Hamburger Kandidaten: Was wollen die denn?

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Die Programme von CDU, Grünen, Die Linke, SPD, FDP und AfD könnten unterschiedlicher nicht sein. Vor der Bundestagswahl haben Hamburger Kandidaten für den Bundestag einen SZENE HAMBURG-Fragebogen ausgefüllt – und mit ihren Antworten nicht bloß politische Vorhaben verraten

Fragebögen: Marco Arellano GomesFelix Willeke, Erik Brandt-Höge

SZENE HAMBURG hat allen im Bundestag vertretenen Parteien im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 einen einheitlichen Fragebogen zugesendet. Dieser dient der politischen Meinungsbildung der Leser:innen. Für die Antworten sind die Kandidat:innen und Parteien selbst verantwortlich. Sie stellen nicht die politische Meinung der SZENE HAMBURG-Redaktion dar.

Christoph Ploß, 36, CDU

CDU-Kandidat Christoph Ploß; Foto: Tobias Koch

SZENE HAMBURG: Wann haben Sie sich zum ersten Mal für Politik interessiert?

Christoph Ploß: Bei der Bundestagswahl 1998.

Wer war Ihr erstes politisches Vorbild?

Die Arbeit des Hamburger CDU-Senats zwischen 2004 und 2008 fand ich sehr beeindruckend. Die CDU hat damals viele neue Impulse geschaffen, von denen Hamburg bis heute profitiert. Verstärkt in Wissenschaft und Forschung zu investieren: Daran müsste Hamburg auch heute wieder anknüpfen.

Warum sind Sie der CDU beigetreten?

Weil die CDU die großen Herausforderungen wie Klimaschutz europäisch und mit Sozialer Marktwirtschaft lösen möchte, sich für eine konse quente Bekämpfung von Kriminalität und Extremismus ausspricht und weil die CDU immer für gute Bildung gekämpft hat.

Und warum sind Sie Berufspolitiker geworden? Weil ich mich einbringen möchte, um unser Land voranzubringen. Ich hatte die Möglichkeit, für ein Bundestagsmandat zu kandidieren. Das war eine großartige Chance, um Themen für unsere Gesellschaft voranzutreiben – etwa den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs oder Investitionen in die Infrastruktur Hamburgs.

Was wären Sie sonst wohl geworden?

Vorher habe ich in der Unternehmenskommunikation in einem großen Hamburger Medienhaus gearbeitet.

Zwischendurch mal über einen Parteiwechsel nachgedacht?

Nein.

Infrastruktur, Bildung und Kriminalität als zentrale Probleme in Hamburg

Welches sind Ihrer Ansicht nach die derzeit drei zentralen Probleme der Stadt?

Wir brauchen bessere Bildung, wir müssen die Hamburger Infrastruktur endlich stärker ausbauen und wir müssen die Kriminalität in Hamburg stärker bekämpfen.

Und welche Lösungen haben Sie konkret dafür?

Als CDU wollen wir mehr Mittel insbesondere für frühkindliche Bildung bereitstellen, wir setzen uns für notwendige Investitionen, wie etwa in den Hamburger Hauptbahnhof, ein und stärken der Polizei sowie den Sicherheitskräften den Rücken.

Wie beurteilen Sie die bisherige Hamburger Pandemie-Politik?

Die Leidtragenden der CoronaKrise sind in Hamburg die Kinder und Jugendlichen. Hier hätte man viele Probleme verhindern können. Leider hat der rot-grüne Senat die Situation an den Schulen völlig falsch eingeschätzt und zu spät gehandelt. Von der unzureichenden Digitalisierung des Unterrichts bis zu den zu spät bestellten Luftreinigungsanlagen: Wir brauchen in Hamburg dringend einen Politikwechsel, damit unsere Kinder besser lernen können.

Sind Sie für oder gegen eine Impfpflicht?

Dagegen.

Was wollen Sie gegen den Klimawandel tun?

Mehr Klimaschutz erreichen wir vor allem mit neuen Technologien und Innovationen, nicht mit Verboten oder Gängelung. Daher setze ich mich für den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur und klimaneutrale Kraftstoffe wie E-Fuels ein, wovon der Hafen und der Luftfahrtstandort Hamburg profitieren werden.

Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?

Bundesweit wollen wir über 30 Prozent erreichen.

Kurze Fragen – kurze Antworten mit Christoph Ploß

Elbe oder Alster?

Alster.

Fisch- oder Franzbrötchen?

Franzbrötchen.

St. Pauli oder HSV?

HSV.

Molotow oder Elphi?

Elphi.

Haus oder Wohnung?

Wohnung.

Auto oder Fahrrad?

Fahrrad.

Fitnessstudio oder Sofa?

Fitnessstudio.

Fleisch oder vegetarisch oder vegan?

Ab und zu mal Fleisch, aber häufig auch vegetarisch.

Komödie oder Drama?

Beides.

Gendern oder nicht gendern?

Nicht gendern.


Katharina Beck, 39, Grüne

Grüne-Kandidatin Katharina Beck; Foto: Christine Fiedler

SZENE HAMBURG: Wann haben Sie sich zum ersten Mal für Politik interessiert?

Katharina Beck: Meine allererste Hausarbeit im Studium war zu Kommunalpolitik in Lateinamerika und wie dort „nachhaltige Entwicklung“ lokal umgesetzt wird. Bei der Recherche fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wir „Homo sapiens sapiens“, also die „Weisen“ unter den Menschen, handeln alles andere als klug, sondern eher ziemlich blöd: Wir vernichten unsere Lebensgrundlagen – unser Zuhause –, wir holzen unseren Regenwald – die Lungen der Welt – ab, zerstören die lebensnotwendige Diversität und mit dem Klimawandel unsere Aussicht auf eine gute Zukunft. Irgendwie bin ich da aus einer rosaroten Wolke aufgewacht und seitdem engagiert.

Wer war Ihr erstes politisches Vorbild?

Zunächst fand ich Joschka Fischer gut, weil er so anders war, mutig und inhaltlich selbstbewusst und mit seinen Turnschuhen irgendwie auch cool. Und Mutter Teresa, weil sie Nächstenliebe wirklich gelebt hat. Heute habe ich einige politische Vorbilder aus unterschiedlichen Gründen, vor allem weil sie für ihre Visionen einer besseren Welt positiv und aktiv einstehen oder eingestanden sind, zum Beispiel Jacinda Ardern, Nelson Mandela, Alexandria Ocasio-Cortez und Mahatma Gandhi.

Warum sind Sie den Grünen beigetreten?

Weil wir nur einen Planeten haben. Für mich war klar: Wenn ich einer Partei beitrete, dann den Grünen, denn unsere Lebensgrundlagen sind die Voraussetzungen für ein schönes Leben für alle.

Und warum sind Sie Berufspolitikerin geworden?

Berufspolitikerin werde ich erst nach der Wahl sein, sehr wahrscheinlich. Bisher habe ich 14 Jahre außerhalb der Politik meine hauptberuflichen Erfahrungen gesammelt. Immer wieder musste ich dabei erleben, dass positiver Wandel an schlechten politischen Rahmenbedingungen scheitert. Das will ich ändern und das geht nur in der Politik. Darum möchte ich nun meine Energie voll in die politische Gestaltung stecken.

Was wären Sie sonst wohl geworden?

Das was ich bisher mache: Unternehmensberaterin für Nachhaltigkeit. Oder erstes weibliches Mitglied bei Die Ärzte.

Zwischendurch mal über einen Parteiwechsel nachgedacht?

Nein, nie. Natürlich findet man immer irgendwas, das einen stört, aber mein politischer Heimathafen sind zu 100 Prozent die Grünen.

Bezahlbarer Wohnraum, wirtschaftliche Perspektiven und Energie, Gebäude und Mobilitätswende als zentrale Probleme in Hamburg

Welches sind Ihrer Ansicht nach die derzeit drei zentralen Probleme der Stadt?

Erstens: bezahlbaren Wohnraum schaffen. Zweitens: wirtschaftlich neben dem Hafen auch in weiteren Bereichen florieren. Drittens: wie wir die Energie-, Gebäude- und Mobilitätswende noch schneller hinbekommen können – für Klimaschutz und leider auch, um uns für die Klimafolgen zu rüsten.

Und welche Lösungen haben Sie konkret dafür?

Für bezahlbares Wohnen planen wir ein nationales Aktionsprogramm, unter anderem mit einer endlich wirksamen Nachschärfung der Mietpreisbremse, deutlich mehr Sozialwohnungen, Wohngemeinnützigkeit und genossenschaftlichem Wohnen. Außerdem brauchen wir bessere und andere Anlageoptionen zum Beispiel für die Altersvorsorge, damit Immobilien nicht Spekulationsobjekte sind – Wohnen ist ein Grundrecht. Wirtschaftlich möchte ich eine großartige Zukunft für die Hamburger Kultur-, Kreativ- und Veranstaltungswirtschaft mit bereiten und mich für bessere Arbeitsbedingungen für die vielen (Solo-)Selbstständigen und Kleinunternehmer*innen einsetzen. Für den Energie-, Gebäude- und Mobilitätsbereich haben wir Grünen das umfassendste Programm mit diversen Maßnahmen, die den Planeten schützen und wirtschaftlichen Aufschwung bedeuten. Ich möchte mich besonders für eine finanzielle und ideelle Aufwertung der dafür dringend notwendigen Handwerksberufe einsetzen, auch weil ich selbst einer Bäckerei-Handwerksfamilie entstamme und so die Situation der Handwerker kenne.

Wie beurteilen Sie die bisherige Hamburger Pandemie-Politik?

Die Corona-Krise war so schlimm für viele, dass positive Politik-Bewertungen einfach nicht passend sind. Vielmehr ging es um ein Abmildern des Allerschlimmsten. Das ist in Hamburg einigermaßen gut gelungen, und zum Beispiel in einigen Kulturbereichen haben manche Abfederungen vergleichsweise gut funktioniert. Zwei Punkte sind aktuell absolut wichtig: Wir müssen jetzt endlich wirklich die Kinder und die teils völlig überlasteten Familien in den Mittelpunkt der Politik stellen, gerade auch in den bundesweiten Leitplanken der Corona-Politik. Noch einen Lockdown mit Homeschooling stehen viele Familien einfach nicht mehr durch – das höre ich von allen Seiten. Der zweite Punkt ist, dass sehr viele Kleinunternehmer*innen aktuell Rückforderungen für Soforthilfe und Co. erhalten, die teils extrem verunsichernd sind. Hier muss die Politik, vor allem im Bund, Wort halten, dass sie unbürokratisch hilft und das dann auch so bleibt.

Sind Sie für oder gegen eine Impfpflicht?

Das ist eine echt schwierige Abwägung. Ich bin dafür, dass alle geimpft sind und finde aktive Gegnerschaft gegen das Impfen schlimm, weil sie mir eher unbegründet und vor allem unsolidarisch scheint. Gleichzeitig ist Selbstbestimmung als Grundprinzip unserer Gesellschaft extrem wichtig. Und deshalb bin ich aktuell gegen eine Impfpflicht. Wichtig für Politik und Gesellschaft ist es, dass wir die besseren Argumente für eine Impfung haben, um die Zweifelnden zu überzeugen.

Was wollen Sie gegen den Klimawandel tun?

Natürlich haben wir Grünen in unserem Programm dazu einen umfassenden Plan. Gerne hier in Kürze ein kleiner Überblick. Das Allerwichtigste ist, dass wir endlich ins Tun kommen, und die Regierung nicht weiter nur Ziele beschließt und dann aber nicht entsprechend handelt. Wenn wir diese Regierung anführen, werden wir sofort und nicht irgendwann mit Folgendem beginnen: den Kohleausstieg auf 2030 vorziehen, endlich die Hürden für den Ausbau Erneuerbarer Energien beenden und die günstigen Energieformen Solar und Wind durchstarten lassen, die 57 Milliarden umweltschädlichen Subventionen abbauen, neue Technologien wie Wasserstoff fördern, einen Pakt mit der Industrie schließen, Klimaneutralität wirtschaftlich lohnenswert auch für Kleinunternehmer*innen und ärmere Menschen machen, die Mobilitäts- und Gebäudewende vorantreiben, und die Landwirtschaft ökologischer machen.

Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?

Kanzlerin, stärkste Kraft in Hamburg und wenn ich das Direktmandat in Hamburg-Nord gewinne.

Kurze Fragen – kurze Antworten mit Katharina Beck

Elbe oder Alster?

Ich liebe beide von ganzem Herzen. Aber mein Wahlkreis ist an der Alster und ich liebe den Spaziergang um das Wasser zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich genieße diese wunderbare Oase inmitten der pulsierenden Großstadt. Seit Neuestem natürlich sehr gern und oft mit meiner kleinen Tochter im Kinderwagen.

Fisch- oder Franzbrötchen?

Fischbrötchen, im Zweifel mag ich lieber salzig als süß. Ist bei Pommes vs. Schokolade auch so.

St. Pauli oder HSV?

St. Pauli!!! Ich bin ja im rauen Ruhrgebiet aufgewachsen, darum fühle ich mich am ehrlichen Millerntor wohl. Ich finde es aber immer gut, wenn man sich zu seinem Verein bekennt: Mein Herz schlägt für den FCSP, aber ich respektiere den HSV und drücke immer die Daumen, wenn sie nicht gegen Pauli spielen.

Molotow oder Elphi?

Ich liebe Punkrock, Rock und Indie, ich hatte früher diverse Muskelkater vom Headbangen auf Konzerten, in Clubs oder in unserer WG-Küche. Ich spiele aber auch klassische Geige, war in mehreren Orchestern, unter anderem in St. Jacobi, und träume von einem Konzert in der Laeiszhalle.

Haus oder Wohnung?

Wohnung.

Auto oder Fahrrad?

Ich bin bei den Grünen … Natürlich Fahrrad!

Fitnessstudio oder Sofa?

Fitnessstudio oder Yoga und danach Sauna und dann Sofa.

Fleisch oder vegetarisch oder vegan?

Vegetarisch mit der Ausnahme, dass ich im Bergurlaub alles esse.

Komödie oder Drama?

Komödie. Humor ist einer meiner Grundansätze durchs Leben zu gehen.

Gendern oder nicht gendern?

Ich selbst gendere gerne, aber nicht dogmatisch.


Zaklin Nastic, 41, Die Linke

Die Linke-Kandidatin Zaklin Nastic; Foto: Konstantin Eulenburg

SZENE HAMBURG: Wann haben Sie sich zum ersten Mal für Politik interessiert?

Zaklin Nastic: Meine ersten Demos habe ich in den 90er Jahren besucht. Als Schüler und Schülerinnen im Osdorfer Born sind wir gegen Kürzungen in den Schulen auf die Straße gegangen. Massiv erschüttert und vollends politisiert hat mich 1999 der Jugoslawien-Krieg: Unter zum Teil heute klar widerlegten Argumenten von der damaligen rot-grünen Regierung, ging von deutschem Boden erstmals nach dem Faschismus im „Dritten Reich“ wieder Krieg aus. Gerade vor dem Hintergrund unserer Geschichte war das für mich ein äußerst einschneidendes Erlebnis.

Wer war Ihr erstes politisches Vorbild?

Rosa Luxemburg und sie ist es auch bis heute. Die für mich beeindruckendste, mutigste Frau der Geschichte, die für ihre Überzeugungen gekämpft hat und letztlich für diese ermordet wurde. Eine gehbehinderte, jüdisch-polnische Frau in Zeiten der vorletzten Jahrhundertwende, deren Stimme bis heute nachhallt und ihre Widersacher so um Jahrhunderte überlebt hat.

Warum sind Sie Die Linke beigetreten?

Weil ich fest davon überzeugt bin, dass in einem der reichsten Länder der Welt Teilhabe und Menschenwürde für alle Menschen möglich sein müssen. Dass Chancengerechtigkeit für Kinder nicht von der Armut ihrer Eltern abhängen darf, dass niemand arm trotz Arbeit sein sollte und dass Altersarmut nicht Gott gegeben ist, sondern das Ergebnis von politischen Entscheidungen. Und dass Kriege und Rüstungsexporte beendet gehören. Manche Fragen liegen doch auf der Hand: Wie kann es sein, dass in einem so reichen Land so viele Menschen nicht partizipieren? Keine andere Partei steht so klar für Frieden und soziale Gerechtigkeit wie Die Linke.

Und warum sind Sie Berufspolitikerin geworden?

Ich bin ehrlich gesagt ziemlich überraschend in den Bundestag gewählt worden. Bei der letzten Bundestagswahl wurden wir zum ersten Mal mit zwei Linken-Abgeordneten in den Bundestag gewählt, ich war auf Platz zwei der Liste. Ich war jahrelang Bezirksabgeordnete in Eimsbüttel und bin 2017 überraschend von der Bezirksversammlung in die Hamburgische Bürgerschaft nachgerückt, da eine Kollegin ihr Mandat aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte. Und nur knapp zwei Monate später wurde ich in den Bundestag gewählt. Einen Karriereplan dafür hatte ich nicht. Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen der Wähler*innen und der Partei und versuche, dieses Vertrauen in meiner täglichen Arbeit zu rechtfertigen.

Was wären Sie sonst wohl geworden?

Ich habe nach meinem Abitur Slawistik studiert, irgendwas wäre schon aus mir geworden. Ich habe mich die Jahre vor meiner Wahl als Angehörigenpflegerin um meine schwerstbehinderte Tochter gekümmert.

Zwischendurch mal über einen Parteiwechsel nachgedacht?

Ein ganz klares Nein, mein Herz schlägt links.

Bezahlbares Wohnen, Armut und Verkehr als zentrale Probleme in Hamburg

Welches sind Ihrer Ansicht nach die derzeit drei zentralen Probleme der Stadt?

Bezahlbares Wohnen, Armut und Verkehr.

Und welche Lösungen haben Sie konkret dafür?

Der Wohnungsmarkt ist aus den Fugen gebracht worden, Einkommen und Miete stehen längst in keinem Verhältnis mehr. Dies gilt nicht nur für Hamburg, aber es ist eine der besonders betroffenen Städte. Das Menschenrecht auf Wohnen, auf ein Zuhause, ist eine Grundsäule der Daseinsvorsorge und darf nicht dem Profitstreben der Wohnkonzerne überlassen werden. Ein bundesweiter Mietendeckel muss her, auf städtischem Boden darf es nur noch zu 100 Prozent sozialen Wohnungsbau geben. Dann die Armut. Hamburg ist Hauptstadt der Reichen in Deutschland und gleichzeitig Hauptstadt der Altersarmut. Wenn Rentner und Rentnerinnen Flaschen sammeln müssen, um über die Runden zu kommen, läuft etwas gehörig schief! Wir brauchen eine Mindestrente, die vor Altersarmut schützt und einen Mindestlohn von mindestens 13 Euro, denn nur so können extreme Arbeit im Berufsleben, aber auch im Alter verhindert werden. Auch der Verkehr ist und bleibt ein riesiges Problem: Wer den Verkehr in der Stadt minimieren möchte sollte die Fahrpreise im ÖPNV – Hamburg hat bundesweit die höchsten – senken, statt ständig zu erhöhen. Damit würden wir übrigens auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Bürgerschaftsfraktion meiner Partei macht seit Jahren konkrete Vorschläge hierzu, der Wille für eine echte Verkehrswende ist für mich unter diesem Senat allerdings nicht erkennbar.

Wie beurteilen Sie die bisherige Hamburger Pandemie-Politik?

Grundsätzlich ist festzuhalten: die Regierenden – ob auf Bund- oder Länderebene – haben in den letzten eineinhalb Jahren eine Menge Vertrauen verspielt, weil sie leider selten angemessen reagiert und ihr Wort vielfach nicht gehalten haben. Da waren etwa die Verwirrungen um die Ostertage, als sowohl Bundesregierung als auch der Hamburger Senat in vorderster Reihe erst mehrere und dann einen „Ruhetag“ verkündeten, dann aber nicht umsetzen konnten, weil die rechtlichen Bedingungen nicht geprüft worden waren. Besonders verstört hat viele Hamburgerinnen und Hamburger auch die völlig unverhältnismäßige Verfolgungsjagd im Jenischpark: Hier hatte ein junger Mann nach Monaten der Isolation Freunde umarmt und wäre dafür fast von einem Polizeiauto überfahren worden. Mir ist völlig klar, dass die Pandemie-Situation ganz besonders zu Anfang des Jahres 2020 überfordernd war und ein Umgang damit erst erlernt werden musste. Aber leider habe ich nicht den Eindruck, dass die Bundesregierung oder der Senat besonders lernfähig sind. Und ganz besonders übel nehme ich ihnen, dass auf die Schwächsten und Verletzlichsten unserer Gesellschaft nicht ausreichend Acht gegeben wurde. Es ist doch längst erwiesen, dass Menschen, die ärmer sind und in ärmeren Stadtteilen leben ein sechsmal höheres Risiko haben, sich mit Corona zu infizieren. Das hat sowohl mit den beengten Wohnverhältnissen zu tun, in denen sie leben müssen, als auch mit den Arbeitsbedingungen in den Betrieben, denn die Betroffenen können oft eben nicht im Homeoffice arbeiten. Auch die Ausgangssperre hat diskriminierende Züge gehabt, weil die Polizei die Einhaltung dieser eben selten in Blankenese, aber regelmäßig in den Wohnquartieren prüfte.

Sind Sie für oder gegen eine Impfpflicht?

Ich bin gegen eine Impfpflicht, weil ich der festen Überzeugung bin, dass nur mehr Aufklärung und vor allem flexible Impfangebote dazu führen können, dass sich mehr Menschen für eine Impfung entscheiden. Man muss sich doch einmal etwa in Alleinerziehende oder pflegende Angehörige hineinversetzen, die Sorge haben, wegen eines Impf­termins oder anschließender Nebenwirkungen auszufallen. Und ich möchte die Regierenden eindringlich daran erinnern, dass sie ihr Wort, es werde keine Impfpflicht geben, mehrfach gegeben haben. Daran werden sie gemessen und auch hier geht es um Vertrauen, das nicht verspielt werden darf.

Dass jetzt versucht wird, eine Impfpflicht durch die Hintertür einzuführen, halte ich für äußerst gefährlich. Rufe nach einem Lockdown nur für Ungeimpfte sind wissenschaftlich höchst umstritten und bieten zudem großen gesellschaftspolitischen Zündstoff. Das gleiche gilt für pauschale Verbote für Ungeimpfte sowie für die Abschaffung kostenloser Testmöglichkeiten. Ganz besonders macht mir Sorgen, dass es wieder einmal ärmere Menschen besonders treffen würde. Denn Wohlhabende könnten sich jeden Tag „freitesten“.

Was wollen Sie gegen den Klimawandel tun?

Um das Klima zu retten, ist ein grundlegender Wandel unserer Gesellschaft notwendig, doch wir können uns nicht leisten, die Menschen auf diesem Weg zu verlieren, in dem wir die Akzeptanz für diese notwendigen Maßnahmen beispielsweise durch explodierende Energiekosten unterminieren. Wir haben ein sehr umfangreiches, konkretes Klimaschutzprogramm verabschiedet, im Kern wollen wir bis 2030 aus der Kohle raus, bis 2035 Klimaneutralität erreichen. Diese Transformation bietet die Chance, Wirtschaft unter der Beteiligung der Menschen neu zu denken.

Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?

Mit einem guten zweistelligen für Die Linke, denn es braucht eine starke soziale Stimme wie uns im Parlament.

Kurze Fragen – kurze Antworten mit Zaklin Nastic

Elbe oder Alster? Elbe. Fisch- oder Franzbrötchen?

Ich mag Fisch, bin nur dummerweise allergisch gegen die meisten. Ein fieses Dilemma.

St. Pauli oder HSV?

Beide Teams spielen letztlich für unsere Stadt und repräsentieren uns, ich freue mich auch über Punkte für den HSV. Aber im Zweifel: St. Pauli.

Molotow oder Elphi?

Molotow.

Haus oder Wohnung?

Beides ist in Hamburg schlicht zu teuer für die meisten Menschen. Für mich ist es am wichtigsten, schnell ins Grüne zu können und ruhig zu wohnen.

Auto oder Fahrrad?

Ich fahre am liebsten mit dem öffentlichen Nahverkehr. Trotzdem bin auch ich gelegentlich auf ein Auto angewiesen. Wir müssen sowohl die Infrastruktur für Fahrradfahrer verbessern, als auch den ÖPNV attraktiver gestalten, um mehr Menschen eine echte Alternative aufzuzeigen.

Fitnessstudio oder Sofa?

Fitnessstudio, ich mache gerne Sport.

Fleisch oder vegetarisch oder vegan?

Ich habe großen Respekt vor Menschen, die aus ethischen Gründen auf tierische Produkte verzichten. Ich esse Fleisch nur selten, schaffe es aber noch nicht, komplett drauf zu verzichten.

Komödie oder Drama?

Komödie. Ich lache lieber.

Gendern oder nicht gendern?

Ich versuche zu gendern, erhebe aber nicht den moralischen Zeige­finger, wenn es jemand nicht tut. Wichtiger ist mir, dass die Lohnungleichheit zu Ungunsten von Frauen von mindestens 18 Prozent endlich beseitigt wird und dass Posten in Wirtschaft und Politik endlich paritätisch vergeben werden


Aydan Özuğuz, 54, SPD

SPD-Kandidatin Aydan Özoguz; Foto: SPD/Özoguz

SZENE HAMBURG: Wann haben Sie sich zum ersten Mal für Politik interessiert?

Aydan Özoğuz: Es gab nicht den einen Zeitpunkt. Ich durfte früher in der Körber-Stiftung viele Politiker und Politikerinnen zusammenbringen, um heikle Themen zu debattieren. Irgendwann habe ich da gedacht: Ich möchte auch mitreden und mit gestalten. Als Kind von Einwanderern kam meine Perspektive damals in Politik und Gesellschaft kaum vor.

Wer war Ihr erstes politisches Vorbild?

Ich hatte nie ein richtiges Vorbild. Aber Johannes Rau hat mich sehr beeindruckt. Und Anke Fuchs war meine Heldin, nachdem sie damals dem Rechtspopulisten Ronald Schill bei seinen Hasstiraden im Bundestag das Mikrofon abgedreht hat.

Warum sind Sie der SPD beigetreten?

Weil sie die einzige richtige Partei für mich ist.

Warum sind Sie Berufspolitikerin geworden?

Das hat sich aus den Mandaten ergeben, für die ich gewählt wurde. Und ich wollte gern mitmischen und mehr Respekt und Fairness in den Debatten einfordern, besonders bei sozialen Fragen. Die Kategorisierungen in Einwanderer oder Ausländer/Migranten waren und sind ein völlig falscher Weg. Gegen solche Schubladen kämpfe ich immer an.

Was wären Sie sonst wohl geworden?

Ich war ja schon Projektleiterin bei der Körber-Stiftung. Irgendwann kommt immer etwas Neues. Wer weiß…

Zwischendurch mal über einen Parteiwechsel nachgedacht?

Nie! Auch wenn ich nicht immer mit allen Parteikollegen und -kolleginnen gleicher Meinung bin.

Wohnungsbau, Verkehr/Baustellen und Klimaneutralität im Einklang mit einer starken Wirtschaft als zentrale Probleme in Hamburg

Welches sind Ihrer Ansicht nach die derzeit drei zentralen Probleme der Stadt?

Wohnungsbau, Verkehr/Baustellen, Klimaneutralität im Einklang mit einer starken Wirtschaft.

Und welche Lösungen haben Sie konkret dafür?

Unser Bundesprogramm mit fünf Milliarden Euro für mehr Wohnungen und Sozialwohnungen umsetzen. Das erfolgreiche „Bündnis für das Wohnen“ zwischen Stadt und Wohnungswirtschaft muss fortgesetzt werden. Die Anbindung Hamburgs an den Fernverkehr muss von der Deutschen Bahn verbessert und der Hauptbahnhof modernisiert werden. Den Umstieg auf den ÖPNV immer attraktiver machen, zum Beispiel durch eine bessere Anbindung von Stadtteilen wie Rahlstedt durch eine S-Bahn. Die Finanzierung haben wir jetzt im Bund gesichert. Und auch den Sanierungsstau auf den Autobahnen müssen wir in der nächsten Legislatur endlich anpacken. Klimaschutz muss Chefsache werden. Nach dem Vorbild Hamburgs sollte der Bund einen Klimaplan mit konkreten Maßnahmen, CO2-Reduzierungsbeiträgen und Umsetzungsschritten vorlegen und zügig umsetzen.

Wie beurteilen Sie die bisherige Hamburger Pandemie-Politik?

Keine Hektik, kein Starker-Mann-Getöse – angenehm ruhig, mit Augenmaß. Diese Pandemie hat uns alle sehr herausgefordert, einigen schlimme Ängste bereitet. Durch eine gemeinsame Bund-Land-Unterstützung konnten wir viele Unternehmen und Arbeitsplätze retten, die Digitalisierung anschieben. Hamburg hat immer wieder neue Finanzierungsund Unterstützungsmöglichkeiten geschaffen und deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir gut durch die Pandemie kommen.

Sind Sie für oder gegen eine Impfpflicht?

Ich finde Impfpflichten grundsätzlich schwierig. In diesem Fall haben wir es nicht nur mit Gegnern sondern auch mit Angst und Verunsicherung zu tun. Das sollte erst einmal ausgeräumt werden.

Was wollen Sie gegen den Klimawandel tun?

Zusammengefasst: Die Umsetzung der Pariser Klimaziele und des deutschen Klimaschutzgesetzes, das wir verabschiedet haben, mit einigen Nachbesserungen, um dabei mehr sozialen Ausgleich zu berücksichtigen. Ein Vorbild könnte der Hamburger Klimaplan sein.

Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?

Wenn wir eine Regierung jenseits der Union gründen können.

Kurze Fragen – kurze Antworten mit Aydan Özuğuz

Elbe oder Alster?

Bramfelder See.

Fisch- oder Franzbrötchen?

Morgens Franz, abend Fisch.

St. Pauli oder HSV?

Hauptsache wieder 1. Liga.

Molotow oder Elphi?

Molotow ist schon lange her …

Haus oder Wohnung?

Hauptsache nette Nachbarn.

Auto oder Fahrrad?

Meistens U- und S-Bahn.

Fitnessstudio oder Sofa?

Wenn ich die Wahl habe: Sofa.

Fleisch oder vegetarisch oder vegan?

Auch Fleisch – aber nicht aus Massentierhaltung.

Komödie oder Drama?

Komödie.

Gendern oder nicht gendern?

Jede*r nach seinem Geschmack.


Jimmy Blum, 51, FDP

FDP-Kandidat Jimmy Blum; Foto: braunphotography.de

SZENE HAMBURG: Wann haben Sie sich zum ersten Mal für Politik interessiert?

Jimmy Blum: Als ich in der 5. Klasse zum Klassensprecher gewählt wurde!

Wer war Ihr erstes politisches Vorbild?

Nelson Mandela, die Apartheid und seine Verhaftung haben mich früh geprägt. Noch heute unterstütze ich ein Kinderheim in KwaZulu-Natal (Südafrika) und setze mich dort für Chancengleichheit ein.

Warum sind Sie der FDP beigetreten?

Beim Wahl-O-Maten schlackern mir zwar manchmal die Ohren, was da so rauskommt. Allerdings bietet mir nur die FDP das passende Zuhause. Freiheit und Liberalismus sind die Grundsteine unserer Demokratie.

Zwischendurch mal über einen Parteiwechsel nachgedacht?

In einer Partei ist es wie in einer Familie… nicht immer leicht. Und genau so bleibe ich der FDP treu. Also: Nein!

Verkehrsplanung, die fehlende Chancengleichheit für alle Kinder und Grundrechtseinschränkungen während der Pandemie als zentrale Probleme in Hamburg

Welches sind Ihrer Ansicht nach die derzeit drei zentralen Probleme der Stadt?

Die Verkehrsplanung, die fehlende Chancengleichheit für alle Kinder in Hamburg und die Grundrechtseinschränkungen während der Pandemie.

Und welche Lösungen haben Sie konkret dafür?

Zu 1.: Beim Verkehr wird in Hamburg zu sehr in „gut“ und „böse“ gedacht: Auto = böse, Fahrrad und ÖPNV = gut. Ich werde mich für ein ganzheitliches Konzept einsetzen. Ich selber fahre in der Stadt fast nur mit dem Fahrrad, und wenn ich mal mit dem Auto losmuss, kann ich einige Stadtteile in Hamburg-Mitte gar nicht mehr erreichen. Das kann so nicht bleiben. Wir müssen auch an ältere oder eingeschränkte Menschen denken.

Zu 2.: Wir erleben momentan, wie unterschiedlich die Inzidenzen in Hamburg-Mitte sind. Der Wert war in Billstedt zumeist höher, dort sind die Bildungsmöglichkeiten auch erheblich schlechter. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, dass alle Kids die gleichen Startmöglichkeiten erhalten. Dafür werde ich mich einsetzen. Nur so ist unsere Gesellschaft langfristig sicher und stabil.

Zu 3.: Wir müssen zukünftig individueller auf die aktuelle Situation eingehen. Warum muss man in Finkenwerder um 21 Uhr zu Hause bleiben, wenn in Horn die Inzidenz hoch ist? Und die Einschränkung unserer Grundrechte darf nicht endlos fortgesetzt werden.

Wie beurteilen Sie die bisherige Hamburger Pandemie-Politik?

Ich achte seit Beginn der Pandemie penibel auf alle gängigen Regeln und musste für knapp sechs Monate mein Geschäft schließen. Das machte gar keinen Sinn, weil beispielsweise in Supermärkten auch keine Ausbrüche zu verzeichnen waren. Wir müssen, wie oben schon beschrieben, individueller auf jede Situation eingehen. Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben und können nicht jedes Mal das komplette Leben herunterfahren.

Sind Sie für oder gegen eine Impfpflicht?

Das sollte jeder für sich frei und selbstbestimmt entscheiden. Also bin ich gegen eine Impfpflicht.

Was wollen Sie gegen den Klimawandel tun?

Wir wollen den CO2-Emissionshandel ausweiten. Unternehmen, die CO2 einsparen, werden belohnt, wer viel emittiert, muss zahlen. Über die anfallenden Kosten werden alle Verursacher schnell Wege finden, nachhaltiger zu produzieren.

Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?

Ich will Rot-Rot-Grün verhindern! Nur mit einer starken FDP ist das möglich, darum bitte ich um beide Stimmen für mich und für die FDP. Damit es zu einem Wechsel in Berlin kommt, der Hamburg nach vorne bringt, möchte ich es als erster nach dem Krieg schaffen, das Direktmandat für die FDP zu bekommen, dafür bitte ich um Vertrauen.

Kurze Fragen – kurze Antworten mit Jimmy Blum

Elbe oder Alster?

Elbe.

Fisch- oder Franzbrötchen?

Fischbrötchen.

St. Pauli oder HSV?

Ich freue mich immer, wenn beide ihre Spiele gewinnen.

Molotow oder Elphi?

Das Logo in de Grindelallee.

Haus oder Wohnung?

Wohnung.

Auto oder Fahrrad?

In der Stadt nur Fahrrad.

Fitnessstudio oder Sofa?

Fitness.

Fleisch oder vegetarisch oder vegan?

Alles.

Komödie oder Drama?

Komödie.

Gendern oder nicht gendern?

Gendern.


Dr. Bernd Baumann, 63, AfD

AfD-Kandidat Dr. Bernd Baumann; Foto: AfD

SZENE HAMBURG: Wann haben Sie sich zum ersten Mal für Politik interessiert?

Dr. Bernd Baumann: Ich habe mich schon immer für Politik interessiert, und bin aber erst 2013 aktiv in die Politik eingestiegen.

Wer war Ihr erstes politisches Vorbild?

Ich halte viel von Gerechtigkeit und Verantwortung und ich bin Kaufmann. Friedrich der Große hat schon vor fast 300 Jahren gesagt: „Es ist gerecht, dass jeder einzelne dazu beiträgt, die Ausgaben des Staates tragen zu helfen. Aber es ist nicht gerecht, dass er die Hälfte seines jährlichen Einkommens mit dem Staate teilen muss.“

Warum sind Sie der AfD beigetreten?

Es ist die einzige Partei, die bürgerliche, freiheitliche und wertkonservative Positionen vertritt – und nicht Teil des linksgrünen Mainstreams ist. Auch die CDU unter Merkel hat sich dort in existenziellen Fragen eingereiht: Von unkontrollierte Massenmigration bis hin zu gigantischen Schuldenübernahmen für unsolide Staaten in der EU.

Und warum sind Sie Berufspolitiker geworden?

Ich bin ein ausgesprochener Anhänger der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Diese ist in Gefahr – nicht nur die Meinungsfreiheit. Auch bürgerlich-wertkonservative Einstellungen müssen eine Stimme in den Parlamenten haben.

Was wären Sie sonst wohl geworden?

Ich bin in der komfortablen Lage, nicht noch etwas werden zu müssen. Ich habe gedient, studiert, promoviert und war in unterschiedlichsten Positionen in der Wirtschaft tätig.

Zwischendurch mal über einen Parteiwechsel nachgedacht?

Nein, ein Parteiwechsel kommt für mich nicht infrage.

Sicherheit und Recht, Verkehr und Energie als zentrale Probleme in Hamburg

Welches sind Ihrer Ansicht nach die derzeit drei zentralen Probleme der Stadt?

1. Sicherheit und Recht, unkontrollierte Masseneinwanderung und importierte Kriminalität

2. Verkehr: Mobilität ist ein Freiheitsrecht, Dauerstau und Parkplatzvernichtung, einseitige Politik gegen Autofahrer

3. Energie: Umweltschutz statt Klimahysterie, Wohnkosten und Energiepreise auf künstlichen Rekordhöhen

Und welche Lösungen haben Sie konkret dafür?

Zu 1. Die Bürger müssen wieder in Sicherheit leben können, das heißt Opferschutz statt Täterschutz. Die Grenzen müssen gegen unkontrollierte Einreise in die Sozialsysteme geschützt werden, die Ausreisepflicht muss konsequent durchgesetzt werden.

Zu 2. Der grün-rote Senat reduziert Parkplätze und plant sogar ganze Stadtteile ohne Autos zugunsten von teuren Fahrradschnellwegen. Die krude Baustellenkoordination des grün-roten Senats hat vor Kurzem sogar den gesamten Zugang zum Hafen, der Herzkammer der Stadt, blockiert. Also nicht nur teure Fahrradwege ausbauen, sondern auch die anderen Verkehrsteilnehmer nicht vergessen, denn im Stau kommt auch der Bus nicht voran und der Rettungsdienst. Und ohne Strom fährt die S-Bahn auch nicht.

Zu 3. Die Weltbevölkerung wächst und die Stadt wächst auch. Der Energieverbrauch wird also steigen. Die Energieversorgung der Stadt mit grundlastfähiger und günstiger Stromerzeugung muss sichergestellt werden. Bei Dunkelheit und wenig Wind sind wir schon jetzt auf Strom-importe aus dem Ausland angewiesen. Der überzogene Ausbau volatiler Energieerzeugung ist ein Irrweg. Die Abschaltung des Kraftwerks Moorburg war ein Fehler.

Wie beurteilen Sie die bisherige Hamburger Pandemie-Politik?

Das lässt sich leicht zusammenfassen: Pleiten und Pannen. Die Corona-Politik des grün-roten Senats ist desaströs. Dänemark hebt am 1. Oktober alle Corona-Maßnahmen ohne Einschränkung auf und Bürgermeister Tschentscher (SPD) wünscht sich künftig einen kostenpflichtigen PCR-Test von jedem Bürger, der ein Restaurant betreten möchte, schaffte es aber lang genug nicht einmal, den Impfwilligen genügend Impfstoff zur Verfügung zu stellen. Diese unverhältnismäßigen Drangsalierungen müssen aufhören.

Sind Sie für oder gegen eine Impfpflicht?

Artikel 2 Absatz 2 Grundgesetz: Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. Impfen ist freiwillig. Jeder hat das Recht, für sich selbst zu entscheiden, ob er sich impfen lässt oder nicht. Ich lehne eine Impfpflicht ab, egal, ob diese direkt oder indirekt durch die Hintertür eingeführt werden soll.

Was wollen Sie gegen den Klimawandel tun?

Es ist ein Denkfehler, das globale Klima von deutschem Boden durch völlige Vermeidung nationaler CO2- Emissionen „retten“ zu wollen. Das Klima wandelt sich seit es die Erde gibt. Hamburg ist keine Insel, Deutschland ist es nicht und Europa auch nicht. Es hilft dem Weltklima nicht, wenn in Deutschland unsere heimische Industrie wettbewerbsunfähig wird durch zu hohe Kosten und Auflagen – weil die weltweite Konkurrenz das nicht auch muss und sich kaputtlacht. Das zerschlägt unsere Industrie – und an anderer Stelle stößt die ausländische Konkurrenz, die die gleiche Produktion hat, viel mehr CO2 ins Weltklima hinaus. Am Ende müssen alle Bürger die Rechnung bezahlen: die weltweit höchsten Strom- und Spritpreise, Arbeitslose, durch Windräder zerschnittene Landschaften, explodierende Bodenpreise, die immer mehr Bauern von ihren Äckern verdrängen. Wir als AfD treten dafür ein, dass wir unsere Natur und Landschaft schützen, aber eine wild gewordene Klimahysterie in Deutschland lehnen wir ab.

Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden?

Wir streben ein zweistelliges Ergebnis für die AfD an.

Kurze Fragen – kurze Antworten mit Dr. Bernd Baumann

Elbe oder Alster?

Es ist schade, dass unsere schöne Stadt immer nur auf die Elbe und die Alster reduziert wird. Es gibt viele wunderschöne Orte entlang der Bille, der Este, der Dove Elbe, der Wandse, der Süderelbe, der Tarpenbek, der Engelbek, der Kollau, viele Fleete, die immer einen Ausflug wert sind.

Fisch- oder Franzbrötchen?

Da sage ich ganz ehrlich: Ich mag das Herzhafte, nichts geht über ein gutes Fischbrötchen!

St. Pauli oder HSV?

Auch hier: Schade, dass Sport in Hamburg sich auf Fußball, auf HSV und St. Pauli zu konzentrieren scheint. Selbstverständlich freue ich mich, dass Hamburg mit zwei Vereinen in der zweiten Bundesliga aufwarten kann, aber es gibt sehr viele nichtkommerzielle Vereine in jedem Stadtteil, die für eine sehr lange Zeit nicht spielen durften aufgrund der Corona-Maßnahmen. Diese Vereine verdienen Anerkennung.

Molotow oder Elphi?

Ganz klar: Elphi! Die Elbphilharmonie auf dem alten Kaispeicher spaltete vor zehn Jahren die Hamburger Gesellschaft. Das Gebäude ist schon imposant. Jedes Bauteil ist eine Sonderanfertigung. Wir wollen hoffen, dass die Corona-Maßnahmen wie in Dänemark alsbald komplett zurückgenommen werden und so viel Konzerte wie nur irgend möglich gegeben werden können, um möglichst viele Hamburger in den Genuss der Konzerte bringen zu können.

Haus oder Wohnung?

Das ist eine sehr individuelle Frage. Der eine wünscht sich ein Haus, wo die Kinder im Garten spielen können. Der andere liebt die abgeschlossene Wohnung ohne Schneeräumverpflichtung im Winter und Rasenmähenim Sommer. Wichtig ist, dass es Raum gibt für jeden Wunsch, was heute durch die grün-rote Verbotspolitik leider nicht mehr gegeben ist. Neue Bebauungspläne für Einfamilienhäuser sind in einem Hamburger Bezirk laut Koalitionsvertrag ausgeschlossen. Auch Eigentumswohnungen sind fast nicht mehr bezahlbar. Eigentum ist die beste Altersvorsorge und schützt vor Mieterhöhungen.

Auto oder Fahrrad? Beides! Sowohl als auch. Es darf keine Bevormundung geben. Es muss für jeden Verkehrsteilnehmer Raum zur Verfügung stehen.

Fitnessstudio oder Sofa?

Beides! Ich würde es auch nicht so einengen. Wichtig ist die frische Luft. Wir haben so schöne Orte in der Stadt, wo frische Luft getankt werden kann. Insofern würde ich die Fragestellung mit einer dritten Option erweitern wollen: Stadtpark, Elbstrand, Alsterwanderweg, der Weg um die Außenmühle oder Baden im Oortkatensee beispielsweise.

Fleisch oder vegetarisch oder vegan?

Auch das möge wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich ernähre mich gesund. Ich habe Spaß an einem frischen Salat an heißen Sommertagen, genieße aber auch ein Steak und – wie oben schon geschrieben – ein Fischbrötchen. Es muss abwechslungsreich sein. Ich genieße das vielfältige Angebot in den Restaurants und unterstütze die Gastwirte so oft es mir möglich ist, um den Verlust, den die Unternehmen durch den unverhältnismäßigen Corona-Lockdown erlitten haben, auszugleichen.

Komödie oder Drama?

Sowohl als auch! Der Mix macht’s. Je nach Inszenierung kann eine Komödie genauso inspirieren wie ein Drama. Das hängt auch von der persönlichen Stimmung ab.

Gendern oder nicht gendern?

Die deutsche Sprache ist ein zentrales Element der deutschen Identität. Bei der sogenannten „Genderwissenschaft“ handelt es sich um eine politische Ideologie. Es geht nicht um Erkenntnisgewinn, sondern um eine irrlichternde linksgrüne Ersatzreligion. Gleichberechtigung der Geschlechter ist eines der obersten Gebote. Aber der Genderunsinn ist mit der Lebenswirklichkeit der Menschen nicht in Einklang zu bringen. Die Gendersprache ist künstlich erschaffen und wird von den meisten abgelehnt – auch von mir.


 SZENE HAMBURG Stadtmagazin, September 2021. Das Magazin ist seit dem 28. August 2021 im Handel und auch im Online Shop oder als ePaper erhältlich!

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