Filmkritik: „Evil Does Not Exist“

„Evil Does Not Exist“ gibt einen feinen Blick auf das fragile Verhältnis von Mensch und Natur
Hana (Ryo Nishikawa) ist sehr entdeckungsfreudig (©Pandora Film/NEOPA/Fictive)

Der japanische Autorenfilmer Ryūsuke Hamaguchi zählt seit seinem oscarprämierten Erfolg „Drive My Car“ (2021) zu den etablierten Stimmen des Independent Cinemas. Mit seinem neuen Film „Evil Does Not Exist“ wirft er einen kürzeren, aber feinen Blick auf das fragile Verhältnis von Mensch und Natur. Nach einer von wuchtiger Orchestermusik untermalten Kamerafahrt unter den Baumkronen eines Waldes hindurch ruht der unaufgeregte Blick der Kamera auf Takumi (Hitoshi Omika). Er hackt Holz und schöpft frisches Quellwasser für die Dorfgemeinschaft Mizubikis. Der naturverbundene Alltag Takumis, seiner entdeckungsfreudigen Tochter Hana (Ryo Nishikawa) und der gut vernetzten Nachbarschaft gerät in Aufruhr, als zwei Vertreter einer Agentur aus Tokio im Ort ihr Glamping-Projekt vorstellen …


„Evil Does Not Exist“: Dorfbebewohner versus städtischer Unternehmer

„Evil Does Not Exist“ ab dem 18. April 2024 im Kino (©Pandora Film/NEOPA/Fictive)

„Evil Does Not Exist“ folgt in langen Einstellungen dem bescheidenen Leben der Dorfbewohner und kontrastiert es mit den profitgesteuerten Vorhaben städtischer Unternehmen. Der Gefahr, hier in eine romantische Kapitalismuskritik abzugleiten, ist sich der Film bewusst. Hamaguchi gewährt Einblick in die Charaktere der beiden Städter (Ayaka Shibutani, Ryuji Kosaka), die ihre Überzeugung vom Glamping-Projekt spätestens auf der Infoveranstaltung in Mitzubiki verloren haben. Der anfängliche Antagonismus wird aufgeweicht, das fortan gezeigte Interesse der beiden Städter am Ort und dessen Bewohnern oszilliert raffiniert zwischen aufrichtigem Engagement und peinlicher Anbiederung, die zunehmend groteske Züge annimmt. Immer wieder durchstoßen zudem Jagdschüsse die klirrende Kälte des winterlichen Ortes und so entsteht – untermalt von Eiko Ishibashis großartiger Musik – bald die unheilvolle Vorahnung, dass die Geschichte in Mizubiki kein gutes Ende nehmen wird.
Ryūsuke Hamaguchi arbeitet in „Evil Does Not Exist“ im Kleinen die zerbrechliche Balance von Mensch und Natur heraus, und entlässt den Zuschauer nach seinem denkwürdigen Finale mit einer nebligen, naturgewaltigen Totale aufgewühlt in den Abend.

Evil Does Not Exist – Regie: Ryūsuke Hamaguchi. Mit Hitoshi Omika, Ryo Nishikawa, Ayaka Shibutani, 106 Min. Ab dem 18. April 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 04/2024 erschienen.

Abonniere unseren Newsletter!

Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg.

Unsere Datenschutzbestimmungen findest du hier.

#wasistlosinhamburg
für mehr Stories aus Hamburg folge uns auf