Drei kleine Worte und die Suche nach Wasser

Während das Jenisch haus mit der Schau „Ja, ich will!“ und den Arbeiten internationaler Fotografen die Vielfältigkeit der gesellschaftlichen und kulturellen Kontexte von Hochzeiten zeigt, wirft das MK&G mit „Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft“ einen Blick auf die globale Wasserkrise
Ordentlich was los: Hochzeitsfoto aus Neapel (©Collezione Oreste e Ivana Pipolo)

„Ja, ich will!“ im Jenisch Haus

Sie kosten Mut, kommen von Herzen, verändern Beziehungen. Sie zaubern Lächeln auf Gesichter, treiben Tränen in die Augen und läuten einen neuen Lebensabschnitt ein, der meist mit einer Riesenparty beginnt – drei kleine Worte: Ja, ich will. So lautet auch der Titel der aktuellen Schau im Jenisch Haus, die Hochzeitsfotografien aus der ganzen Welt zusammenbringt. Der klassizistische Bau mit wunderschönem Park und Elbblick ist selbst einer von Hamburgs beliebtesten Spots für Hochzeitsfotos und somit der perfekte Ort für eine Ausstellung, die sich dem Fest der Liebe widmet – in all seiner gesellschaftlichen und kulturellen Diversität.

Hierfür hat der niederländisch-kanadische Fotograf und Kurator Paolo Woods die Arbeiten von insgesamt acht Fotografen ausgewählt, vor deren Linsen sich Hochzeiten in Ghana, Indien, Frankreich, Spanien, Italien, Saudi-Arabien und Haiti abgespielt haben – in ganz unterschiedlichen Szenen voller Harmonie, Intimität und Ausgelassenheit. Da posiert etwa ein ghanaisches Ehepaar in Prachtkleidern, bekrönt und behangen mit Goldschmuck auf einem Sofa aus grünem Samt, während die Braut auf einer neapolitanischen Hochzeitsparty gemeinsam mit ihren Gästen den Bühnenauftritt eines Sängers mit dunkler Sonnenbrille bejubelt. Da halten zwei Männer in der USA Stirn an Stirn und mit geschlossenen Augen inne, während in Indien rote Blüten über Braut und Bräutigam geschüttet werden.

„Ja, ich will!“: Mehr als ein Hochzeitsalbum

Indem die Schau die vielen Gesichter der Ehebündnisschließung auffächert – so wie sie die Fotografen eingefangen haben – fokussiert sie auch die Hochzeitsfotografie als komplexe Bildgattung und herausforderndes Berufsfeld. Meist müssen die Fotografen gleich mehrere Genres bedienen und dementsprechend innerhalb der Hochzeitsgesellschaft agieren. Sie müssen ebenso unentdeckt bleiben und doch nah dran sein wie in der Reportagefotografie, müssen Porträtsituationen meistern, Ausdruck und Pose im Griff und bestenfalls noch ein Auge für Outfit und Set-Design haben wie in der Modefotografie – und das alles unter dem Druck, Dokumentaristen von einem Event zu sein, das für die Auftraggeber hoch emotional ist und vor allem: nicht wiederholbar.

Im Jenisch Haus können die Besucher nun aber nicht nur die Bilder des schönsten Tages aus dem Leben anderer ansehen, sondern auch die eigenen Hochzeitsalben mitbringen und sie im Rahmen eines Begleitprojektes zeigen. So unterschiedlich Hochzeiten also global auch sein mögen, verdichten sie sich alle doch wieder auf die eingangs erwähnten drei kleinen Worte, die überall anders klingen, doch stets das gleiche meinen und den Ausgangspunkt für Abertausende Fotos bilden, an denen sich die Erinnerung immer wieder neu entzünden kann: Ja, ich will.

„Ja, ich will!“ ist vom 15. April 2024 bis zum 24. Februar 2024 im Jenisch Haus zu sehen

Globale Wasserkrise, und nun?

Pool-Bild aus Südafrika, Teil von „Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft“ (©Waldo Swiegers/Bloomberg via Getty Images)

Seit jeher ist der Mensch auf Wasser angewiesen – und steht aktuell vor riesigen Herausforderungen mit der lebenswichtigen Ressource. Während man vielerorts gegen Verschmutzung oder Überflutung kämpft, sind aktuell 40 Prozent der Weltbevölkerung mit Wassermangel konfrontiert: Die Welt steht unter Druck. Unter dem Titel „Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft“ haben das MK&G und das Jane Withers Studio nun über 70 Arbeiten aus Architektur, Design, Wissenschaft und Kunst versammelt, die mit Blick auf die Kulturgeschichte des Wassers nach Wegen aus der gegenwärtigen Krise suchen.

Doch wer kritisch auf die Welt schaut, sollte immer auch seinen eigenen Standpunkt im Blick behalten: So spielen auch Hamburg und das MK&G eine Rolle in der Schau. Das niederländische Büro OOZE Architects etwa entwickelt die Wandarbeit „Reimagine Water Flows“, die sich mit ökologischen Modellen befasst, wie die Hafenstadt durch veränderte Infrastrukturen klimaresistenter werden und das Museum durch eigenständige Wasseraufbereitung zukunftsorientierter haushalten könnte: Nachhaltigkeit beginnt hier und jetzt.

„Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft“ ist noch bis zum 13. Oktober 2024 im Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) zu sehen

Diese Artikel sind zuerst in SZENE HAMBURG 04/2024 erschienen.

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