Gender Mainstreaming: Fokusreihe startet auf Kampnagel

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Foto: Simone Stanislai

Gender Mainstreaming: Uta Lambertz, Dramaturgin und Kuratorin auf Kampnagel, über die neue Fokusreihe mit queer-feministischen Performances.

Interview: Sophia Herzog
Foto (o.): Simone Stanislai

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Uta Lambertz, Kampnagel-Kuratorin. Foto: Janto Djassi

SZENE HAMBURG: Gender Mainstreaming ist seit Ende der 90er Jahre ein erklärtes Ziel der EU und meint die Gleichstellung der Geschlechter. Wie setzen die Inszenierungen der Fokusreihe diesen Begriff um?

Es ist immer noch oder sogar mehr denn je wichtig, für Geschlechtergerechtigkeit einzutreten. Das wird offensichtlich, wenn wir Geschlecht nicht auf „Mann“ und „Frau“ reduzieren, sondern in den Blick nehmen, wie sehr trans- und inter-Personen, aber auch alle Nicht-Heterosexuellen tagtäglich um ihre Würde und Anerkennung kämpfen müssen.

Das Stück „MDLSX“ der italienischen Gruppe Motus zum Beispiel rückt eine Person zwischen den Geschlechtern in den Fokus (Foto). Die großartige Schauspielerin Silvia Calderoni zeigt, was für ein Kampf es sein kann, nicht in Kategorien zu passen, stellt gleichzeitig ins Zentrum, wie schön es ist, sich nicht begrenzen zu lassen.

Meine zweite Empfehlung ist ein ungewöhnlicher Stadtspaziergang, für jeweils eine Person: „Walking: Holding“. Die Theatermacherin Rosana Cade hatte die Idee, Gäste Hand in Hand mit Unbekannten durch die Straßen spazieren zu lassen. Sie können erleben, wie es sich anfühlt, den Blicken Unbeteiligter ausgesetzt zu sein, wie es Nicht-Heterosexuelle oft erleben.

Seht hier den Trailer zu „Gender Mainstreaming“ auf Kampnagel

https://www.facebook.com/kampnagel/videos/2158903687537287/

Wie weit ist unsere Gesellschaft in Sachen Geschlechtergleichstellung?

Man würde meinen, Deutschland sei da auf einem guten Weg. Aber viele Errungenschaften sind noch sehr jung: Zum Beispiel sind sexuelle Nötigung und Vergewaltigung in der Ehe erst seit 1998 auch als solche strafbar; das Bild der Frau als Eigentum oder Untergebene des Mannes steckt noch in vielen Köpfen. Und aktuelle Diskussionen um die Abtreibungs-Paragraphen §218 und §219a zeigen, wie eingeschränkt die Selbstbestimmung der Frau bis heute ist.

Übergriffe gegen queere Menschen sind immer noch an der Tagesordnung. Gerade rechte Bewegungen ziehen den Begriff des Gender Mainstreaming gerne ins Lächerliche, um gegen Geschlechtergerechtigkeit zu poltern. Dahinter steht eine Ideologie, die alles ablehnt, was nicht in die Norm passt. Um zu verstehen, dass eine demokratische Gesellschaft sich entschieden dagegen wehren muss, dazu reicht ein Blick in die USA, die Türkei oder nach Ungarn, wo Menschen wegen ihrer Genderzugehörigkeit um ihre Leben fürchten müssen.

Was entgegnest du Menschen, die finden: Jetzt reicht es auch wieder mit Gender- und Me-Too-Debatte?

Oft kommt das von Menschen, die nicht selbst von der Debatte betroffen sind. Ich halte die Debatte aber für wichtig und wenn mir das jemand sagt, frage ich sie, warum sie das glauben? Und ob sie meinen, dass die Menschen, die zum Beispiel homo- oder transphobe Angriffe, sexuelle Übergriffe oder Vergewaltigungen erlebt haben, das wohl genauso sehen. Zu solchen Diskussionen wollen wir auch im Rahmen von Gender Mainstreaming einladen.

„Gender Mainstreaming“: Performances, Queerfeminismus, Queercomedy: Kampnagel, 7.-10.3.


 Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, März 2019. Das Magazin ist seit dem 28. Februar 2019 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich! 


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