Filmkritik: „Mein fabelhaftes Verbrechen“

François Ozon gehört zu den vielseitigsten französischen Regisseuren und Drehbuchautoren. Sein neuer Film „Mein fabelhaftes Verbrechen“ ist eine raffinierte nostalgische Kriminalkomödie im Art-déco-Stil
Odette Chaumette (Isabelle Huppert, M.) bringt den perfiden Plan von Madeleine (Nadia Tereszkiewicz, l.) durcheinander (©Mandarin et Compagnie/Foz/Gaumont/Scope Pictures/France 2 Cinema/Playtime Production)
Odette Chaumette (Isabelle Huppert, M.) bringt den perfiden Plan von Madeleine (Nadia Tereszkiewicz, l.) durcheinander (©Mandarin et Compagnie/Foz/Gaumont/Scope Pictures/France 2 Cinema/Playtime Production)

Paris, in den 1930er-Jahren. Was tun, wenn der Hauswirt mit Rausschmiss droht, kein Engagement in Sicht ist? Die hübsche, aber erfolglose junge Schauspielerin Madeleine Verdier (hinreißend: Nadia Tereszkiewicz) gesteht auf Rat ihrer besten Freundin Pauline (Rebecca Marder), einer intelligenten frisch gebackenen Anwältin (ebenfalls erfolglos), den Mord an Montferrand, einem berühmten Produzenten (und Widerling), – obwohl sie das Verbrechen nicht begangen hat. Der Prozess beschert Madeleine die lang ersehnte mediale Aufmerksamkeit und ihr wohl einstudierter Auftritt vor Gericht rührt alle. Mit dem Freispruch wegen Notwehr beginnen der kometenhafte Aufstieg des Jungstars und ein Leben im Luxus. Als sich unerwartet Stummfilmdiva Odette Chaumette (Isabelle Huppert) einmischt, wird die Situation brenzlig.

Karrieregierige lüsternen Männer: Verlierer

„Mein fabelhaftes Verbrechen“ von Regisseur François Ozon ist ab dem 6. Juli im Kino zu sehen (©Mandarin et Compagnie/Foz/Gaumont/Scope Pictures/France 2 Cinema/Playtime Production)
„Mein fabelhaftes Verbrechen“ von Regisseur François Ozon ist ab dem 6. Juli im Kino zu sehen (©Mandarin et Compagnie/Foz/Gaumont/Scope Pictures/France 2 Cinema/Playtime Production)

Der französische Regisseur und Drehbuchautor François Ozon („Peter von Kant“) verspürte während der Pandemie das Bedürfnis zu Fantasie und Leichtigkeit zurückzukehren, trotzdem auch sein 22. Film „Mon Crime“, so der Originaltitel, nie die politische und historische Realität verleugnet. Es ist eine zärtlich ironische Farce, die mit dem Absurden und den Parallelen von Theater und Justiz spielt. Ozon zerlegt Klischees kunstvoll genießerisch in ihre Bestandteile. Herrschte in dem Krimimelodram „8 Frauen“ trotz Abgesang auf das Patriarchat noch ein heftiger Zickenkrieg zwischen den Beteiligten, werden Madeleine und Pauline als Vorkämpferinnen von #MeToo trotz aller Gegensätzlichkeit nie Rivalinnen. Die karrieregierigen lüsternen Männer dagegen enden meist als klägliche Verlierer.

Genau so differenziert, wie der Genre-Routinier seine Charaktere anlegt – mit Schwächen, Stärken und inneren Widersprüchen –, kreiert Ozon den Raum um sie herum: Jedes Set hat seinen eigenen architektonischen Stil, spiegelt Gefühle und Handlung wider. Das facettenreiche Kino der Dreißigerjahre wird indirekt selbst Thema: die Screwball-Comedy mit ihren rasanten Dialogen, der Glamour von Ernst Lubitsch und der poetische Realismus von Jean Renoir.

„Mein fabelhaftes Verbrechen“, Regie: François Ozon. Mit Nadia Tereszkiewicz, Rebecca Marder, Isabelle Huppert. 102 Min. Ab dem 6. Juli im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 07/2023 erschienen.

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