Stadtteilrundgang: Acht der schönsten Ecken in Bergedorf

Ein malerisches Schloss, grüne Parks und tierisch was los – für einen Besuch in Bergedorf lohnen sich die rund 30 Minuten Anfahrtszeit in den Südosten Hamburgs. Ein Spaziergang durch den Stadtteil zeigt acht der schönsten Ecken
Die Bergedorfer Mühle ist heute vor allem Veranstaltungsort (©Sirany Schümann)

Bergedorfer Schloss: Das Wahrzeichen des Stadtteils

Außenansicht Bergedorfer Schloss
Hamburgs einzig erhaltenes Schloss steht in Bergedorf (©Sirany Schümann)

Das Wahrzeichen des Stadtteils ist gleichzeitig auch sein Alleinstellungsmerkmal. Denn in Bergedorf steht Hamburgs einzig erhaltenes Schloss. Königsfamilien haben in der Anfang des 13. Jahrhunderts errichteten Wasserburg allerdings nie gelebt. Dafür residierten dort die Herzöge von Sachsen-Lauenburg – bis sie 1420 durch die Hansestädte Hamburg und Lübeck vertrieben wurden. Die Doppelherrschaft endete erst im Jahr 1867: Hamburg kaufte Lübeck die Anteile am Bergedorfer Schloss ab. Nachdem das zentral gelegene Gebäude viele Jahre als Verwaltungssitz gedient hatte, zog das Museum für Bergedorf und die Vierlande im Jahr 1953 ein.

Heute können die Besucher im Schloss nicht nur etwas über die Geschichte der Region lernen, sondern auch ausgezeichnet im Restaurant „In aller Munde“ essen. Im Anschluss bietet sich ein Spaziergang im märchenhaften Schlosspark an. Ein optimaler Spot für Fotos ist die romantische Schlossbrücke – die Liebesschlösser am Geländer sprechen für sich. Die Idylle lockt auch viele Hobbykünstler an: An schönen Tagen trifft man in der denkmalgeschützten Parkanlage auffällig viele Menschen mit Farben und Papier, die sich zum Malen inspirieren lassen. Wer sich hier ebenfalls pudelwohl fühlt: Nutrias. Die Biberratten durchschwimmen den Schlossgraben oder sonnen sich am Ufer. Sie gehören jedoch zu den invasiven Arten und dürfen auf keinen Fall gefüttert werden. 

Sachsentor: Die Bergedorfer Altstadt

Straßenzug in der Altstadt in Hamburg-Bergedorf
Alte (Fachwerk-)Häuser machen den Charme der Fußgängerzone Sachsentor aus (©Sirany Schümann)

Ohne die Fußgängerzone Sachsentor wäre die Bergedorfer Altstadt nicht komplett. Die wichtigste Einkaufsstraße des Stadtteils ist gesäumt von historischen Fachwerkbauten und versteckten Passagen. In einer von ihnen befindet sich das süße Café La Petite Rue und bietet Ruhe vor der wuseligen Fußgängerzone. Ebenfalls lohnenswert: ein Besuch bei Kaffeeröster Timm sowie bei Jim Block oder Block House Bergedorf. Denn die beiden Restaurants sind in der ältestens Gaststätte Hamburgs ansässig, erbaut im Jahr 1550. 

Bergedorfer Hafen: Der Blick aufs Wasser 

Der Serrahn in Hamburg-Bergedorf
Der Serrahn soll zur neuen Flaniermeile von Bergedorf werden (©Sirany Schümann)

Bergedorf hat nicht nur ein Schloss, sondern auch einen Hafen, den Serrahn. Über den Schleusengraben führt der Wasserweg bis zur Dove Elbe. Diesen nutzten Lastkähne früher, um von Hamburg oder den Vierlanden bis ins Zentrum von Bergedorf zu gelangen. Ein alter Hafenkran erinnert an die glorreiche Zeit, die in den 1950er-Jahren mit dem Bau der Brücke der Bergedorfer Straße/B5 endete. Kein Frachtkahn konnte den Hafen danach noch erreichen: Die Schiffe passten nicht mehr unter der Überführung durch. Daraufhin dämmerte der Serrahn lange Zeit im Dornröschenschlaf vor sich hin. Die abgeschlossene Restaurierung der Serrahnstraße soll den Hafen wachküssen und zur neuen Flaniermeile wandeln.

Zu entdecken gibt es hier schließlich einiges, zum Beispiel den von Bildhauer Stephan Balkenhol geschaffenen Bojenmann auf dem Wasser, die Kupferhofterrassen neben der herrschaftlichen ehemaligen Kornwassermühle – eines der letzten Fachwerk-Ensembles von Alt-Bergedorf – und die stählerne Fischtreppe: eine Anlage, die Forelle, Rotauge und Co. hilft, über das Serrahnwehr in die Bille zu gelangen. Auch eine (Rund-)Fahrt mit einer Barkasse der Bergedorfer Schifffahrtslinie bietet sich an. Oder wie wäre es mit einer Tour mit „Uns Ewer“, dem Nachbau eines historischen Vierländer Gemüseewers? Kulinarisch hat der Hafen ebenfalls aufgestockt: Berger’s am Serrahn, das Café Bouquet und In aller Munde Café & Feinkost bieten einen wunderbaren Blick aufs Wasser. 

KörberHaus in Hamburg-Bergedorf

Außenansicht KörberHaus in Bergedorf
Neuzugang: Das KörberHaus wurde im Dezember 2022 eröffnet (©Sirany Schümann)

Noch säumen Baustellen rund um das KörberHaus den Weg, doch das Gebäude selbst wurde nach sechsjähriger Planungs- und Bauphase fertig gestellt. Im Dezember 2022 fand die feierliche Eröffnung statt. Ein neuer Treffpunkt für alle soll das zweistöckige KörberHaus auf der Halbinsel an der Holzhude 1 sein. Umringt ist es auf drei Seiten vom Wasser des Schleusengraben und vom ehemaligen Hafenbecken Schiffwasser. Auf 6000 Quadratmetern finden in dem Gebäude ganze zehn Institutionen Platz, darunter die Bücherhalle, das LichtwarkTheater, die Volkshochschule, ein Café von Schmidt & Schmidtchen, ein AWO Treff und die Freiwilligenagentur Bergedorf. Die Körber-Stiftung ist ebenfalls mit einem großen Veranstaltungsraum, dem Körber-Saal, sowie Angebots- und Lernräumen vertreten.

Bergedorfer Mühle: Das begehbare Denkmal

Außenansicht Bergedorfer Mühle
Die Bergedorfer Mühle ist heute vor allem Veranstaltungsort (©Sirany Schümann)

„Glück Zu“ steht auf einem Schild unter den Jalousienflügeln. Das ist der Name der Bergedorfer Mühle in der Chrysanderstraße. Darunter sind zwei Jahreszahlen geschrieben. 1831 wurde der einstöckige Galerieholländer vom Lohgerber Martin Biehl erbaut. Er nutzte ihn zum Mahlen von Eichenrinde, die als pflanzlicher Gerbstoff diente. 1880 wurde daraus eine Kornwindmühle. Der Müllerbetrieb endete im Jahr 1967, heute kümmert sich der Verein Bergedorfer Mühle um die Instandhaltung. Diese beinhaltete eine vollständige Restaurierung zum begehbaren Denkmal, die von 2005 bis 2011 andauerte. Letzteres ist auch die zweite Jahreszahl, die auf der Frontseite der Mühle zu lesen ist.

Glück Zu ist ein beliebter wie origineller Veranstaltungsort in Bergedorf. Dort finden Märkte, Konzerte und Ausstellungen statt. Besonders beliebt sind die Führungen, bei denen die Besucher die Mühle in Aktion erleben können. 

Schillerufer: Idylle am Wasser

Ansicht des Außenbeckens vor dem Bille-Bad
Im Wasser auf dem Wasser: Das Bille-Bad bietet ein Außenbecken mit idyllischer Aussicht (©Sirany Schümann)

Das Schillerufer an der Bille erhielt im Jahr 2010 eine Frischekur: weniger Betonplatte, mehr Grün. Auf der großen Wiese finden nicht nur sonnenhungrige Bergedorfer einen Platz, sondern auch ein Spielplatz und ein Urban-Gardening-Projekt. Das Bille-Bad befindet sich direkt auf der anderen Seite des Flusses. Vom ganzjährig beheizten Außenbecken des Freizeitbads hat man einen idyllischen Blick aufs Wasser.

Hamburger Sternwarte und Astronomiepark in Bergedorf

Außenansicht der Hamburger Sternwarte
In den Gebäuden der Hamburger Sternwarte sind astronomische Instrumente und Teleskope untergebracht (©Sirany Schümann)

Der Astronomiepark Hamburger Sternwarte zählt mit Sicherheit zu den schönsten und spannendsten Orten in ganz Bergedorf. Wer die Anlage oben auf dem Gojenberg unter der Woche besucht, wird mit angenehmer Ruhe empfangen. Wie futuristische Pilze schießen einige der Gebäude aus dem Boden, die klangvolle Namen tragen wie Mirenhäuschen, Äquatorial und Sonnenbau. Im Kontrast dazu stehen die historischen Bauten mit Kuppeldach und Bullaugenfenstern, die zwischen 1906 und 1912 errichtet wurden und der Architektur ihrer Zeit entsprechen. Dazwischen: viel Grün.

Die Gebäude beherbergen diverse astronomische Instrumente und Teleskope. Besonders markant ist der ockerfarbene Kuppelbau mit dem 1-m-Spiegelteleskop im Inneren. Hier befindet sich auch das Café Stellar, das gerade erst neu eröffnet hat. Der Astronomiepark ist täglich von 7 bis 22 Uhr frei zugänglich, Führungen durch die Gebäude finden nur am Wochenende statt. Doch auch wer einen Rundgang verpasst, kann dank vieler Infotafeln auf dem Gelände schon viel lernen, zum Beispiel durch den Planetenpfad. Dieser stellt ein maßstäbliches Modell des Sonnensystems dar und soll helfen, die riesigen Dimensionen der Himmelskörper und die Distanzen untereinander zu veranschaulichen. 

Die Eselei ermöglicht Eselwanderungen in Hamburg

Andreas Kirsch mit seinen vier Eseln an der Eselei in Bergedorf
Esel-Quartett: Andreas Kirsch mit Moritz, Pinu’u, Paula und Maja (©Sirany Schümann)

Die Idee für Die Eselei entsprang einer Urlaubsschwärmerei. Andreas und Karin Kirsch hatten den Traum, im Alter in den Bergen zu leben, alter Resthof und Esel zum Wandern inklusive. Dann stellten sie fest, dass noch niemand auf die Idee gekommmen war, Eselwanderungen in Hamburg anzubieten. „Der Gedanke aktiver Ruhestand war geboren“, erzählt Andreas Kirsch. Acht Jahre vor seinem Renteneintrittsalter suchte der letzte Arbeitgeber, bei dem er angestellt war, Freiwillige, die früher aus der Firma ausscheiden wollten. Über eine Transfergesellschaft gab es die Möglichkeit, sich in die Selbstständigkeit begleiten zu lassen. Der gelernte Schiffbauer ergriff die Chance. „Es passte alles zusammen mit einem Mal“, sagt er.

Besuch bei Die Eselei: Auge in Auge mit den Langohren (©Sirany Schümann)

Von der Abfindung kaufte er seine ersten beiden Esel, Paula und Pinu’u, besuchte diverse Seminare, um den Umgang mit den Tieren zu erlernen, und gründete im Mai 2016 Die Eselei. Mittlerweile ergänzen Moritz und Maja das Esel-Quartett. Wenn sie nicht mit den Gästen auf Halbtages- oder Tageswanderungen gehen, stehen die vier auf einer gepachteten Wiese am Brookdeich, wo Bergedorf in Curslack übergeht. Die Touren führen durch Hamburgs östliche Umgebung, etwa über den Geesthang, durch die Kirchwerder Wiesen, die Dalbekschlucht oder das Bistal. Zur Esel-Experience gehören auch das Kennenlernen der Tiere, Striegeln, Führen üben und natürlich Gekraule. Es empfiehlt sich, rechtzeitig einen Termin anzufragen, da die Wanderungen oft einige Monate im Voraus ausgebucht sind. 

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 09/2023 erschienen.

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