Filmkritik: Land of Dreams

Land of Dreams. Wfilm
Simin (Sheila Vand) trägt fleißig die Träume der Amerikaner:innen zusammen (Foto: W-Film)

„Land of Dreams“ ist eine politische Satire mit surrealer, traumgleicher Kraft in Tradition des großartigen Luis Buñuel, dessen Co-Autor Jean-Claude Carrière (†) das Drehbuch verfasst hat

Text: Britta Schmeis

Ein Staat, der die Träume seiner Bürger abfragt, um so einen Zugang zu ihrer Psyche zu erhalten, erscheint im 21. Jahrhundert gar nicht mehr so utopisch. Folglich könnte man „Land of Dreams“ fast als Abbild der Realität sehen. Tatsächlich aber ist diese Satire in der Regie des iranisch-stämmigen und in New York lebenden Duos Shirin Neshat und Shoja Azari eine surreale Erkundungsfahrt in die amerikanische Gesellschaft und eine groteske Auseinandersetzung mit ihr.

Simin: die Traumfängerin

Simin (Sheila Vand), eine verschlossen-zurückhaltende Frau mit iranischen Wurzeln, befragt Menschen in einer gar nicht so fernen Zukunft im Auftrag der US-Regierung nach ihren Träumen. Ohne ihre Arbeit sonderlich zu hinterfragen, fährt sie irgendwo im Mittleren Westen von Haustür zu Haustür. Einige erzählen ihr bereitwillig von diesen intimen Momenten, andere lehnen misstrauisch, manchmal auch ungläubig ab. Nach Feierabend verwandelt sich Simin in die von ihr Befragten, spricht ihre Träume auf Farsi und veröffentlicht diese Filmchen auf Social Media.

Der Spezialauftrag

Eines Tages wird sie für einen Spezialauftrag auserwählt: Sie soll die besonders renitenten Menschen einer iranischen Kolonie zu Antworten bewegen. Dabei wird sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Ihr Vater starb als Revolutionär bei Aufständen gegen den Islamischen Staat (IS). Für diesen Job wird ihr Alan (Matt Dillon), ein zynischer Macho-Cowboy, als Aufpasser zur Seite gestellt. Außerdem taucht immer wieder Mark (William Moseley), ein sanfter, herumstreunender Freigeist. Er taucht immer wieder wie aus dem Nichts auf und erklärt Simin beim ersten Treffen seine Liebe.

Reminiszenz an Carrières surreale Werke

Basierend auf einer aufwendig von Neshat recherchierten Vorlage haben Azari und der im vergangenen Jahr gestorbene Jean-Claude Carrière das Drehbuch verfasst, der langjährige Co-Autor von Luis Buñuel. Daher lässt sich „Land of Dreams“ auch in Erinnerung an Carrières surreale Arbeiten lesen. Ein Film, der mit seinen episodenhaften Szenen einen elegischen Sog entwickelt, dem sich kaum zu entziehen ist, dem bedrückenden wie skurrilen Szenario ohnehin nicht.

Land of Dreams“: Regie: Shirin Neshat, Shoja Azari. Mit Sheila Vand, Matt Dillon, Isabella Rossellini. 113 Min. Ab 3. November in den Kinos.

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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