Noch sieht er aus wie ein gewöhnlicher Linienbus, von denen viele durch Hamburg fahren. Doch schon im neuen Jahr 2025 sollen Wände und Fenster bunt beklebt sein – so wie der erste Duschbus von GoBanyo, der am 5. Dezember 2019 zum ersten Mal im Einsatz war. Obdachlose Personen haben an diesem Datum probegeduscht, zwei Tage später ging der reguläre Betrieb los. Fünf Jahre später hat GoBanyo mit seinem Projekt mehr als 29.000 Duschgänge für wohnungs- und obdachlose Menschen ermöglicht. Der Duschbus ist mittlerweile an fünf Tagen in der Woche auf den Straßen Hamburgs unterwegs – und wird dadurch stark beansprucht. Jede der drei eingebauten Kabinen, eine davon barrierearm, wird nach einem Duschgang mit 90 Grad heißem Wasser desinfiziert – „da muss so ein Bus einiges aushalten“, sagt GoBanyo-Geschäftsführer Joko Weykopf. „Deswegen müssen wir Verstärkung ranholen, damit der erste Bus mal in Kur gehen kann über längere Zeit und wir auch ein bisschen flexibler sind.“
Verstärkung kommt in diesem Fall von der Hamburger Hochbahn, die der gemeinnützigen GmbH schon den ersten Bus geschenkt hatte. „Für uns ist das ein wirkliches Herzensprojekt, deswegen sind wir auch von Stunde Null an dabei gewesen“, sagt Merle Schmidt-Brunn, Hochbahn-Vorstandständin für Finanzen und Nachhaltigkeit. Zum fünfjährigen Jubiläum übergab das Verkehrsunternehmen ein weiteres ausrangiertes Fahrzeug an GoBanyo. Ein Umbau zum zweiten Duschbus nach Vorbild des ersten ist geplant, was ungefähr sechs Monate dauert. Kostenfaktor: um die 300.000 Euro. Dafür ist GoBanyo auf Spenden angewiesen. Auch ehrenamtliche Unterstützung wird immer benötigt, mehr als 500 Helferinnen und Helfer haben sich in der Vergangenheit bereits engagiert.
GoBanyo versucht Würde zurückzugeben
Dominik Bloh hofft, dass der zweite Bus schon ab Sommer 2025 zum Einsatz kommen kann. „Menschen verlassen sich auf uns. Deswegen haben wir uns entschieden, einen zweiten Bus zu haben, damit wir auf jeden Fall immer mit einem auf der Straße sein können“, sagt der Schriftsteller und Botschafter von GoBanyo, der selbst lange auf der Straße gelebt hat. Dort kam ihm die Idee zu einem Duschbus für obdachlose Menschen, die er Jahre später mit tatkräftiger Unterstützung in die Tat umsetzen konnte. „Wer sich sauber und wohlfühlt, der hat auch Selbstwertgefühl, der hat Selbstbewusstsein, der hat Selbstachtung. All das geht auf der Straße verloren. Wir versuchen Würde zurückzugeben und das ermöglicht auch den Mut, die nächsten Schritte zu machen“, so Bloh. Die Vision von GoBanyo ist allerdings, Obdachlosigkeit und die Wohnkrise zu beenden. „Dann können wir eines Tages mit den Bussen vielleicht auf Festivals gehen, da können Duschen manchmal auch gut gebraucht werden.“
Bis dahin ist GoBanyo donnerstags vor dem Millerntor-Stadion, freitags, samstags (FLINTA*-Tag) und sonntags auf dem Steintorplatz am Hauptbahnhof und montags beim Rathaus Altona zu finden. Das Team bietet Betroffenen zusätzlich zum kostenfreien Zugang zu sauberen und sicheren Sanitäranlagen auch neue Unterwäsche, saubere Kleidung, Pflegeartikel und Heißgetränke an. Neben den Duschbussen hat die gemeinnützige GmbH viele weitere Projekte rund um das Thema Obdach- und Wohnungslosigkeit auf den Weg gebracht und organisiert auch Bildungsveranstaltungen in Schulen und anderen Einrichtungen.
Auch der Kältebus Hamburg ist für obdachlose Menschen im Einsatz
Seit November ist auch der Kältebus Hamburg wieder auf den Straßen der Stadt unterwegs und verteilt Isomatten, Schlafsäcke und warme Kleidung oder bringt obdachlose Menschen in Unterkünfte.