Asklepios Willkommenscenter Hamburg: Vielfalt ist eine Chance 

João dos Santos Caçador ist Integrationsbeauftragter und hauptamtlicher Praxisanleiter im Asklepios Willkommenszentrum Hamburg. Was das alles bedeutet, hat er im Gespräch mit der SZENE verraten
Hauptamtlicher Praxisleiter für internationale Pflegekräfte und Integrationsbeauftragter bei Asklepios: João dos Santos Caçador (©Erik Brandt-Höge)

SZENE HAMBURG: João dos Santos Caçador, ein kurzer Blick auf Ihre Vita: Wie kam es dazu, dass Sie in Ihrem heutigen Job landeten?

João dos Santos Caçador: Ich bin Portugiese, komme aus Lissabon. Dort habe ich auch studiert, um Pflegekraft zu werden. Während des Studiums habe ein achtmonatiges Praktikum in Prag gemacht, ein dreimonatiges in Kap Verde. Zurück in Portugal, habe ich mein Studium beendet, das war 2012, und wurde eingeladen, erneut nach Kap Verde zu kommen, an die Uni, an der ich mein Praktikum gemacht habe, um ein Jahr lang dort zu arbeiten. Danach wollte ich mehr in die Praxis gehen und habe eine Stelle in Portugal angenommen, auf einer Rehabilitationsstation. Die Arbeitsbedingungen waren zu der Zeit im Land nicht besonders gut, und ich habe nach etwas Neuem gesucht. Am Ende war ich unentschlossen, ob ich nach England oder Deutschland gehen sollte, aber da ich Englisch schon konnte, dachte ich: Ich lerne etwas Neues, nämlich Deutsch. Seit 2014 bin ich hier, seit viereinhalb Jahren hauptamtlicher Praxisleiter für internationale Pflegekräfte und Integrationsbeauftragter bei Asklepios. Das passt auch deshalb, weil ich aus Erfahrung weiß, wie es für die Kolleginnen und Kollegen ist, wenn sie nach Deutschland kommen.

Asklepios Willkommenscenter: Hilfe in der Vorbereitung für die Anerkennungscentren, Integrationsunterstützung und Fortbildungen  

Sie sind für die pflegerische Einarbeitung der internationalen Fachkräfte zuständig. Was heißt das genau?

Wenn die Kolleginnen und Kollegen nach Deutschland kommen, werden sie von uns im Willkommenszentrum von Asklepios aufgenommen. Meine Hauptaufgabe als Praxisleiter ist die Vorbereitung auf die Anerkennungsprüfung, ebenso auf Station wie im praktischen Unterricht. Außerdem kümmere ich mich darum, dass die Integration auch stattfindet. Zu dem Thema gebe ich auch Fortbildungen für das Stammpersonal.

Menschen aus rund 100 verschiedenen Nationen arbeiten bei Asklepios. Was sind die größten Herausforderungen für sie?

Die einfachste Antwort wäre die Sprache. Und klar, Sprache und Kulturschock sind Herausforderungen, auch Bürokratie und Wohnungssuche sind welche, genauso Heimweh, aber das alles steht nicht an erster Stelle. An erster Stelle steht Bindung. Ohne Bindung, ohne eine Willkommenskultur, werden die Kolleginnen und Kollegen hier nicht glücklich. Leider gibt es in unserer Gesellschaft ja noch Diskriminierung und Rassismus. Dabei ist Vielfalt eine Chance, kein Problem. Und meine Aufgabe ist es, wann immer es jemandem nicht gut geht, darauf lösungsorientiert zu reagieren.

Asklepios sorgt für eine strukturierte und begleitete Einarbeitung der internationalen Pflegekräfte (©Asklepios)

Vielfalt ist eine Chance – und in der Pflege sicherlich auch absolute Notwendigkeit …

… genau. Denn: Nicht nur die Pflegekräfte kommen aus verschiedenen Ländern, auch Patientinnen und Patienten. Deshalb sollten wir es nutzen, wenn Menschen verschiedener Herkunft auch verschiedene Fähigkeiten mitbringen, weil das Menschen helfen kann. Neulich war ich auf einer Station, alle waren versorgt, alles lief bestens – obwohl niemand fließend Deutsch sprach. So muss es sein, und da müssen wir am Ball bleiben.

Ohne Bindung, ohne eine Willkommenskultur, werden die Kolleginnen und Kollegen hier nicht glücklich

João dos Santos Caçador

Sprachkurse, Workshops und vieles mehr bieten Sie bei Asklepios den internationalen Pflegekräften. Auch bei der angesprochenen Wohnungssuche wird geholfen. Wichtig ist aber auch die Hamburger Sozialbehörde, die über die ebenfalls erwähnte Anerkennung und Gleichwertigkeit der Ausbildungsnachweise entscheidet. Arbeiten Sie eng mit der Behörde zusammen?

Auch das ist eine große Herausforderung. Wir haben drei Kolleginnen und Kollegen hier, die nur damit beschäftigt sind, zum Beispiel mit Visa-Verfahren. Das alles ist kompliziert und belastend für die Pflegekräfte. Es gibt ja schon Unterschiede zwischen Behörden in Hamburg und in Norderstedt.

Was muss passieren, um die Prozesse zu optimieren?

Unsere Gesellschaft sollte sich, wie gesagt, mehr an Ressourcen und nicht an Problemen orientieren. Wir sollten positiver denken und an unserer Willkommenskultur arbeiten. Wir sollten schauen, was wir tun können, damit sich Menschen hier wohl und wahrgenommen fühlen, damit sie ihre Kompetenzen auch beweisen können. Das kommt nicht von heute auf morgen, das braucht Zeit und Geduld, ebenso eine klare Struktur und Bürokratieabbau. Aber es lohnt sich.

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