Voller Zärtlichkeit bewegt sich das Paar im glitzernden Wasser, in einer einsamen Bucht, es lässt sich treiben, umarmt und küsst sich, er trägt sie übers Wasser. Es ist ein langer Moment großer Innigkeit, voller Poesie, Romantik, haarscharf am Kitsch, der nur in einem französischen Film denkbar und überhaupt möglich ist. Und es wäre kein französischer Film, wenn diese Vertrautheit, diese Liebe nicht mit ebensolcher emotionaler Kraft und quälender Leidenschaft demontiert wird, wie es Claire Denis in ihrem grandios inszenierten Liebesdrama tut. Bei der Berlinale hat sie dafür den Silbernen Bären gewonnen.
Sara (Juliette Binoche) und Jean (Vincent Lindon) sind dieses Paar, seit zehn Jahren zusammen. Sie Radiomoderatorin, die alles im Griff zu haben scheint, er Ex-Rugbyspieler mit krimineller Vergangenheit samt Haft. Beide noch immer voller Leidenschaft füreinander, auch wenn die Risse, die Verunsicherungen, die ungesunden Abhängigkeiten schnell spürbar werden. Für Jean verließ Sara einst François (Grégoire Colin), ein dubioser Freund Jeans. Eines Tages tritt dieser wieder ins Leben der beiden und bei Sara bricht ein altes Verlangen auf nach diesem Mann, dem sie noch immer verfallen ist.
Eindringlich, brutal und intensiv
Untermalt von dem intensiven Soundtrack der britischen Band Tindersticks, der jede noch so gegensätzliche Emotion heraufbeschwört, entwirft Denis eine Dreiecksbeziehung, in der die beiden Liebenden nur alles verlieren können. In langen Einstellungen und endlosen Dialoge, in denen Sara und Jean immer wieder aneinander vorbeireden, konzentriert sich die Regisseurin, die zusammen mit Christine Angot das Drehbuch schrieb, allein auf ihre Figuren und die Gegenwart. Die Vergangenheit deutet sie nur an. Binoche verkörpert voller Intensität, eine gefährlich ambivalente Frau, die sich und andere belügt, sich als Opfer ihrer Liebe stilisiert. „Mon amour, mon amour“ flüstert sie manisch sowohl Jean also auch François ins Ohr. Ein eindringliches Liebesdrama, brutal und intensiv, das Denis mit ein paar Nebenhandlungen ein wenig überfrachtet, dadurch aber um so vielschichtiger macht.
„Mit Liebe und Entschlossenheit“, Regie: Claire Denis. Mit Juliette Binoche, Vincent Lindon, Grégoire Colin. 116 Min. Ab dem 13. Juli 2023 im Kino
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 07/2023 erschienen.