SZENE HAMBURG: Dirk Kienscherf, Sie haben mal gesagt, dass Hamburg für alle „eine gute und lebenswerte Stadt“ sein soll. Auf einer Skala von eins (weit entfernt) bis zehn (Ziel erfüllt), wie weit ist Hamburg von diesem Ziel entfernt?
Dirk Kienscherf: Eine perfekte Großstadt gibt es nicht. Wo viele verschiedene Menschen an einem Ort zusammenleben, gibt es immer auch Herausforderungen. Hamburg ist für mich aber nah dran – vielleicht eine Acht oder Neun. Hamburg ist der größte Industriestandort Deutschlands und wirtschaftlich stark. Auf der anderen Seite laden 30 Prozent der Stadtfläche als Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiet zur Erholung ein. Hamburg ist eine sichere, soziale, vielfältige und innovative Metropole. Das würde ich durchaus als gute und lebenswerte Stadt bezeichnen.
Wie energisch gehen Sie in den bevorstehenden Wahlkampf, während Sie gegenüber anderen Parteien bereits so viel Vorsprung haben?
Eher sehr ambitioniert. Diesen Vorsprung bekommen wir ja nicht einfach geschenkt. Das Vertrauen der Hamburgerinnen und Hamburger erarbeiten wir uns jeden Tag sehr hart – durch gutes Regieren und verantwortungsvolle Parlamentsarbeit. Wir haben mit Peter Tschentscher einen erfahrenen und weitsichtigen Ersten Bürgermeister, der die Stadt voranbringt. Das honorieren die Menschen.
Das Motto Ihrer Partei lautet „Die ganze Stadt im Blick“. Wie kann das denn gehen?
Wer das Ganze im Blick behalten will, muss auch im Kleinen genau informiert sein. Das sind wir, dank der Arbeit unserer Mitglieder und Abgeordneten in allen Hamburger Stadtteilen, die für alle Menschen vor Ort ansprechbar sind. Egal, wo Sie wohnen, Sie finden ein SPD-Abgeordnetenbüro in Ihrer Nähe. Das gibt es in Hamburg nur bei der SPD.
Was tut die SPD gegen den Rechtsruck?
Bezahlbarer Wohnraum ist ein zentrales Anliegen Ihrer Politik. Wie realistisch ist es, dem steigenden Wohnraumbedarf erfolgreich die Stirn zu bieten?
Das ist eine Mammutaufgabe, die in Hamburg noch besser gelingt als in anderen Großstädten. Aber auch bei uns ist Wohnraum knapp und die Mieten hoch. Wir haben uns daher gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft zum Ziel gesetzt, möglichst viel neuen Wohnraum in Hamburg zu schaffen. Zudem schützen wir Gebiete mit besonders hohem Mietdruck durch Erhaltensverordnungen vor Verdrängung und Luxusmodernisierung und setzen uns auf Bundesebene für strengere Vorgaben zum Schutz der Mieterinnen und Mieter ein.
Sie betonen die Bedeutung einer nachhaltigen Stadtentwicklung, wirtschaftliches Wachstum, sowie Umwelt- und Klimaschutz in Hamburg. Was tun gegen Rechtsruck?
Genau das. Rechtes Gedankengut verfängt besonders dort, wo wirtschaftliche Not, soziale Ungleichheit und Zukunftsängste besonders ausgeprägt sind. Mit unserer Politik, die Stadtentwicklung, Klimaschutz und soziale Verantwortung zusammenbringt, bekämpfen wir den Rechtsruck effektiver als mit Sonntagsreden. Zudem verfolgen wir Rechtsextremismus in Hamburg mit allen Mitteln des Rechtsstaates.
Dieses Interview ist zuerst in SZENE HAMBURG 02/2025 erschienen.