eFootball: Nachwuchsgamer auf Profiniveau

Die Hamburger eFootball-Liga ist in die Saison 2023/24 gestartet – anspruchsvoll aber (noch) kein Sport
Controller statt Schienbeinschoner: eFootball (©Anthony Choren)

Der HSV ist die klare Nummer eins im Hamburger Fußball. Liest sich angesichts der seit über fünf Jahren am Bundesligaaufstieg scheiternden realen Profitruppe wie Satire, ist aber in der virtuellen Welt des eFootballs ein Fakt. Am zweiten November-Wochenende startete die Hamburger eFootball-Liga mit neun Teams zum vierten Mal. Seit ihrem Start im Jahr 2019 kennt sie nur einen Meister: den Hamburger Sportverein. „Drei Titel in der Hamburger Meisterschaft machen uns stolz“, sagt Philipp Hagemann, Team Lead eSports beim HSV – und lobt das Nachwuchsteam des Clubs.

Für eine Gaming-Session braucht es körperliche Fitness und eine kognitive Anstrengung.

Maximilian von Wolff

Mitmachen beim Wettkampf an der Konsole bei EA-Sports FC 24 – EA-Sports hat die FIFA-Reihe nach dem Verlust der Namensrechte umbenannt – dürfen nämlich nur Spieler zwischen 16 und 27 Jahren. Der Grund: eFootball ist in Deutschland kein offiziell anerkannter Sport. Die Vereine würden die Gemeinnützigkeit riskieren, wenn sie in der Hamburger eFootball-Liga Profispieler für sich antreten ließen, weil sie dann einen Geschäftsbetrieb gründen müssten. Nachwuchsteams in der besagten Altersgruppe gelten aber als Jugendförderung.

eFootball ist körperlich und geistig anspruchsvoll

„Würde ich es wollen, dürfte ich also ab dieser Saison gar nicht mehr mitspielen“, sagt der 27-jährige Maximilian von Wolff. Er wird bald 28 Jahre alt, führte als Jugendlicher für zwei Jahre die Weltrangliste im eFootball an. Vor sechs Jahren wurde von Wolff zum Ehrenamtsbeauftragten des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) für eFootball ernannt und war maßgeblich beteiligt an der Einführung der Hamburger eFootball-Liga. Selbst mitspielen kommt für ihn aber nicht infrage. „Die Liga ehrenamtlich organisieren und daran teilnehmen, das beißt sich“, sieht von Wolff einen Interessenkonflikt, den er sauber trennt. Aus seiner Sicht sollte eFootball ein Sport sein. „Für eine Gaming-Session braucht es körperliche Fitness und eine kognitive Anstrengung. Die Spieler trainieren und bereiten sich auf die Begegnungen vor. Es ist ein Mannschaftsspiel mit fairen Regeln und klarem Wettbewerbsgedanken. Daher ist eFootball ein Sport“, sagt von Wolff. Ein oder zwei Spieler – gespielt wird gegeneinander online oder an Präsenzspieltagen an einem gemeinsamen Ort, ab und zu auch mit Zuschauern – steuern dabei ihr jeweiliges Team. Alle virtuellen Kicker auf dem Rasen sind auf die Spielstärke 95 eingestellt, damit niemand einen Vorteil hat, weil er Weltstar Ronaldo steuert statt Nicolás Sessa vom SC Verl.

Auf dem Weg zur Anerkennung?

Die große Politik ist jedoch immer noch nicht überzeugt. Sie sieht die Gefahr von Computerspielsucht und des Ersatzes der realen Bewegung an der frischen Luft durch das Zocken vor dem Bildschirm. Wobei interessanterweise beim Schach, der als sehr traditioneller und ehrenvoller Sport gilt, niemand diesen Einwand erhebt.

„Meine Hoffnung, dass eSports in Deutschland generell und damit natürlich auch der eFootball als Sport anerkannt wird, wird von Jahr zu Jahr eher kleiner“, sagt von Wolff. Aufgegeben hat er sie aber noch lange nicht. Immerhin hat sich die Ampel-Regierung in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, eSports als Sport anzuerkennen. Doch die Hürden sind groß. Das Vorhaben stößt unter anderem auf starken Widerstand des Deutsche Olympischen Sportbundes.

So bleibt von Wolff und seinen Mitstreitern vorerst nur, die Hamburger eFootball-Liga als Nachwuchsliga weiterhin so attraktiv wie möglich zu gestalten. Der Hamburger SV ist immerhin schon wieder obenauf. Das erste Saisonspiel gegen Heidgraben gewannen die HSV-Gamer mit 3:0.

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 12/2023 erschienen.

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