Der Kling-Kosmos findet seine Vollendung, befand ein Teil der Redaktion; leider doof, weil klamaukiges Kasperletheater, der andere
Der Kleinkünstler Marc-Uwe Kling will einen Roman schreiben. Gerade als er „Ding Dong macht es an der Tür“ schreibt, macht es tatsächlich „Ding Dong“ und ein Känguru steht vor seiner Tür. So beginnt die Theaterfassung des riesigen Bucherfolgs „Die Känguru-Chroniken“ des Kabarettisten Marc-Uwe Kling. Er berichtet darin von einem kommunistischen Känguru, dass seine Wohnung und sein Leben okkupiert. Trotz marxistischer Lippenbekenntnisse erweist sich dieses Beuteltier bald als ausgesprochener Opportunist, was Methode hat: In Klings Universum sind Absurditäten normal und Regeln da, um gebrochen zu werden. Dass ihn das Känguru damit im Alltag in allerlei Schwierigkeiten bringt, versteht sich von selbst.
Regisseur Hans Schernthaner holt das in seiner Bearbeitung nicht nur treffsicher heraus, er bringt die Satire mit den Mitteln des Theaters zur Vollendung. Das Känguru (Robert Zimmermann) inszeniert er mit großen Ohren und Känguruschwanz als durchgeknallten Kumpel im Anzug, mit dem man richtig gut feiern kann und Kling (Stephan Möller-Titel) liefert sich mit der Polizei und dem kapitalistischen Pinguin von nebenan Jagdszenen in Vaudeville-Manier. Ein weiteres Mitglied in der Kopf-WG des Marc-Uwe ist Musiker Uwe-Marc (Florian Miro), der die Handlung am Piano mit dem passenden Soundtrack unterlegt. Johannes Merz und Katrin Gerken geben in diversen Nebenrollen zum Beispiel als Nazi, Polizist oder Klings Verlegerin dem skurrilen Alltag des Duos die notwendigen Facetten, die Besuche beim Arbeitsamt und beim Psychologen gehören zu den Highlights des Abends. Der Psychologe zeigt zum Glück Verständnis – er lebt mit einem Gnu zusammen.
/ Kritik von Reimar Biedermann erschienen am 05/2016 in SZENE HAMBURG
Altonaer Theater, Premiere: 17.4.2016
Foto: G2 Baraniak