Filmkritik: „Saint-Exupéry – Die Geschichte vor dem kleinen Prinzen“

„Saint Exupéry  ist eine poetische Ode an die Freundschaft zweier kühner Pioniere der Luftfahrt
Scheut auch Schnee und Eis nicht, um seinen Freund zu retten: Louis Garrel als Saint-Ex (©Chey)

Mit seiner Schilderung der makabren Odyssee des Leichnams von Eva Perón im Film „Eva Doesn’t Sleep“ bewies der französisch-argentinische Autorenfilmer Pablo Agüero bereits 2015 virtuoses Talent für den Mix aus Fakten und Fiktion, Spekulation und Recherche. Er bleibt dem Stilprinzip treu, bezeichnet sein neues Leinwandepos als Hommage an Antoine Saint-Exupérys „Der Kleine Prinz“.

Agüero konzentriert sich dabei auf eine Woche, die das Leben des Fliegers und Schriftstellers entscheidend prägte. Argentinien, 1930. Saint-Ex (berührend: Louis Garrel), Pilot bei der Companie Aéropostale, bewundert seinen Freund und Kollegen, den legendären Henri Guillaumet (Vincent Cassel). Für die Luftpostfracht riskieren beide Männer immer wieder ihr Leben. Der Konkurrenzkampf gegen die rentablere Eisenbahn ist unerbittlich, die Schließung der Zweigstelle droht. Bei seiner 92. Überquerung der Anden stürzt Guillaumet in den unzugänglichen vereisten Bergen ab. Wo, weiß keiner. Saint-Ex ist überzeugt, der Freund lebt noch; weiß, er muss ihn retten, so wie es der Freund an seiner Stelle getan hätte.

„Saint Exupery“: Märchenhaft-philosophisches Plädoyer für Menschlichkeit

„Saint Exupéry“ ist seit dem 29. Mai 2025 im Kino 

Die Suche nach dem Vermissten übersteigt bei Weitem seine Fähigkeiten als Pilot, doch es ist die Fantasie des Künstlers, seine visionäre Kreativität, die ihn wahnwitzig klingende Lösungen finden lässt, wie auf den warmen Luftströmen zu fliegen wie ein Kondor. Seine Begegnungen und Entdeckungen, die er während dieser Tage macht, inspirierten ihn zehn Jahre später zu der Erzählung vom kleinen Prinzen. Agüero wuchs in extremer Armut auf, Exupérys märchenhaft-philosophisches Plädoyer für Menschlichkeit und Freundschaft gab ihm Halt, ermutigte ihn als Kind, sich sein eigenes imaginäres Universum zu schaffen. Der symbolisch etwas überfrachtete Film beeindruckt durch seine eigenwillige visuelle Kraft. Kamerafrau Claire Mathon („Porträt einer jungen Frau in Flammen“) kreiert kunstvolle Wolkenwelten. Ihre rauen, majestätischen Gebirgszüge und monochromen Schneestürme erinnern an japanische Tuschezeichnungen, raffiniert und zugleich puristisch. Fantasie und Realität überschneiden sich, wenn die Landebahn zum Nachtclub mutiert, ein Zug im Tango-Rhythmus rattert, Ironie auf Melancholie trifft. 

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 06/25 ERSCHIENEN. 

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