Dass Lars Eidinger zuweilen missverstanden wird, ist nicht neu. Mindestens so bekannt ist, welche außergewöhnlichen darstellerischen Fähigkeiten er besitzt. In beiderlei Hinsicht bietet die Dokumentation „Lars Eidinger – Sein oder nicht sein“ die Möglichkeit, ein besseres Verständnis für Person und Figur zu erhalten. Regisseur Reiner Holzemer („Anton Corbjin – Most Wanted“) hat Eidinger neun Monate begleitet und nähert sich dem Ausnahmetalent über sein Schauspiel an. In großen Teilen der Doku ist Eidinger bei den Proben der Salzburger Festspiele zu sehen – kompromisslos, einschüchternd, verausgabend. An einer Stelle schnauzt er den Theater-Regisseur Michael Sturminger erst verwundert, dann jähzornig an. Wie könne dieser sich Notizen machen, während er performt?! Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist hauchdünn.
Lars Eidinger verstehen? Nicht möglich
Die Doku, die im vergangenen Herbst auf dem 30. Filmfest Hamburg lief, zeigt Eidinger als einen Getriebenen und Suchenden – und doch bleibt er seltsam unnahbar. Selbst die wenigen, kurzen biografischen Rückblenden und die Thematisierung der engen Zusammenarbeit mit Regisseur Thomas Ostermeier helfen nicht, ihn zu verstehen und einzuordnen. Deutlich wird nur, dass sich der Mensch Eidinger erst beim Schauspielen offenbart, als spiele er sich selbst in unzähligen Varianten.
Die Dokumentation „Lars Eidinger – Sein oder nicht sein“, Regie: Reiner Holzemer, 92 Min., läuft ab dem 23. März im Kino.
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 03/2023 erschienen.