Filmkritik: „Dream Scenario“

„Dream Scenario“ mit Nicolas Cage ist eine düstere und zugleich urkomische Gesellschaftssatire
Für Paul Matthews (Nicolas Cage) wird ein unverhoffter Ruhm schon bald zum Albtraum (©DMC/A24/SQUARE PEG/SATURN FILMS)

Ob als Ehemann, Familienvater oder College-Professor, Paul Matthews (grandios: Nicolas Cage) ist von tragischer Durchschnittlichkeit. Etwas plump und unbeholfen stapft er in seinen schweren Wanderschuhen durch den Alltag, Interesse an ihm zeigen weder seine Teenager-Töchter daheim noch die Studenten im Hörsaal, wenn der Evolutionsbiologe über das Bewusstsein von Zebra-Herden doziert. Pauls Leben ändert sich schlagartig, als er beginnt, in den Träumen anderer Menschen aufzutauchen, erst bei seiner Tochter, dann bei seinen Studenten, schließlich weltweit. Nicht, dass der nerdige Professor dort Spektakuläres vollbringt, nein, er schaut den Betroffenen gleichgültig zu, weder Endzeitspektakel noch Alligatoren-Angriff berühren ihn. Ganz anders in der Realität: Die Aufmerksamkeit und sein ungewohnter Ruhm als virale Sensation genießt er in vollen Zügen, doch bald schon verwandeln sich jene kollektiven Erscheinungen in gewalttätige blutige Übergriffe und Paul ist kein tatenloser Zuschauer mehr. Aus Begeisterung wird Hass, der ihm überall entgegenschlägt.

„Dream Scenario“: Nicolas Cage in Höchstform

Dream Scenario
„Dream Scenario“ von Regisseur Kristoffer Borgli läuft ab dem 21.3. im Kino (©DMC/A24/SQUARE PEG/SATURN FILMS)

Der norwegische Regisseur Kristoffer Borgli („Sick of Myself“) persifliert in seinem englischsprachigen Debüt die Wankelmütigkeit des Massenpublikums. Virtuos jongliert er mit den Genres, hält aber immer Balance zwischen Komödie, Tragödie, Science-Fiction und Horrorfilm. „Dream Szenario“ ist trotz seines schwarzen, sarkastischen Humors auch die herzzerreißende Charakterstudie eines Durchschnittsbürgers auf der Suche nach dem Unerreichbaren. Jene abenteuerlichen Traumsequenzen unterscheiden sich in der Bildsprache kaum von den realen Szenen. Das grobkörnig fast Dokumentarische suggeriert Nähe zur Wirklichkeit, gibt dem Absurden eine surreale Glaubwürdigkeit.

Nicolas Cage („Pig“) läuft in der Rolle des Paul Matthews zur Höchstform auf. Der unkonventionelle Schauspieler, eher bekannt für sein extremes Overacting, erfindet sich als unauffälliger, glückloser Akademiker, der verzweifelt versucht, seine Schwächen zu kaschieren, noch einmal neu – ohne jede Gier auf Pointen. 

„Dream Scenario“, Regie: Kristoffer Borgli. Mit Nicolas Cage, Lily Bird, Julianne Nicholson. 102 Min. Ab dem 21. März 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 03/2024 erschienen.

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