Filmkritik: Die Zeit, die wir teilen

Flirrendes Drama von Regisseur Laurent Lari­vière mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle und Lars Eidinger.
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Autor Tim Ardenne (Lars Eidinger) ist fasziniert von seiner Verlegerin Joan (Isabelle Huppert)(Foto: CAMINO Filmverleih)

Flirrendes Drama von Regisseur Laurent Lari­vière mit Isabelle Huppert und Lars Eidinger in den Hauptrollen

Text: Christopher Diekhaus

Einfach macht es Laurent Lari­vière dem Publikum nicht in sei­ner zweiten abendfüllenden Re­giearbeit, die von Anfang an zwi­schen unterschiedlichen Zeit­ ebenen hin­ und her wechselt. Es braucht eine Weile, bis man sich zurechtgefunden hat, ein Gefühl für die Figuren und ihre Bezie­hungen bekommt. Dreh­ und Angelpunkt der Handlung ist, das kristallisiert sich allerdings sofort heraus, die Verlegerin Joan Verra (Isabelle Huppert). Eine selbstbewusste Frau, die in Paris ihre große Liebe aus Jugend­tagen wiedertrifft. Nach dieser zufäl­ligen Begegnung fährt sie in ihr Landhaus, wo sie immer mehr in die Welt ihrer Erinne­rungen abtaucht. Joan sei kühl und distanziert,beklagt an einer Stelle der leiden­schaftlich-­selbstzerstörerische Autor Tim Ardenne (voll in sei­ nem Element: Lars Eidinger), der sich rettungslos in sie ver­liebt hat.

Ein Spaziergang durch ein Leben mit Brüchen und Enttäuschungen

Ein Vorwurf, den man Larivières Film sicherlich nicht machen kann. „Die Zeit, die wir teilen“ erweist sich vielmehr als flirrend bebilderter Spaziergang durch ein Leben mit Brüchen und Enttäuschungen, über die wir die Protagonistin mehr und mehr kennenlernen. Wobei Vorsicht geboten ist: Joans Rückblicke und Gedanken sind, wie eine Enthüllung gegen Ende zeigt, stark von Wünschen und schmerzhaften Erfahrungen ge­prägt. Dass keine objektive, son­dern eine subjektive Sicht vor­ herrscht, unterstreichen schon die schwankende Tonlage und die sich oft verändernde opti­sche Gestaltung.

Auf der Zielgeraden kommt ein Twist

Der Regisseur zieht viele Register, kann aber nicht mit allen Kniffen überzeu­gen. Die Brechung der vierten Wand etwa wird willkürlich eingesetzt. Und gelegentlich gibt es merkwürdige Einschübe, deren Sinn sich nicht erschlie­ßen will. Bestes Beispiel: eine völ­lig aus dem Rah­men fallende Sex­szene mit einem Oktopus. Aus­drucksstark wie eigentlich immer spielt Isabelle Huppert gegen die Unebenheiten an und schafft es mehrfach, dem mäandernden Drama eine emotionale Tiefe zu verleihen. Auch auf der Zielgeraden, wo sich der erwähnte Twist offenbart, der bestimmt nicht jedem gefallen wird.

Regie: Laurent Larivière. Mit Isabelle Huppert, Lars Eidinger, Freya Mavor. 101 Min. Ab 31.8.

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