Julian Button: Mehr als ein Zauberer

Julian Button bringt Harry Potter das Zaubern bei. Der vielseitige Bühnenarbeiter ist Zaubercoach, unter anderem bei „Harry Potter und das verwunschene Kind“, arbeitet als Moderator, zaubert auf der Bühne und bei Veranstaltungen, angetrieben von der Magie des Theaters. Eine Begegnung
Zauberer Julian Button
Julian Button Backstage bei „Harry Potter und das verwunschene Kind“. Als Zaubercoach bringt er  Harry Potter & Co. das Zaubern bei (©Felix Willeke)

„Wenn du den Zauberstab in der Hand hast, zuckst du immer mit dem Arm nach vorne. Das brauchst du nicht“, sagt Julian Button, nimmt den Zauberstab selbst in die Hand und führt den kleinen Fehler noch einmal vor. Es ist scheinbar nur ein Detail, auf das er Albus Potter, gespielt von Mattis Moll, aufmerksam macht, doch genau darauf kommt es an. „Ich will, dass es sauber bleibt, weil Fehler schnell in die Feinmotorik und damit in die ‚muscle memory‘ übergehen“, sagt Button, während er den Probenraum bei „Harry Potter und das verwunschene Kind“ verlässt. Genauigkeit und Akribie sind es, die Button hierhergebracht haben. Der 44-jährige Wahlhamburger arbeitet als Zaubercoach für die große Theaterproduktion „Harry Potter und das verwunschene Kind“ im umgebauten Mehr! Theater am Hamburger Großmarkt und coacht auch gleichzeitig die Darstellerinnen und Darsteller von „Die Drei ??? – Das Kabinett des Zauberers“ im Altonaer Theater.

Akribie und Perfektion

Zauberer Julian Button
„Das Zaubern muss exakt sein“, sagt Julian Button (©Felix Willeke)

Den Zauberer zufriedenzustellen, ist nicht einfach. Dabei sei es im Fall von Harry Potter die größte Herausforderung, die Zauberei selbstverständlich aussehen zu lassen. „Hier werden keine Tricks vorgeführt wie bei den Drei ???. Die Magie passiert beiläufig, weil die Darstellerinnen und Darsteller zaubern können“, sagt Button zwinkernd. Er selbst ist von Beginn bei der deutschen Version von „Harry Potter und das verwunschene Kind“ in Hamburg dabei und schaut sich auch nach über zwei Jahren immer noch jede Woche zwei Vorstellungen an. Das diene der Qualitätskontrolle, denn immer fallen ihm Kleinigkeiten auf. „Da muss ich dann sofort reagieren. Denn das Zaubern muss exakt sein. Schleicht sich nur der kleinste Fehler ein, kann es sein, dass der Trick nicht mehr funktioniert.“ Wenn ihm etwas auffällt, bekommen die Darstellerinnen und Darsteller Notes oder Liebesbriefe, wie sie Button nennt.

Die Briefe enthalten meist nur kleine Hinweise. „Vor ein paar Wochen hat ein Trick beim Vielsafttrank nicht perfekt funktioniert, da kam sofort ein Liebesbrief“, erzählt Timna Engelmayer. Sie spielt als sogenannte Swing mehrere Rollen und insbesondere für die Figur der Hermine Granger und der Imbisshexe hat sie viel mit Button gearbeitet. Als ausgebildete Musicaldarstellerin ist das Zaubern für sie aber eine komplett neue Kunstform. „Wenn wir neue Schauspieler bei uns haben, zeigen wir ihnen immer, wie wir arbeiten, was Zauberei bewirken kann und wie schwer es ist, das zu lernen, bis man die Tricks in den Fingen hat“, sagt Button. „Ich habe viel über das Handwerk des Zauberns gelernt“, sagt Engelmayer. „Nicht, dass ich jetzt supercoole Zaubertricks machen könnte. Aber ich habe gelernt, wo ich hinschauen muss, und weiß jetzt noch besser mit Ablenkungen zu arbeiten.“

Von Theatermagie erfasst

Denn beim Zaubern kommt es auf Kleinigkeiten an und genau sie sind es, die Button faszinieren. Während er über verschiedene Stücke und den Cirque du Soleil in Las Vegas erzählt, leuchten seine Augen. Das sei für ihn „Theatermagie“ – eine Magie, die Button schon als kleines Kind erfasst hat. Aufgewachsen in Haltern am See zwischen Münster und dem Ruhrgebiet, beginnt er mit vier Jahren zu zaubern. „Mein Opa aus Aschaffenburg hat für die Amerikaner in deren Basis in Frankfurt gezaubert. Daher habe ich vermutlich auch das Entertainment-Gen“, sagt er. Dazu lebte die andere Oma in der Nähe eines Bonner Zauberladens. Der Weg des kleinen Julian scheint klar.

Was dieser Job so alles mit sich bringt, ist so vielfältig

Julian Button

Auf die ersten Shows mit seinem älteren Bruder vor den Nachbarskindern folgten Auftritte in Autohäusern und in der Abitur-Zeit ein Engagement als Warm-Upper im Colosseum in Essen. „Damals konnte ich semi-gut zaubern. Doch am Colosseum habe ich viel Routine als Close-up-Zauberer bekommen und Routine macht dich zu einem guten Zauberer.“ Mittlerweile ist er ein guter Zauberer, das beweisen Erfolge bei zahlreichen deutschen Meisterschaften.

Doch Button ist nicht nur Zauberer. Nach dem Abitur zieht er nach Hamburg und macht im Alter von 20 Jahren eine Musicalausbildung. Er lernt Singen, Tanzen, Schauspiel und vor allem Theater. Es folgen Jahren, in denen er von einem Engagement zum nächsten lebt und dazu seine Zauberei weiter vorantreibt. „Was dieser Job so alles mit sich bringt, ist so vielfältig“, schwärmt er. Doch dabei bezeichnet sich Button gar nicht als Künstler. „Künstler machen den Job wegen der Kunst. Ich habe auch das Anliegen, damit Geld zu verdienen“, sagt er. Vielleicht liegt genau darin der Grund, warum Button die komplette Vielfalt der Kunst für sich nutzt.

Mehr als ein Künstler

Zauberer Julian Button
Julian Button wurde schon früh von der Theatermagie erfasst (©Felix Willeke)

Neben seiner Arbeit als Zauberer ist er Moderator, dreht Werbespots, bespielt mit „Pepe“, seinem ferngesteuerten Schaf, Events. Doch wie wird man als Zauberer Zaubercoach am Theater? Für den gebürtigen Westfalen ist es ein großer Vorteil, dass er weiß, wie die Abläufe und Gepflogenheiten am Theater funktionieren: „Das ist der Grund, warum sie mich bei Harry Potter überhaupt genommen haben. Denn für die Arbeit als Zauberer musst du nicht zwangsläufig Ahnung vom Theater haben. Da reicht es, einen Trick zu perfektionieren.“ Doch als Coach muss Button beispielsweise bei Harry Potter eng mit den Choreografen und dem Department für Schauspiel zusammenarbeiten. Er ist Teil des Ganzen und muss sich mit seiner Arbeit in den Rhythmus des Stücks einfügen.

Das ist bei der Arbeit für „Die Drei ??? – Das Kabinett des Zauberers“ im Altonaer Theater kaum anders. Hier hat er allerdings noch mehr die Möglichkeit, sich und seine Ideen mit einzubringen. Noch vor Probenstart bekommt Button das Textbuch und verwandelt die Zauberszenen zu Hause in kleine Pappmodelle. „So ist es für die Regie, die Darsteller und auch die Bühnenbildner viel einfacher, das Ganze zu visualisieren und umzusetzen“, erklärt der Zaubercoach. Er ist der Übersetzer und lässt die Zauberkunst zu Theater werden. „Ich kann meine Ideen einbringen und wir diskutieren über alles, aber am Ende entscheidet die Regie“, sagt er. So auch zwei Tage vor der Premiere, als Button bei einer der Generalproben noch um einen zusätzlichen Trick gebeten wird. Wie selbstverständlich zaubert er sofort die passende Idee aus dem Hut, bespricht sich aber erst mit der Regie und den Darstellern.

Ein Entertainer wie Opa

Auch wenn Button viele Facetten der Bühnenkunst bedient, bei der Frage, wie er sich selbst sieht, gerät der sonst so schlagfertige Bühnenarbeiter ins Straucheln. Und wie so oft, wenn er nicht sofort eine Antwort parat hat, weiß er sich mit einer Anekdote zu helfen: „Als ich das letzte Mal in die USA eingereist bin, musste ich angeben, was ich beruflich mache. Da habe ich einfach nur Entertainer geschrieben. Ich glaube, das bin ich.“ Ein Entertainer, der im Winter im Hintergrund bleibt. „Wenn ich zu Hause in Hamburg als Zaubercoach arbeite, bleibt mir Zeit für meine Familie, das genieße ich sehr.“ Wenn es dann in Richtung Sommer geht, „bin ich immer noch zweimal in der Woche bei ,Harry Potter‘ und am Wochenende geht’s dann zu Auftritten in ganz Deutschland.“

Viele Künstler haben die Angst, nicht genug zu sein. Aber es macht so viel mit dir, wenn das Publikum dabei ist

Julian Button

Wenn man Button fragt, was er am liebsten macht, überlegt er nicht lange: „Zaubern, weil ich mich dabei am sichersten fühle.“ Auch wenn er als Solo-Künstler auf der Bühne Zweifel hat, kann er sich auf seine Routine verlassen. „Viele Künstler haben die Angst, nicht genug zu sein. Aber es macht so viel mit dir, wenn das Publikum dabei ist, das pusht“, sagt er. Dabei will er unterhalten und liebt es, „wenn man als Zuschauer gefordert wird mitzudenken“. Genau deswegen wird Button, egal, was er als Zaubercoach macht, immer der Bühne treu bleiben. Er liebt „das Theater, egal in welcher Kunstform. Licht aus, Magie an, ganz einfach“.

Harry Potter und das verwunschene Kind“ läuft immer mittwochs bis sonntags im Mehr! Theater am Hamburger Großmarkt Die Drei ??? – Das Kabinett des Zauberers“ ist noch bis zum 1. April und vom 8. bis 20. Mai 2024 im Altonaer Theater zu sehen

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