Johannes Oerding: Irgendwann wie Guns N’ Roses

Der Hamburger Popstar hat eine XXL-Show angekündigt: Am 20. Juni 2026 wird er sein bisher größtes Konzert spielen – im Volksparkstadion. Wieso, weshalb, warum: ein Gespräch
Kann die große Bühne: Johannes Oerding (©Sarah Schäfer)

SZENE HAMBURG: Johannes, „Seit ich klein bin, träum ich von der großen Bühne“ – diesen Satz hast du kürzlich nicht zum ersten Mal gesagt, aber im Volksparkstadion-Rahmen war er natürlich am bisher prägnantesten. Spannend wäre zu wissen: Wie hast du dir damals, als Kind, die große Bühne vorgestellt? Hattest du ein genaues Bild davon?

Johannes Oerding: Es gab tatsächlich ein klares Bild davon. Ich habe frühe sehr viel Guns N’ Roses gehört. Und als deren Video zu „You Could Be Mine“ rauskam, mit diesen Menschenmassen vor Axl Rose, der in Radlerhose von links nach rechts über die Bühne flitzte, habe ich das zu Hause nachgespielt in meinem Zimmer – und das Bild abgespeichert. Ich dachte: Wenn ich groß bin, möchte ich genau das auch. Damals wusste ich noch nicht, mit welcher Art von Musik ich das machen wollen würde, aber was ich wusste: Ich wollte irgendwo oben auf so einer Bühne stehen. Ich habe einfach immer schon gerne für Leute gesungen, schon als Fünfjähriger, das war einfach mein Ding.

Ich wollte schon immer möglichst viele Menschen unterhalten

Johannes Oerding

War auch schon so früh das Selbstbewusstsein bei dir da, dass du eines Tages auf einer so großen Bühne stehen könntest?

Ja, würde ich schon sagen. In jeder Phase meines musikalischen Lebens – von Schülerbands bis zu Soul-Gruppen in Hamburger Nachtclubs – kamen mehr Leute. Das hat mich irgendwie beruhigt. Das hat mir auch in zweifelnden, wartenden Momenten gezeigt, dass es schon irgendeinen Grund hat, warum das Publikum größer wird. Hamburg hat mir da extrem geholfen.

Inwiefern?

Weil selbst in Zeiten, als mich noch keiner wirklich kannte und ich keinen Radiohit hatte, ich den Stadtpark füllen konnte. Ich hatte bis dahin schon so viel live gespielt, dass ich die Leute quasi eichhörnchenmäßig einsammeln konnte. In Hamburg musste ich nur genug spielen – während ich in München noch vor elf Leuten aufgetreten bin.

Die Energie der großen Masse

Johannes Oerding
Die große Bühne im Blick – und das nicht erst seit gestern: Johannes Oerding (©Thomas Leidig)

Würdest du sagen, dass du ein Höher-Schneller-Weiter-Gen in dir trägst? Ein Denken: Ein bisschen mehr geht noch?

Ich wollte auf jeden Fall schon immer möglichst viele Menschen unterhalten. Auch als Zuschauer hat mich die Energie der großen Masse mehr begeistert als ein kleines Nah-dran-Konzert. Auch wenn man das nicht miteinander vergleichen kann, das sind zwei völlig unterschiedliche Disziplinen.

Die Ankündigung von der Volksparkstadion-Show kam nun mehr als zwei Jahre im Voraus. Angst davor, das Konzert nicht rechtzeitig auszuverkaufen, hattest du aber bestimmt nicht, oder?

Angst nicht, aber mit einem Druck-Szenario habe ich schon leben müssen. Im Deutsch-Pop-Bereich gibt es ja gerade so eine natürliche Sättigung. Klar, 2023 habe ich in Hamburg insgesamt vor 30.000 Leuten gespielt, dreimal im Stadtpark und einmal in der Barclays Arena. Aber ich dachte: Vielleicht ist auch irgendwann mal Ende im Gelände. Dass wir jetzt innerhalb von fünf Stunden 30.000 Tickets verkaufen, hätte ich nicht erwartet.

45.000 werden es am Ende sein, die da vor dir stehen im Juni 2026. Kann man sich da überhaupt noch auf die davor anstehenden Shows in Northeim, Bassum und Meersburg konzentrieren?

Absolut. Die Open Airs, die ich mir da ausgesucht habe, sind Highlights für mich. Ich war da schon mal, das ganze Surrounding – die Locations, die Teams – sind einfach toll. Ist auch ein völlig anderer Schnack, als in Großstädten zu spielen, weil sich dort Leute sehr lange darauf vorbereiten, so etwas Großes zu machen. Also: Ich freue mich sehr darauf. Und das „Heimspiel Hamburg“ wird dann natürlich ein Szenario, wie ich es noch gar nicht kenne.

Ich wollte nie einen Schritt zurück machen

Johannes Oerding

Johannes Oerding: „Karrieren sind ein Auf und Ab“

Ein Szenario mit sicherlich vielen Gästen – die du nicht verraten darfst. Einige Hamburger, auch mit Hut, könnten aber schon dabei sein, oder?

Die meisten wissen noch nicht von ihrem Glück. Ist ja auch schwierig, bei vielen Künstlern, sie zu fragen, ob sie in zwei Jahren Zeit haben. Aber ich habe eine Liste und einige wissen ja eh, dass sie zu mir auf die Bühne springen können. Zudem wird es sicher auch interessante neue Gesichter geben.

Bestimmt auch welche von deinen „Sing meinen Song“-Freundinnen und -Freunden …

… denke ich auch. Fünf Jahre habe ich da auf dem Buckel, und hoffe, dass nicht alle selber spielen zu dem Zeitpunkt. Wir werden da schon eine Handvoll zusammenkriegen.

Das „Heimspiel Hamburg“ wird ein Szenario, wie ich es noch gar nicht kenne

Johannes Oerding

Ist bereits klar, inwieweit das Ganze dokumentiert wird? Mindestens ja als Live-Album, oder?

Wohl auch visuell, weil, vielleicht spiele ich so etwas nur einmal im Leben. Ich denke, dass wir das volle Programm aufnehmen werden.

Und danach? Was kann danach noch kommen? Stadion-Tour durch Deutschland?

Das sag mal den Münchnern (lacht). Na klar, der große Traum ist, dass es immer so weiter geht und niemals aufhört. Aber jeder Künstler weiß, dass es in der Karriere ein Auf und Ab gibt. Ich bin gut unterwegs, aber wer weiß, wie sich die deutschsprachige Musik entwickelt. Um deine Frage zu beantworten: Ich wollte nie einen Schritt zurück machen, sondern eher einen nach vorne. Ich muss aber auch sagen, dass ich die kleinen Momente auch liebe, weiterhin erschaffen und Clubs bespielen werde. Das brauche ich genauso, um ein gutes Gefühl zu haben.

Johannes Oerding spielt am 20. Juni 2026 um 18 Uhr das größte Konzert seiner Karriere im Hamburger Volksparkstadion

Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 06/2024 erschienen.

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