Hamburger Korn-Missionar: Simon Meyborg

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Er will den Korn wieder auf die Karte bringen: Der Hamburger Simon Meyborg im Interview

Simon Meyborg, 35, technischer Leiter im Greenhouse Innovation Lab des Verlagshauses Gruner + Jahr, hat eine Mission: E. Das hochprozentige Getränk erscheint in den Köpfen vieler nur noch billig und vergilbt. Mit „Meyborg“ soll sich das nun ändern. Ein Gespräch über Schnaps-Hypes, Brennprozesse und die Idee von Korn als Symbol für eine neue Männlichkeit. Von Erik Brandt-Höge. Fotos: privat

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Simon Meyborg brennt für Korn

 

SZENE HAMBURG: Simon, wann und warum hast du dich entschieden, ins Alkoholgeschäft einzusteigen?

Simon Meyborg: In meinem Hauptberuf als Ideenentwickler bei Gruner + Jahr betreue ich digitale Projekte, was cool ist. Auch in meiner Freizeit habe ich regelmäßig digitale Projekte realisiert. Irgendwann hatte ich das Digitale allerdings ein bisschen satt. Es war Zeit für etwas Analoges. Zuerst dachte ich daran, ein Buch zu schreiben oder eine Platte zu machen. Dann fiel mir auf, dass viele Freunde und Bekannte vermehrt auf edle Getränke stehen, vor allem auf Gin. Davon gibt es aber schon so viele neue Sorten, dass ich mich auf etwas konzentrieren wollte, das noch keinen wirklichen Hype erlebt hat.

Nämlich Korn. Warum denkst du, ist der bisher in keiner Hypemaschine gelandet?

Korn ist in vielen Augen nur das, was Opa trinkt oder unter Obdachlosen verteilt wird. Das Getränk erhält eigentlich überhaupt keine Wertschätzung. Es wird als billig angesehen – und das ist nur verständlich. Wenn da ein Korn für 4 Euro im Supermarktregal steht, wovon allein 2,80 Euro für die Brandweinsteuer sind, kann es ja auch gar nichts Gutes sein. Logisch, dass Korn und Qualität schlichtweg nicht mehr miteinander in Verbindung gebracht werden.

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Wie willst du das ändern? Du hast ja angekündigt, „Korn ein fulminantes Comeback“ zu verschaffen.

Zuerst habe ich mir einen Namen überlegt. Ich bin sehr heimatverbunden, komme aus dem Oldenburger Münsterland und zudem aus einer sehr großen Familie. Da lag es nahe, den Korn einfach nach uns zu benennen – „Meyborg“ ist ja auch ein toller Korn-Name.

Und der Schnaps an sich: Wo wird er gebrannt? Wie viel soll er kosten?

Er wird in Haselünne gemacht, wo es die drei bekannten Brennereien Berentzen, Heydt und Rosche gibt. Mit Rosche, die als das Nonplusultra der Kornbrennerei angesehen werden, arbeite ich nun für „Meyborg“ zusammen. Wir machen einen 40-prozentigen Premium-Korn, 60-fach gebrannt, der rund 20 Euro kosten wird.

 

„Kühl, kantig und klar“ soll er sein, dein Korn – so steht es auf deiner Homepage. Klingt wie die klischeehafte Beschreibung eines typischen Hamburgers. Was genau steckt hinter den Begriffen?

Korn, finde ich, sollte kühl getrunken werden, am besten mit einem Eiswürfel, so wie man auch die Darreichungsform von Whiskey kennt. Quasi: Korn on the rocks. Zudem sind die meisten Kornflaschen bisher rund, sehen beliebig und eben sehr billig aus. Ich möchte gerne etwas Kantiges danebenstellen, auch etwas, das man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht als Korn erkennt. Es soll ein ehrliches, klares Getränk aus dem Norden für den Norden sein.

Im Norden kennt man Korn vor allem als Mischgetränk – zum Beispiel mit Cola. Was hältst du davon?

Jeder hat da so seine Vorlieben – man denke nur an Heinz Strunk und dessen Fanta-Korn. Ich persönlich bin getränkemäßig auch mit Cola-Korn sozialisiert worden. Bei uns bekam man auch einen Cola-Korn, wenn man einen „Spezi“ bestellte. Letztendlich kann man einen Korn mit allem mischen, was so da ist.

Herrengedeck Meyborg Korn

Soll dein Korn eigentlich ein Getränk für Frauen wie für Männer sein?

Ich glaube, dass Korn eher für Männlichkeit steht. Die Zeit der meterosexuellen Cocktailtrinker haben wir ja mittlerweile überwunden. Wenn heute ein Typ in die Bar geht und einen vernünftigen Korn bestellt, ist das einfach mal eine Ansage.

„Meyborg“ soll erst mal nur online bestellbar sein – und in Kneipen. Wie wirst du die Betreiber von deinem Korn überzeugen?

Durch ganz harten Selbstvertrieb. Ich werde persönlich in die Bars gehen und meinen Korn anbieten. Das habe ich auch schon im Sommer gemacht – und die Resonanz war großartig. 80 Prozent der Betreiber haben mir direkt drei Flasche abgekauft, zwei für die Gefriertruhe und eine fürs Regal. Wenn das so weitergeht, kann ich mir vorstellen, mit „Meyborg“ auch in den ganz normalen Handel zu gehen.

Jetzt mal eine ganz realistische Einschätzung: Kommt Korn wirklich zurück auf die Karte?

Ja! Ich glaube, die Leute haben keine Lust darauf, den Hundertsten neuen Gin zu probieren. Und am Beispiel von „Helbing“, der ja auch erst kürzlich sein Comeback gefeiert hat, ist zu sehen: Viele sind grundsätzlich wieder bereit, die traditionellen alkoholischen Getränke zu trinken. Hinzu kommt die regionale Komponente: Die Körner für „Meyborg“ wachsen bei uns um die Ecke und werden dort auch verarbeitet. Es ist ein Produkt von hier. Das wird honoriert.

Und was wäre für dich ein echter Erfolgsfall mit deinem Korn?

Wenn ich in die Bar um die Ecke gehen und „Meyborg“ bestellen kann.

erik

Findet auch mal einen Korn. Und trinkt ihn sogar gelegentlich: SZENE HAMBURG-Autor Erik Brandt-Höges schreibt für das Ressort Stadtleben und leitet das Ressort Musik.


Der Podcast zum Reinhören. Meyborg

https://soundcloud.com/user-507582595/folge-9-geschafft

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