Deer Anna: Innenleben zum Hören und Sehen

Die Hamburger Sängerin und Songschreiberin gilt als große Hoffnung im hiesigen Indie-Pop-Kosmos und veröffentlicht nun ihr erstes Album „Sometimes I’m Dizzy When I Scream“. Ein Kurzgespräch 
Setzt voll auf DIY: Deer Anna  (©Alexander Schliephake)

SZENE HAMBURG: Deer Anna, es ist rund ein Jahr her, als du den Hamburger Musiknachwuchspreis Krach + Getöse erhieltst. Inwieweit hat dir der Award karrieremäßig geholfen?

Deer Anna: Zum einen habe ich über ihn viele neue und interessante Menschen kennengelernt. Zum anderen hat mich die Auszeichnung insgesamt einfach sichtbarer gemacht, vor allem in der Hamburger Musikszene. Außerdem hatte ich durch Krach + Getöse die Möglichkeit, mit meiner Band bei großen Hamburger Festivals zu spielen, zum Beispiel beim MS Dockville, bei der Millerntor Gallery und beim Reeperbahn Festival, womit für mich ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen ist. Dadurch konnte ich viele Leute mit meiner Musik erreichen, die mich tendenziell vorher noch nicht kannten.

Musik zu spielen oder auch zu hören, ist für mich einfach etwas sehr Befreiendes und eines der schönsten Gefühle, die es gibt.

Deer Anna

Jetzt erscheint mit „Sometimes I’m Dizzy When I Scream“ dein erstes Album. Aufgenommen wurden die Songs in einem Haus an der Ostsee. Warum dort?

Dass wir nicht in einem „normalen“ Studio, sondern in einem Ferienhaus aufgenommen haben, hatte mehrere Gründe. Zum einen war es mir wichtig, für die Aufnahmen mal aus der Stadt rauszukommen und mich komplett von meinem Alltag zu lösen. In dem Haus an der Ostsee waren wir recht abgeschottet von der Außenwelt und hatten sehr viel Ruhe, wenig Ablenkung und viel Natur um uns herum. So konnten wir uns komplett auf die Musik konzentrieren. Außerdem haben meine Band, mein Produzent und ich für den Zeitraum der Aufnahmen zusammen in dem Haus gewohnt. Wir sind morgens mit einem gemeinsamen Frühstück in den Tag gestartet und konnten auch abends immer entspannt zusammensitzen, was insgesamt für eine sehr schöne, verbindende Stimmung während der Aufnahmen gesorgt hat.

Melodiöser Indie-Pop mit ganz viel Gefühl

In den Songs trifft melodiöser Indie-Pop auf alle denkbaren Gefühlswelten im Text. Immer wieder heißt es, du würdest Musik als Ventil nutzen. Kannst du einmal konkret beschreiben, wie das für dich funktioniert?

Musik zu spielen oder auch zu hören, ist für mich einfach etwas sehr Befreiendes und eines der schönsten Gefühle, die es gibt. Ich finde es sehr cool, was für starke Emotionen Musik in einem auslösen kann. Wenn mich ein Song emotional berührt, hilft mir das oft auch, mit meinen eigenen Gefühlen besser klarzukommen und mich zu beruhigen. Außerdem finde ich es persönlich recht schwierig, meine Gefühle zu beschreiben und anderen Leuten zu erklären, wie es mir geht. Wenn ich aber einen neuen Song schreibe, wird mir oft klarer, was gerade so in mir abgeht. Das Zusammenspiel zwischen den Assoziationen und Gefühlen, die auf der einen Seite durch den Text und auf der anderen Seite durch den Sound eines Songs hervorgerufen werden, kommt für mich einfach viel näher daran, einen Zustand oder eine Emotion zu beschreiben, als es nur mit Worten möglich wäre.

Du machst nicht bloß Musik, sondern bist auch zum Beispiel für das Cover-Artwork und die Gestaltung von Merch-Artikeln verantwortlich. Wie wichtig ist dir der DIY-Gedanke bei deiner Kunst?

Schon sehr wichtig. Vor allem, wenn es um Visuelles in Verbindung mit meiner Musik geht, zum Beispiel um Cover-Artworks, Merchandise, Musikvideos und so weiter. Ich finde es schwierig, meine Musik vom Visuellen oder auch von mir als Privatperson zu trennen. Für mich hängt das alles zusammen und mir ist es deshalb auch sehr wichtig, da so viel wie möglich selber zu machen. Bevor ich angefangen habe, meine Musikkarriere ernster zu verfolgen, wollte ich eigentlich Kunst studieren. Allerdings wurde ich an allen Unis, an denen ich mich beworben hatte, abgelehnt. Jetzt kann ich diesen Teil von mir einfach mit meiner Musik verbinden.

Sometimes I’m Dizzy When I Scream“ erschien am 1. September auf DanCan Music/The Orchard

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 09/2023 erschienen.

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