Mohammed Ghunaim studierte arabische Literatur und Journalismus in Damaskus (Syrien). Anschließend arbeitete er für Syrischen Roten Halbmond (SARC), einer Schwesterorganisation des Roten Kreuzes. Wegen seiner Arbeit wurde er vom syrischen Geheimdienst verfolgt. Zweimal wurde er 2015 verhaftet. „Und als ich Ende August 2015 wieder aus der Haft entlassen wurde, wusste ich, dass ich Syrien verlassen muss“, erzählt Ziko. Seitdem kennt man ihn hauptsächlich unter seinem Schutznamen „Ziko“. Ende 2015 kam er schließlich nach Deutschland und brachte neben seinem Schutznamen noch eines mit: sein unerschütterliches Engagement und sein Wille, sich für andere Leute einzusetzen.
„Das Erste-Hilfe-Paket für alle Migrant:innen“
Gemeinsam mit seinen Kolleginnen des GWA e. V. auf St. Pauli gab er in der Medienwerkstatt des Zentrums geflüchteten Jugendlichen eine Perspektive und Einblicke in Medienarbeit. Daraus entstand das Projekt „Yalla – Rein in die Stadt“ – ein bis heute erfolgreicher multimedialer Info-Kanal von Geflüchteten für Geflüchtete.
Parallel zu seiner Arbeit auf St. Pauli begann Ziko das „Embassy of Hope – Café International“ im Thalia Theater in der Gaußstraße zu leiten. Jeden Mittwochnachmittag ist die Embassy Anlaufstelle mit der Sprachbrücke und der Refugee Law Clinic Hilfsangebote für Geflüchtete. „Diese beiden Formate sind für mich das Erste-Hilfe-Paket, das jede:r Migrant:in, der/die neu in der Stadt ankommt braucht“, sagt Ziko.
In der Embassy haben die Menschen die Möglichkeit, in angeleiteten Gesprächsrunden Deutsch zu lernen und die deutsche Bürokratie zu verstehen. Hierbei werden sie von engagierten Jura-Student:innen unterstützt. Die Studierenden der Refugee Law Clinic haben sich auf Asyl- und Migrationsrecht spezialisiert und stehen den Besucher:innen der Embassy bei rechtlichen Fragen beratend pro bono zur Seite.
Immer neue Theater- und Musikprojekte
In seiner Rolle als Referent für Diversität am Thalia Theater sorgt Ziko langsam, aber sicher dafür, dass das Programm des renommierten Stadttheaters diverser wird. Das ist keine leichte Aufgabe. „Ich struggle immer, um Gelder für unsere Produktionen zu finden, das ist nicht so einfach“, erklärt Ziko. Nichtsdestotrotz bringt er fortlaufend Theater- und Musikprojekte mit diversitätssensiblen Schwerpunkten auf die Bühnen des Theaters. Diese Projekte sind auf finanzielle Drittmittel angewiesen. So zum Beispiel auch sein gegründetes Theaterkollektiv „All Das“ mit Stücken wie „Heimatversuche – وطن تجريبي“, den Nachbarschaftsspaziergang „Sokak oder die kunst darin straßenkatzen nicht aufzuwecken“ oder „Radio Al Madina“. Aktuell plant Ziko mit „All Das“ ein Stück über die gegenwärtigen Kriege in der Welt sei es in Syrien, Kurdistan oder der Ukraine.
Alle Heldinnen und Helden aus dem Februar 2023:
Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 02/2023 erschienen.