„Ich nenne mich selbst eine Teilzeit-Transe. Fanny Fantastic ist mittlerweile keine Rolle mehr für mich. Sie ist ein Teil meiner Persönlichkeit, eine andere Seite von Christian. Daher besteht nicht die Gefahr, mich darin zu verlieren. Christian ist Fanny und Fanny ist Christian.
Das können viele nicht verstehen. Sie kommen mit der Lebensidee nicht klar, dass man sich als Mann, der fest im Leben steht, am Wochenende eine Perücke aufsetzt und sich schminkt. Auch meine Eltern waren anfangs skeptisch, heute sind sie stolz, auf das, was ich als Dragqueen erreicht habe. Es muss nicht jeder verstehen, aber für mich ist es mein Leben geworden, wochenends im Fummel durch die Welt zu laufen.
Angefangen hat das Ganze vor zehn Jahren an der Schauspielschule. Damals brauchten wir für ein Stück noch ein drittes Mädchen, da sagte der Regisseur: ,Christian, du hast das androgynste Gesicht. Wir schminken dich jetzt.‘ Ich habe die Rolle geliebt, es hat sich sofort richtig angefühlt. Später habe ich die Ausbildung abgeschlossen und die weibliche Rolle weiterverfolgt. Irgendwann ist Olivia Jones dann auf mich aufmerksam geworden und mittlerweile laufe ich Kieztouren, trete mehrmals die Woche auf und kann mich damit finanzieren.
Und ich bin noch lange nicht am Ende. Ich will mein Leben lang in der Travestieszene arbeiten. Mein großes Vorbild ist France Delon, eine Art Mentorin für mich. Sie ist eine Künstlerin, die schon in den Siebzigern aufgetreten ist. Heute ist der Mann, der sie spielt, 68 Jahre als und steht noch immer auf der Bühne. Da will ich auch irgendwann hin. In High Heels Richtung Rente.“
/ Max Nölke