Molotow muss bleiben“ ist dort zu lesen. Wer aber glaubt, dass der Club damit seinen Geburtstag ankündigt irrt. Schon häufig kämpfte das Molotow ums Überleben, aber die Zukunft im Neubau auf dem ehemaligen Esso-Häuser-Gelände schien nach der Rückkehrrechts-Zusage des Investors gesichert. Und auch das Ausweichquartier in den früheren Räumen der China Lounge mit seinem gemütlichen Hinterhof, wirkt wie die perfekte Zwischenlösung.
Doch der Eindruck täuscht. Das Molotow schreibt auf seiner Facebook-Seite, dass eine Rückkehr in das sogenannte Paloma-Viertel mittlerweile unklar sei. Zwar habe sich an der Rückkehroption und dem Interesse des Clubs dort wieder hinzuziehen nichts verändert, meint Betreiber Andi Schmidt gegenüber SZENE HAMBURG. „Wir haben bisher nur noch kein für uns bezahlbares Mietangebot bekommen“.
„Wenn ich träumen darf, …“
Ein weiteres Problem: Das Gelände am Spielbudenplatz liegt seit Jahren brach. Die Bayrische Hausbau, Eigentümerin des Esso-Häuser-Areals, schreibt auf ihrer Internetseite über die Fertigstellung der neuen Bebauung von Mitte 2022. „Das gesamte Konzept für den momentanen Standort, inklusive Finanzierung, war ab 2014 nur für vier Jahre geplant, so Schmidt. „Bis dahin sollte das Paloma-Viertel fertig und wir am Nobistor eigentlich schon wieder raus sein.“ Wie lange man am jetzigen Standort bleiben könne, sei ebenfalls unklar. „Wenn ich träumen darf, würde ich mir jemanden wünschen, der das Gebäude am Nobistor kauft, es zu einer bezahlbaren Miete an das Molotow vermietet und es für immer als Live-Club erhält.“
Nicht wenige dürften dabei an die Stadt denken, die mit dieser Lösung einen Betrag für den Musikstandort Hamburg leisten könnte. Ob dies jedoch geschieht, steht in den Sternen. Gefeiert wird ein Jahr vorm runden 30. Geburtstag natürlich trotzdem. Andi Schmidt verspricht ein denkwürdiges Fest mit Livebands wie Strange Bones, Sons, Bilk, Thee MVPs und Calva Louise. Dazu eine ganz spezielle Tombola, eine Sonderausgabe des legendären Pub Quiz und Musik von den Motorboooty DJ. Bei diesem Programm geht bekannte Losung natürlich leicht über die Lippen: Molotow muss bleiben!
Molotow: Nobistor 14 (St. Pauli)
16.11.19, 18 Uhr
Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG, November 2019. Titelthema: Sexualität. Das Magazin ist seit dem 27. Oktober 2019 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich!