SZENE HAMBURG: Heavent, erst mal wissenswert: Warum eigentlich eine Musikkarriere? Schließlich begann deine künstlerische Laufbahn mit Auftritten bei Poetry-Slams und Schreibwettbewerben in kleinen Hamburger Locations.
Heavent: So weit ist das eigentlich gar nicht voneinander entfernt, schließlich erzähle ich immer noch Geschichten. Bei Musik hat es bei mir einfach „klick“ gemacht. Dadurch, dass Sound und Lyrics zusammenfallen, kann ich noch viel mehr ausdrücken. Ich fühle mich in der Musik irgendwie zu Hause.
Haben dich bestimmte, sehr Text-fokussierte Musiker und Musikerinnen besonders beeinflusst? Irgendwelche Vorbilder?
Einen großen Einfluss hatte und hat der irische Künstler Eden auf mich. Besonders zu seinen ersten Alben komme ich immer und immer wieder zurück (Debütalbum „End Credits“, 2015; Anm. d. Red.). Im März letzten Jahres durfte ich ihn in Hamburg zum ersten Mal live sehen. Ich weiß noch, dass es nach dem Konzert geschneit hat und dass sich das alles irgendwie surreal angefühlt hat. Ansonsten sind meine Playlisten mit Paula Hartmann, Schmyt, Provinz und vielen weiteren unfassbar starken Musikerinnen und Musikern geziert. Irgendwelche Puzzlestücke nimmt man aus allem mit. Das Schönste ist es, daraus etwas Eigenes zu machen.
Ab und an möchte man auch Faber und AnnenMayKantereit aus deinen Songs heraushören, speziell gesanglich …
… was ein riesiges Kompliment für mich ist. Als ich das erste Mal einen Kommentar bekommen habe, in dem stand, „Klingt ein bisschen wie Henning May“, war das für mich ein ziemlicher Wow-Moment. In meiner Musik steckt viel von mir, meine Texte sind sehr eigen, meine Stimme hat eine eigene Farbe gefunden, auch die Soundwelt ist etwas, bei dem ich sage: „Das bin ich!“ Gleichzeitig wird man immer Parallelen raushören zu anderen Künstlern und Künstlerinnen.
Lauf, auf dass die Welt dich einholt / Staub auf deiner ganzen Meinung / Auf den Fetzen deiner Zeitung steht ,Zukunft scheintod‘
aus „Staub“ von Heavent
In dieser Hamburger Location möchte Heavent auftreten
Mal zur Instrumentierung. Auf deiner Debüt-EP „Streichhölzer & Staub“ herrscht ein melancholischer elektronischer Mix mit Pop- und HipHop-Anteilen. Schnell gefunden? Oder dauerte es, bis der Sound für deine Texte da war?
Der war nicht sofort da, konnte und musste er aber auch gar nicht. Für „Streichhölzer & Staub“ durfte ich mit verschiedenen Produzenten arbeiten, die mir den Raum gegeben haben, Sachen auszuprobieren. Am Ende haben wir zusammen den richtigen Sound gefunden.
Wie seid ihr denn vorgegangen?
Wir haben uns herangetastet. Wir haben Musik gehört, die wir gerade neu entdeckt hatten, haben uns gezeigt, woran wir jeweils zu der Zeit gearbeitet haben und was uns beschäftigt hat. Irgendwann haben wir die ersten Töne für Songs gefunden, alles kam Stück für Stück zusammen. Teilweise habe ich Texte mitgebracht, die ich dann wieder verworfen und von null angefangen habe, während gleichzeitig der Sound dafür entstanden ist. Letztlich sind Texte und Sound verschmolzen.
Und noch mal zur Karriere: Einige Live-Shows liegen bereits hinter dir, auch Festival-Gigs. Soll es so schnell wie möglich hoch hinausgehen? Oder sind dir die kleinen bis mittelgroßen Clubs gerade das Liebste für dich und deine Musik?
Darf ich beides sagen? Ich fühle mich gerade sehr wohl, freue mich auf verschiedene Bühnen, klein und groß. Beides fühlt sich auf unterschiedliche Arten gut an. Kleine Venues spielen und sich danach noch mit ins Publikum mischen können, aber auch große Bühnen, Licht und viele Menschen. Ich will alles!
Irgendein Hamburger Venue, das du unbedingt mal bespielen möchtest?
Ich liebe die Große Freiheit 36. Ich kann es gar nicht genau sagen, wieso, aber ich stand schon so oft vor der Bühne dort und würde unglaublich gerne mal darauf stehen. Vielleicht klappt das ja im nächsten Jahr.
„Streichhölzer & Staub“ von Heavent ist am 22. November 2024 erschienen (dreamfellas/Beat Dealer Records).
Dieses Interview ist zuerst in SZENE HAMBURG 12/2024 erschienen.