Hamburger Trio Olympya: Echos aus der Jugend

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Foto: Benjamin Pichelmann

Das Hamburger Trio vermengt auf seinem ersten Album „Auto“ Post- Punk, Dark Wave, HipHop und NDW. Ein Gespräch mit den Bandmitgliedern Marcus – zuvor bekannt als Rapper Pierre Sonality – und Andi über die Soundästhetik ihres Langspieldebüts und große Karrierepläne

Interview: Erik Brandt-Höge

SZENE HAMBURG: Marcus und Andi, mit „Auto“ erscheint Ende Februar das erste Olympya-Album. Wobei es heißt, dass es sogar schon eines zuvor gegeben hätte – nur dass ihr es nicht veröffentlichen wolltet …

Marcus: … was stimmt. Wir kommen ja ursprünglich vom Rap und haben in dem Bereich schon viele Alben gemacht. Irgendwann war uns aber nach etwas Neuem. Rap war uns einfach zu limitiert. Wir haben dann ins Blaue hinein Dinge ausprobiert, und nach gut anderthalb Jahren hatten wir ein Album fertig.

Wir sind dann sogar nach Hongkong und nach Bangkok geflogen, um dort Videos zu drehen. Als wir wieder zurück waren, haben wir alles unseren Freunden gezeigt – und die waren gar nicht mal so begeistert (lacht).

Warum nicht?

Andi: Weil wir im Grunde genommen weiterhin Rap-Musik gemacht haben, die nur etwas melodischer war als zuvor. Das Album hat uns einfach nicht richtig repräsentiert. Wir standen nicht so sehr dahinter, wie wir anfangs noch dachten. Also haben wir Album und Videos in den Müll geschmissen und uns an neue Sound-Facetten herangewagt.

Marcus: Kurz: Wir haben unsere Komfortzone verlassen und auf in uns schlummernde Echos gehört. Echos aus der Zeit, in der wir groß geworden sind.

Zählt zu diesen Echos auch die NDW? Deren Soundästhetik ist neben Post-Punk, Dark Wave und HipHop auf „Auto“ herauszuhören.

Andi: Zur NDW: Es ist kein rotes Tuch für uns, den Begriff in Bezug auf unsere Musik zu verwenden, man erahnt darin ja auch tatsächlich kleine Nuancen davon. Aber NDW ist jetzt keine konkrete Blaupause für den Olympya-Sound gewesen.

Wir sehen uns nicht als Retro-Band. Alles, was wir machen, ist mit einem sehr progressiven Denken verbunden, ohne dabei gänzlich auf Experimente zu setzen. Wir verlassen uns einfach auf unseren persönlichen Musikgeschmack.

Marcus: Wenn ich an NDW denke, denke ich auch gleich an Künstler wie Fräulein Menke, also einer Art von NDW, von der wir uns distanzieren möchten. Es war einfach auch viel Schrott dabei damals.

Trotzdem noch einmal plakativ gedacht: Kommt ihr mit der Gleichung The Clash plus Falco plus Kraftklub gleich Olympya klar?

Marcus: Ja, das würden wir dann als Kompliment verstehen. Eine Gleichung, die uns schmeichelt. Die textlichen Themen auf „Auto“ reichen nun vom Umgang mit einer Trennung in „Tabletten“ bis zu Mobbing samt Rachefantasien in „Rocky“.

„Wir streben Großes an!“

Waren euch bestimmte Themen besonders wichtig, mit „Auto“ zu transportieren?

Marcus: Das ist nicht unsere Herangehensweise an Musik. Wenn wir uns an ein Demo setzen, wissen wir noch nicht einmal, ob es ein schneller oder ein langsamer, ein lauter oder leiser Song werden wird. Was die Texte angeht, leitet uns das Instrumentelle meist zu den Geschichten. Wir hören die Musik und überlegen uns, wovon wir dazu erzählen können. Es gab also nichts, was wir unbedingt ansprechen wollten.

Wobei man dazu sagen muss, dass unsere Texte schon auch mit uns und unserer Sozialisierung zu tun haben. Klar, da gibt es Fiktion, aber die Geschichten sind fundiert. „Rocky“ ist zum Beispiel ein sehr intimer Song für uns, der auch von unserer Jugend zwischen den Plattenbauten von Magdeburg und Leipzig kurz nach der Wende handelt. Eine mindestens komplizierte Zeit.

Andi: Es gibt eine Handvoll ethischer und moralischer Motive, die wir gerne in unsere Musik einbauen. Aber vor einer Session legen wir uns nicht auf, unbedingt einen empathischen Song zu machen.

Ihr habt eure Heimatstädte Magdeburg und Leipzig angesprochen. Welchen Einfluss hatte denn Hamburg auf „Auto“?

Andi: Hamburg ist eine sehr offene Stadt und eine, in der wir uns frei von irgendwelchen Rastern künstlerisch entfalten können.

Marcus: Zudem haben wir in Hamburg geile Musiker für unsere Band gefunden, mit denen wir sehr entspannt arbeiten können. Ich würde also nicht unterschreiben, dass „Auto“ irgendwo anders so geworden wäre, wie es jetzt ist.

Andi: „Auto“, mit seiner großen klanglichen und textlichen Bandbreite, spiegelt auch diese vielfältige Stadt sehr gut wieder.

Und wo wollt ihr mit „Auto“ und Olympya noch hin? Gibt es Karriereziele mit der Band?

Marcus: Unser Karrieredenken ist schon im Bandnamen erkennbar: Uns ist es wichtig, mit unserer Musik möglichst viel zu reißen. Wir finden auch, dass unsere Songs das Potenzial haben, vielen Leuten etwas mit auf den Weg zu geben – ohne dass wir sie dabei belehren wollen. Zudem sind die Songs so konzipiert, dass sie live, vor allem open air, funktionieren. Von daher: Wir streben Großes an!

„Auto“ erscheint am 26.2. auf Audiolith


 SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Februar 2021. Das Magazin ist seit dem 28. Januar 2021 im Handel und auch im Online Shop oder als ePaper erhältlich!

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