Filmkritik: „Joyland“

„Joyland“, das Langfilmdebüt von Regisseur Saim Sadiq, ist ein konfliktreiches Familienmelodrama in eindrücklichen Bildern
Haider (Ali Junejo, r.) kommt der lebensfrohen trans Frau Biba (Alina Khan) nicht nur beruflich näher (©Filmperlen)
„Joyland“ ist ab dem 9. November 2023 im Kino (©Filmperlen)

Bereits im vergangenen Jahr machte „Joyland“, das Langfilmdebüt von Regisseur Saim Sadiq, von sich reden: als erster pakistanischer Beitrag im Programm der Filmfestspiele von Cannes. Die Juroren belohnten ihn direkt mit dem Jury-Preis im Wettbewerb „Un Certain Regard“ und der Queer Palm. Die Liebesbeziehung zwischen einem verheirateten Mann und einer trans Frau ist jedoch nur eine Handlungsebene in dem vielschichtigen Melodram.

In der pakistanischen Großstadt Lahore leben Haider (Ali Junejo) und seine Frau Mumtaz (Rasti Farooq) sowie sein Bruder Saleem (Sohail Sameer) mit dessen Frau Nucchi (Sarwat Gilani) und den vier Töchtern auf engem Raum zusammen. Gemeinsam kümmern sie sich um Haiders und Saleems Vater (Salmaan Peerzada). Dieser wünscht sich einen männlichen Nachkommen in der Familie Rana. Weil Haider kinderlos ist und keine Arbeit hat, muss er von seinem Vater viel Kritik einstecken. Erst als er einen Job in einem Tanztheater annimmt, erhält er Anerkennung. Doch seine Frau Mumtaz, eine erfolgreiche Kosmetikerin, muss von nun an zu Hause bleiben und sich mit ihrer Schwägerin um den Haushalt kümmern. Was Haiders Vater nicht weiß: Sein Sohn arbeitet nicht – wie angegeben – als Manager im Theater, sondern als Background-Tänzer für die trans Frau Biba (Alina Khan), in die er sich bald verliebt …

Subtile Kritik an traditionellen Rollenbildern

Neben der queeren Romanze, die dazu führte, dass der Film kurzzeitig in Pakistan verboten wurde, thematisiert Sadiq vor allem Transfeindlichkeit und die vorherrschenden patriarchalischen Familienstrukturen. Auf subtile Art übt er Kritik an traditionellen Rollenbildern. Diese erlauben es keiner Figur innerhalb der verstockten Familie Rana, offen so zu leben, wie sie möchte. Was die Charaktere nicht aussprechen, übernehmen stattdessen starke, kontrastreiche Bilder, erzeugt durch eine oft beobachtende Kamera. Das 4:3-Format visualisiert die Enge, die im Haus der Familie und auch in der Gesellschaft herrscht. Der standhafte Gegenpol dazu: Tänzerin Biba, die sich für niemanden verbiegt – eindrucksvoll gespielt von Alina Khan. Diese Stärke wird im Film versinnbildlicht, wenn Haider einen riesigen Pappaufsteller von Biba auf seinem Roller transportiert. The show must go on – auch im Patriarchat.

Joyland“, Regie: Saim Sadiq. Mit Ali Junejo, Rasti Farooq, Alina Khan. 126 Min. Ab dem 9. November 2023 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 11/2023 erschienen.

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