Haiyti hat Eier

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Abseits der Kommerz-Maschine erlebt Haiyti derzeit einen großen Hype. Die junge Hamburger Rapperin im Nicht-Interview

Dirty South aus City Nord: Die Hamburger Rapperin Haiyti aka Robbery gilt als neue Hoffnungsträgerin in Sachen HipHop aus der Hansestadt. Mit der hiesigen Szene hat sie allerdings nichts am Hut, wie sie im Nicht-Interview erklärt.

Wer mit Hayiti sprechen möchte, muss sie über Facebook anhusstlen. Kein Management, kein Label, kein Promoteam, das zwischengeschaltet ist. Logisch eigentlich, denn in Business-Angelegenheiten ist sie derselbe Do-It-Yourself-Typ wie in ihrer Musik. „Robbery, Chefgirl, echte Geschäftsfrau“, wie sie im Stück „Garçon“ ihrer im Juli veröffentlichten und frenetisch umjubelten EP „Toxic“ selbst über sich sagt.

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Dass aus dem über Facebook verabredeten Interview am Ende nichts wird, steht einerseits im Widerspruch dazu, passt andererseits aber ins Bild, dass man sich von der Hamburger Rapperin bereits durch ihre Songs gemacht hat: Regelbrechend und unstet, sprunghaft und chaotisch, ungreifbar und unangreifbar zugleich. Aber fangen wir vorne an.

Haiyti hat kroatische Wurzeln, ist jedoch aufgewachsen im Hamburger Norden, in Langenhorn. Der Altersdurchschnitt dort liegt bei 43,4 Jahren. Kein Ort für eine junge Frau ihres Kalibers, die bereits frühzeitig angefangen hat, sich mit Südstaaten-Rap aus der Eintönigkeit ihres Hamburger Randbezirks herauszuträumen. Logische Konsequenz: der Umzug nach St. Pauli.

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Von HipHop wurde Haiyti schon als Teenager angefixt. Weil sie die meisten anderen Mädels langweilig fand, hat sie vorwiegend mit Jungs abgehangen und war in der Writer-Szene aktiv. Beides, Graffiti und die Jungs, haben Haiyti künstlerisch geprägt. So malt sie – so viel Klischee muss sein – mit ihrer Musik nicht nur mannigfaltige Bilder ihrer äußeren Umstände und inneren Einsichten, ihre Songs können auch mit einem Attribut aufwarten, das vielen Künstlerinnen abgeht: Haiyti hat Eier.

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Das ist nicht nur auf ihren zahlreichen Internet-Only-Releases seit 2011 und ihrem Debütalbum „Havarie“ von 2015 nachzuhören, sondern vor allem auf ihren beiden gefeierten Veröffentlichung dieses Jahres: dem „City Tarif“-Mixtape mit ihrem Produzenten-Brudi AsadJohn und der bereits erwähnten „Toxic“-EP, die sie zusammen mit dem Produzenten-Kollektiv KitschKrieg aufgenommen hat. Beeindruckend dabei ist vor allem ihr routiniertes Jonglieren mit Gegensätzen: Todessehnsüchtige Abgesänge an die große Liebe treffen auf Ghetto-Tales über Drogen, Cash und dicke Autos, brüchige Gesangspassagen werden von herablassenden Mittelfinger-Raps zerschlagen, ihre schlonzige Punk-Attitüde geht binnen Sekunden in unpeinlichen Popmomenten auf.

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Und genau diese Eigenständigkeit, diese Unberechenbarkeit bescheren Hayiti derzeit die große Aufmerksamkeit in Rap-Fachkreisen, lassen sie das Mikro mit Hip- Hop-Hochkarätern wie Haftbefehl, Xatar und Frauenarzt teilen und lassen sie aus der hiesigen Szene so herausstechen wie „Ein Messer“ – so der Titel der ersten Single ihrer „Toxic“-EP. Haiyti jedenfalls klingt, so viel lässt sich zweifelsohne behaupten, anders als alles, was in Sachen Rap bisher aus Hamburg zu hören war. „Ich bin in der Szene nicht wirklich drin“, erklärt Haiyti diesen Umstand selbst im Zuge der eingangs erwähnten Interview-Anfrage über Facebook. Vielleicht ist das die Erklärung, warum ein Gespräch nicht zustande kommt. Interview kann schließlich jeder.

Text: Daniel Schieferdecker
Foto:Screenshot aus dem Video HAIYTI aka Robbery – SZENEVIERTEL

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