Texte von Paula Budnik, Sirany Schümann, Marco Arellano Gomes und Erik Brandt-Höge
Kunsthalle Hamburg: Sieben Jahrhunderte Kunstgeschichte
Hohe, mit Stuck verzierte Decken, massive weiße Säulen, rote Samtteppiche auf den Treppenstufen, unzählige goldene Bilderrahmen: So glamourös sieht es aus in der Hamburger Kunsthalle. Das über 150 Jahre alte Gebäude strotzt nur so vor Schnörkel und Verzierungen. Auch ohne Interesse an einer speziellen Ausstellung lohnt es sich, hier vorbeizukommen und sich einfach mal durch die Halle treiben zu lassen.
Die hat, eh klar, auch jede Menge Kunst zu bieten. Von Alten Meistern bis hin zu zeitgenössischer Kunst ist hier für jeden Geschmack etwas dabei. Neben wechselnden Präsentationen der renommierten Sammlungsbestände gibt es auch immer wieder neue Werke und Arbeiten in Form von Sonderausstellungen zu sehen. Das alles lockt jährlich mehrere Tausend Besucher an.
Die Hamburger Kunsthalle ist übrigens eines der wenigen Häuser, in denen ein Rundgang durch sieben Jahrhunderte Kunstgeschichte möglich ist. Zudem lädt das Museumscafé „Liebermann“ in der Lichtwark Galerie zum Verweilen ein. Ganz gleich, ob man der Kunsthalle wegen der Architektur, der Kunst, der Ruhe oder für ein heißes Getränk einen Besuch abstattet: Der Ort strahlt eine unwahrscheinliche Ruhe aus. Übrigens: Jeden ersten Donnerstag im Monat ist der Eintritt von 18 bis 21 Uhr frei.
Holthusenbad: Erholungswellen
Als „Bad mit Geschichte“ beschreibt das städtische Unternehmen Bäderland Hamburg das in Eppendorf gelegene Holthusenbad. Immerhin wurde die Therme bereits 1914 eröffnet. Stil und Charme blieben erhalten, davon abgesehen hat sich viel getan. Der Tempel für Entspannung und Wellness besticht durch ein angenehmes Ambiente – zum Schwimmen, Darniederliegen und Genießen. Das abwechslungsreiche Angebot samt Veranstaltungen und Kursen lässt keine Langeweile aufkommen. Wer gern unter freiem Himmel schwimmt, ist hier ebenfalls an der richtigen Adresse: Das Ganzjahresfreibad im Außenbereich ist mit 25 °C Wassertemperatur stets gut beheizt. Der Pool ist abends sogar unter Wasser beleuchtet. Staunen lässt einen die Badehalle mit ihrer runden Kuppel. Hier schwimmt man im 11 mal 23 Meter großen Becken bei 32 °C warmen Wasser genüsslich seine Bahnen. Zeitweilig verwandelt sich die Halle sogar in ein Wellenbad.
Wer es warm mag, für den gibt es die Therme mit 34 °C warmen Wasser oder das Heißliegebecken mit einer Temperatur von 37 °C. Einen Saunen-Bereich zum Dahinschmelzen gibt es selbstverständlich auch. Die Räume tragen illustre Namen wie „Kaffeestube“, „Glashütte“ und „Lichtspielhaus“. Hier kann der Frust des vergangenen Jahres hinweggespült werden. Wenn der kleine Hunger kommt, bietet sich ein Besuch des Restaurants & Cafés „Elvy“ an. Das Angebot reicht von Klassikern wie Pommes und Flammkuchen bis hin zu frischen Salaten. Wie heißt es so schön: Schwimmen geht durch den Magen.
LüttLiv: Das kleine Leben
Ein Zirkuszelt im Biergarten, überall Lichterketten, in Gold gerahmte Bilder und Fotos, kleine Vasen mit getrockneten Blumen: Allein die Aufmachung des LüttLiv wirkt wie ein Magnet an kalten Tagen. Im Herzen Barmbeks gelegen, direkt gegenüber vom Museum der Arbeit, ist es eine kleine Wohlfühloase abseits des Trubels, für den der Stadtteil bekannt ist.
Und dann erst das kulinarische Angebot: Zahlreiche Gerichte auf der regelmäßig wechselnden Speisekarte eignen sich besonders gut zum entspannten Schlemmen. Neben einigen Klassikern wie Hühnerfrikassee, Caesar Salad und Pizza, die hier in einem echten Pizzaofen gebacken wird, gibt es auch viele Kleinigkeiten, die sich perfekt für die Mitte, also zum Teilen eignen. Nur zwei Highlights: gerösteter Blumenkohl mit Sesam Sauce und Miesmuscheln. Wer es lieber süß mag, kommt am besten tagsüber und probiert sich bei Kaffee, heißer Schokolade oder hausgemachter Limonade durch die gut bestückte Kuchenvitrine. Alle Kuchen und Torten werden in liebevoller Handarbeit von der hauseigenen Konditorin gebacken und auf alten Porzellantellern mit Goldrand serviert. Von veganen Törtchen bis Streuselkuchen ist hier für jeden etwas dabei.
Ganz gleich, ob bei gutem oder schlechtem Wetter und zu welcher Tageszeit: Im LüttLiv kann man in Ruhe ein paar Stunden verbringen. An verregneten Tagen ist das erwähnte und gut beheizte Zirkuszelt natürlich besonders gemütlich. Wenn man Glück hat, ist auch noch ein Plätzchen auf der alten Polstercouch frei, die an das Mobiliar von Oma und Opa erinnert.
Zeise Kinos: Das Szene-Kino
Wenn es draußen kalt wird, ist Kino-Hochsaison. So auch in den Zeise Kinos in Ottensen. Die kuscheligen roten Sessel laden dazu ein, bei angenehmen Temperaturen mit Freunden oder Familie Platz zu nehmen und sich in fremde Welten, exotische Länder und spannende Abenteuer entführen zu lassen. Nirgends kann die stressige Realität so einfach für zwei bis drei Stunden außen vor gelassen werden. Technisch sind die Zeise Kinos mit ihren insgesamt drei Sälen und 523 Plätzen auf dem neuesten Stand. Das Kino 1 gilt zudem als einer der schönsten Kinosäle Deutschlands. Schon der Standort des Kinos ist einzigartig: mitten im Szeneviertel Ottensen, in einer ehemaligen Schiffsschrauben-Fabrik.
Das Kino strahlt – gerade in dieser Umgebung – eine unvergleichliche Gemütlichkeit aus: roter Teppich, Filmplakate an den Wänden, ein liebevoll gestalteter Tresen, eine Tafel mit den aktuellen Filmauflistungen. Kurz: Es fällt leicht, sich hier wohl zu fühlen. Das regelmäßig ausgezeichnete Programm weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Für den Film-Mix ist Matthias Elwardt verantwortlich, der seit 2019 die Zeise Kinos leitet und zuvor fast 30 Jahre lang im Abaton tätig war. Diese Erfahrung macht den Unterschied und sorgt für die Beliebtheit des Kinos. Ob Arthouse oder Blockbuster mit Anspruch: Hier wird Wert auf Filmgenuss gelegt. Previews und Premieren mit Filmemachern, aber auch Sneak-Previews, Film-Quizze, Slam-Abende und ein buntes Kinderprogramm machen den Besuch in der Friedensallee darüber hinaus zu etwas Besonderem.
Alster-Rundfahrt: Über Hamburgs blaues Herz
Sich einfach mal eine Auszeit nehmen und mit dem Schiff auf der Alster herumschippern: In Hamburg ist das täglich möglich. Eine Alsterrundfahrt verspricht eine kontemplative Auszeit, um auf andere Gedanken zu kommen, die wundervolle Aussicht zu genießen und sich einer 160-jährigen Tradition hinzugeben. Es ist eine Stadtrundfahrt der besonderen Art – für alle, die nah am Wasser gebaut sind, aber auch für jene, die das Wasser gezielt suchen. Die flotte Flotte der Alsterdampfer bringt einen sicher durch die unzähligen Kanäle und überzeugt mit ihren großzügigen Innenräumen und Panorama-Blicken.
Die Schiffe stammen aus verschiedensten Epochen und könnten unterschiedlicher nicht sein: Ob von der Alstertouristik GmbH oder dem Alsterdampfschifffahrt e. V. – die Dampfer sind Tradition pur und doch auch modern ausgestattet. Mit dem originalgetreu restaurierten Museumsschiff „Aue“ ist inzwischen auch ein Flussfahrt-Pionier aus längst vergangenen Tagen auf die Alster zurückgekehrt. In dieselbe Kategorie fällt der 1876 auf der Hamburger Reiherstiegwerft gebaute Dampfer „St. Georg“ (einst: „Falke“) – das älteste betriebsfähig erhaltene Fahrzeug des Hamburger Nahverkehrs und sogar das älteste Dampfschiff Deutschlands. Der seit 1994 wieder im Einsatz befindliche Zwei-Zylinder ist ideal, um schippernd ordentlich Dampf abzulassen. Selbstverständlich darf hierbei das charakteristische „Tut! Tuuuuut!“ nicht fehlen. Es soll ja schließlich jeder mitkriegen, dass man sich eine Alster-Rundfahrt gönnt.
Drip Bar: Heimeligkeit hinter Vorhängen
Die schweren, grünen Samtvorhänge beiseite gezogen, und man ist drin in der Drip Bar. Das im Süden St. Paulis gelegene Lokal zählt zu den sogenannten Speakeasy Bars – stammend aus einer Zeit, in der das öffentliche Ausschenken von hochprozentigem Alkohol noch untersagt war und somit leise gesprochen werden musste, damit Passenten nichts vom Geschehen mitbekamen. Ist längst alles anders, und dennoch: Die Speakeasys sind geblieben und erfreuen sich allein aufgrund ihrer gemütlichen Atmosphäre weiterhin großer Beliebtheit. Im gedimmten Licht der Hängeleuchten, zwischen edlen Tapeten und herausragendem Mauerwerk, wird es in der Drip Bar besonders schnell heimelig. Bestellt wird zudem nicht von konventionellen Getränkekarten, sondern aus dicken, schick eingeschlagenen Büchern. Der Fokus des Hauses liegt auf Spirituosen, genauer: auf dem Drippen. Die Schnäpse werden dafür mit diversen Kräuter veredelt. Ein Highlight: Der Drillinger, ein über Dill und Jasmin gedrippter Rum mit Limette, Zucker und Crémant. Lecker!
Reif für die Insel: StrandPauli
Ein Beachclub als Domizil für einen entspannten Jahresstart? Aber ja! Im StrandPauli machen die Palmen in der Wintersaison Platz für funkelnde Tannenbäume. Die Lichterketten, die sie schmücken, strahlen um die Wette mit der restlichen winterlichen Beleuchtung. Apropos strahlen: Heizstrahler, muckelige Feuertonnen und Kerzen auf den Tischen, beheizte Innenräume sowie überdachte und windgeschützte Außenplätze sorgen dafür, dass den Gästen ihr innerer Sommer hier nicht abhandenkommt.
Neben Restaurant, Bar und einem großen, transparenten Zelt hat das StrandPauli-Team sogar eine ganze gemütliche Skihütte aus dem Boden gezimmert. Bahnen zum Eisstockschießen komplettieren den Winterzauber an der Elbe. Weil sportliche Aktivität hungrig macht, ist das kulinarische Angebot vielfältig und reicht von Fondue (wahlweise mit Fleisch, Fisch, Käse oder vegan) über Pizza und Pannfisch bis zu Grünkohl mit Würstchen und Kaiserschmarrn. Glühwein, Apfelpunsch und winterliche Cocktails wärmen zusätzlich von innen. Und wenn man dann, Grünkohl mampfend und Glühwein trinkend, im Strandliegestuhl sitzt – mit freiem Blick auf Wasser, Schiffe und Kräne – und dann vielleicht plötzlich noch ein paar Schneeflocken vom Himmel gleiten, ist die Erholung im Winter Wonderbeach perfekt.
Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 01/2024 erschienen.