Was macht der französische Taxifahrer in Tokio? Warum verrät der Mann einheimischen Kollegen in fließendem Japanisch Insider-Fahrtrouten? Jay, so heißt dieser erstaunlich ortskundige Gaijin (japanisch für Ausländer), hat dafür gewichtige Gründe. Seit nunmehr neun Jahren darf er seine Tochter Lily nicht sehen. Seine japanische Ex-Frau nahm die damals Dreijährige nach der Scheidung aus Paris wieder mit zurück in ihre Heimat. Jay wurde zum Opfer des rigiden japanischen Sorgerechtgesetzes, das besagt, dass Scheidungskinder nur eine Bezugsperson haben dürfen. Und wenn ein Elternteil japanischer Staatsbürger ist, hat der Gaijin äußerst schlechte Karten: Er darf seine Tochter somit erst legal treffen, wenn sie volljährig ist. Aktuell ist Lily zwölf, so lange kann und will er also nicht warten. Und so durchkämmt der Getriebene in seinem Taxi unablässig die 40-Millionen-Metropole auf der Suche nach seinem „Missing Part“ – im Grunde ein hoffnungsloses Unterfangen.
Der verlorene Teil: Ein Vater sucht seine Tochter in Tokio
Durch nimmermüdes Forschen gelingt es Jay schließlich, Lilys Schule ausfindig zu machen. Und eines schönen Tages steigt sie als Kundin in sein Taxi. „Une Part Manquante“, so der Originaltitel, ist der wohl unkitschigste Japanfilm aller Zeiten. Die typische Ikonografie des Landes der aufgehenden Sonne fehlt hier völlig. Wenn Jay und Lily im dritten Akt für einige Stunden aus Tokio ans Meer flüchten, um ein wenig heimliche Quality Time am Strand zu verbringen, huscht in einer Einstellung für gefühlte zwei Sekunden der Gipfel des Fuji durchs Bild, das reicht an Lokalkolorit. Der Fokus liegt ganz auf den zwei sehnsüchtigen Puzzleteilen, die endlich „klicken“ wollen. Denn nicht nur Jay zerreißt die Trennung innerlich, auch Lily hat schon lange ein „halb und halb“-Gefühl und sucht nach ihren europäischen Wurzeln. Doch das Gesetz duldet keine Ausnahmen. Die Vater-Tochter-Reunion wird nicht von Dauer sein. Trotzdem gelingt Regisseur Guillaume Senez der Kunstgriff, seiner extrem anrührenden Kinoperle ein zwar realistisches, aber dennoch hoffnungsvolles Ende zu verpassen.
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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