„The Holdovers“: Mit dem Latein am Ende


Was gibt es Schöneres, als die Weihnachtsferien mit dem Latein-Lehrer zu verbringen? In „The Holdovers“ mit Paul Giamatti in der Hauptrolle beweist Regisseur Alexander Payne, dass es wenig braucht, um einen grandiosen Film zu produzieren
Diese weihnachtliche Runde wirkt friedlicher als sie ist (©Focus Features)
„The Holdovers“, seit dem 25. Januar im Kino (©Focus Features)

Der neue Film von Alexander Payne hat die Aura einer ausgegrabenen Filmperle aus den Siebzigern. Das beginnt schon beim auf Retro getrimmten „Focus Features“-Logo und findet in Set-Design und Kameraarbeit die Vollendung. „The Holdovers“ markiert Paynes erste Zusammenarbeit mit Paul Giamatti seit dem Oscar-prämierten „Sideways“ von 2004. Wir schreiben das Jahr 1970. Paul Hunham unterrichtet seit einer gefühlten Ewigkeit klassische Sprachen an der Barton Academy, einem elitären Jungs-Internat in New England. Für seine versnobten Schüler hat der grimmige Lehrer mit dem irritierenden Silberblick nur Verachtung übrig, folglich lässt er sie reihenweise durch die Prüfungen rasseln. Der unnahbare Angus Tully (Dominic Sessa) heimst als einziger Schüler auch mal ein „B+“ ein. Als Angus erfährt, dass seine Mutter Weihnachten lieber mit ihrem neuen Lover verbringen will, fällt ihm der schwarze Peter des „Holdovers“ zu, eines Schülers also, der die Festtage in der verwaisten Lehranstalt zubringen muss. Der alleinstehende Mr. Hunham wird ihm als Aufsicht aufs Auge gedrückt. Damit das Duo nicht verhungern muss, kommt noch Schulköchin Mary (Da’Vine Joy Randolph) dazu. Die beklagt einen just in Vietnam gefallenen Sohn, ist also ebenfalls ungeeignet, die trübe Stimmung aufzulockern.

Nicht von Dauer, verändert aber das Leben

Naheliegend wäre nun, dass die drei Trauerklöße eine Ersatzfamilie bilden. Doch solch sentimentale Fahrwasser umsteuern Payne und sein Drehbuchautor David Hemingson zum Glück. Es ist eher ein trotziger Teamgeist, der bei dem Trio erwacht. Gemeinsam werden Weihnachtspartys und Kneipen besucht. Die Gruppendynamik gipfelt schließlich in einem kathartischen Trip ins nahe Boston. Doch Payne ist zu sehr Realist, als dass er in dem Dreierbund mehr als eine dem Moment geschuldete Notgemeinschaft sähe. Der Bund der „Holdovers“ wird nicht von Dauer sein, wohl aber ihre Leben für immer verändern. Und so entlässt einen der Film mit banger Sorge um die Hauptfigur. Vielleicht ist das der tiefere Grund, warum ihm kein Weihnachts-Starttermin vergönnt war …

„The Holdovers“, Regie: Alexander Payne. Mit Paul Giamatti, Da’Vine Joy Randolph, Dominic Sessa. 133 Min. Ab 25.1.

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 02/2024 erschienen.

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