SZENE HAMBURG: Jan, gerade geht es für dich von einer Open-Air-Show zur nächsten, du tourst durch die Schweiz, durch Österreich, Liechtenstein und Deutschland. Was darf in deiner Tourtasche auf keinen Fall fehlen?
Jan Delay: Auf keinen Fall fehlen dürfen Latschen für den Nightliner – falls man nachts mal aufs Klo muss. Dann: Ladekabel, fürs Handy und für den Laptop. Und ein paar Nüsse und Bananen.
Wie viele Anzüge hast du dabei?
Zwei neue für diesen Sommer, und sollten alle Stricke reißen, habe ich auch noch zwei von der vergangenen Tour dabei.
Auf deinen Social-Media-Kanälen sieht man auch stets eine Hündin namens Fritzi an deiner Seite auf Tour. Deine?
Ja. Ich nehme sie immer mit zu Medienterminen, weil das gut ankommt (lacht).
Mag sie das Tourleben?
Jein. Sie hasst Nightliner und Autofahren generell, das findet sie richtig scheiße. Aber sie ist eine ganz treue Seele und will immer dabei sein, deshalb habe ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich sie mitnehme. Wenn sie sprechen könnte, würde sie bestätigen, dass sie lieber in den sauren Apfel einer Nightlinerfahrt beißt, als irgendwo alleine ohne Papa zu sein.
Tourt Jan Delay nur noch im Sommer?
Wenn der Nightliner dann hält und du an einer Tourstation ankommst: Was machst du als Allererstes?
Wenn ich mit Fritzi unterwegs bin, suche ich nach Grün, also nach einem Park oder Wald. Wenn sie nicht dabei ist, suche ich nach guten Frühstückslocations. Denn egal, wie man uns das Essen an den einzelnen Stationen vorher beschrieben hat: Meistens ist es scheiße. Und wir stellen wirklich keine überbordenden Ansprüche. Oft gucke ich dann nach veganen Läden. Ich bin zwar kein Veganer, aber vegane Läden setzen schon mal voraus, dass sich die Gäste mit Ernährung beschäftigen. Das tun die Betreiber auch, deshalb sind die Buffets in der Regel gut.
Und nach dem Essen: Irgendwelche Routinen bei dir und der Band vor der Show?
Meine eigene Routine ist das Aufwärmen. Ich muss eigentlich alle Muskeln aufwärmen, sowohl den Stimmbandmuskel, als auch alle Muskeln zum Hüpfen und Springen. Ich mache dann Liegestütze, laufe ein bisschen im Kreis, mache noch ein paar andere Übungen. Danach gibt es eine Bandbesprechung, wir gehen die Setlist durch, und wenn wir damit fertig sind, geben wir uns alle einmal die Faust und damit unsere Energie an die anderen weiter.
Ich will, dass die Leute mit einem Lächeln nach Hause gehen
Jan Delay
Auf der Bühne stehend, schaust du mittlerweile auf mehrere Fan-Generationen. Kürzlich ist dein Best-of-Album „Forever Jan“ inklusive zwei neuer Songs erschienen. Darauf sind Hits aus 25 Jahren Jan Delay. Aufgrund der langen Karriere und der verschiedenenen Jahrgänge im Publikum hast du dich bereits mehrfach als Family-Act beschrieben. Ist das in deinen Augen das Beste, was dir als Künstler passieren konnte?
Ja, irgendwie schon. Hätte man mir ganz am Anfang prophezeit, dass es so kommen würde, hätte ich gesagt: „Auf keinen Fall!“ Jetzt ist das Gefühl ein anderes. Was man aber auch sagen muss: Zwischendurch war Corona, alles wurde abgesagt, und ich habe dafür plädiert, dass, wenn wir neue Shows planen, dann nur noch für den Sommer. Das hätte ich vor Corona nie gemacht: Touren im Sommer. Im Sommer standen immer die Festivals an, aber keine Auftritte auf Stadtbühnen. Ich habe dann gemerkt: Bei Sommerkonzerten kommen viel mehr Leute. Nicht bloß, weil es cooler für Kinder ist, sondern allgemein. Ist ja auch viel schöner, im Sommer draußen zu sein, als sich im Winter zu irgendeiner Halle zu bewegen. Die Best-of-Tour wollte ich auch auf jeden Fall draußen machen. Eigentlich will ich nur noch im Sommer touren.
Jan Dealy: „Ich bin nicht wie Prince“
Die Tour führt dich natürlich auch nach Hamburg, auf die Trabrennbahn. Du hast mal gesagt, dieses Konzert hätte für dich logischerweise den größten Stellenwert. Werden dann womöglich auch ganz besondere Gäste da sein, vielleicht auch einer mit Hut?
Da habe ich leider keine Aktien drin. Ich würde es mir wünschen, kann aber nichts versprechen. Ich möchte daran auch nichts aufhängen, denn wir sind geil genug. Wir können auch ohne Gäste absolute Partys starten. Was ich sagen kann: Ich werde da sein.
Du und deine Hits, die du immer und immer wieder spielst. Gibt es Songs, auch aus dem Best-of-Album, die du müde geworden bist, zu performen?
Joah, so was kommt immer mal vor. Dann lasse ich sie für drei, vier Shows weg. Vergangenes Jahr war das zum Beispiel so mit „Feuer“. Jetzt, auf der Best-of-Tour, muss ich „Feuer“ natürlich wieder spielen. Ich weiß ja auch, in welcher Verantwortung ich stehe und will, dass die Leute mit einem Lächeln nach Hause gehen. Ich bin nicht wie Prince, der manchmal einfach gesagt hat: „Ach, heute spiele ich nur Balladen!“ So was finde ich gemein. Auch wenn man sich mal anguckt, was Konzerttickets heute kosten. Für die Leute, die da sind, schaffe ich ja auch die fünf Minuten von einem Song, den ich an sich nicht mehr hören kann.
Live gibt’s Jan Delay am 24. August 2024 um 19 Uhr auf der Trabrennbahn Bahrenfeld, Tickets ab 64,75 Euro
„Forever Jan (25 Jahre Jan Delay)“ ist am 3. Mai 2024 erschienen (Vertigo Berlin/Universal)
Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 08/2024 erschienen