Studis besetzen einen Raum in der HafenCity Universität. Das Wohnzimmer ist Lernraum, Filmsaal, Kneipe und Aufenthaltsraum in einem
Das Mobiliar im sogenannten „Wohnzimmer“ ist gemütlich und altmodisch. Man möchte darin versinken und fühlt sich an den letzten Besuch bei den Großeltern erinnert. Nur die Wände sehen nicht aus wie bei Oma. Sie sind plakatiert mit Appellen, die gegen Sexismus, Rassismus und jegliche Art von Diskriminierung mobilisieren. Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Szenario nicht weiter vom typischen Studentenalltag an einer Universität. Hier an der HafenCity Universität (HCU) jedoch ist das alles noch Neuland.
Die HCU, die ursprünglich ihre Standorte in der City Nord und Mundsburg hatte, ist erst vor drei Jahren in den Neubau direkt am Wasser in der HafenCity gezogen. Das Gebäude ist erwartungsgemäß modern, wird aber dominiert von einer kühlen Beton-Ästhetik sowie fast schon steril wirkenden Räumen, die es noch mit Wohnlichkeit und Leben zu füllen gilt. Dieser Aufgabe widmen sich unter anderem die Studierenden von „freiRaum“. Inspiriert von dem Prinzip der Gemeinschaft im Gängeviertel und dem studentischen Café Knallhart fassten sie einen Entschluss: „Lasst uns in der Uni etwas besetzen!“ So entstand der Ort, der mittlerweile als das „Wohnzimmer“ bekannt ist.
Der Raum, der von Seiten der Uni ursprünglich als reiner Lernraum vorgesehen war, ist mittlerweile nicht nur gemütlich, sondern auch eine Plattform für politischen und kulturellen Austausch und eine Möglichkeit, Kontakte außerhalb des Studiengangs zu knüpfen. Die aktiven Studenten zeigen Filme, organisieren einen Kneipenabend und Vorträge und haben eine Verschenk-Station und einen Flyer-Ständer in den Raum integriert. Das Ziel ist nicht, die Prinzipien der Universität über Bord zu werfen, sondern Ecken zu schaffen, die anders sind. Die Studenten von freiRaum wollen Zufluchtsorte schaffen und das Denken etablieren, damit Lernen und Innehalten auch an der eigenen Hochschule möglich ist. Der Raum ist selbstverwaltet, daher sind jegliche Veränderungen seitens der Studierenden, zum Beispiel selber irgendwo ein Sofa aufstellen, sehr willkommen.
Text & Fotos: Polina Slyusar
„Wohnzimmer“ im 1. OG, bei den Lernräumen in derHafenCity Universität, Überseeallee 16 (HafenCity)
Who the fuck is…
Der Text ist ein Auszug aus dem SZENE HAMBURG Uni-Extra (Ausgabe Herbst/Winter 2017/18)