WM gucken trotz Katar?

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Eine Fußball-WM aus dem Boden gestampft – viele boykottieren die WM im Wüstenstaat Katar (©unsplash/Ben Koorengevel)

Tausende Tote, eine vermeintlich korrupte Vergabe und trotzdem spricht der FIFA-Präsident von der besten WM aller Zeiten. Während er Werbung für sein Produkt macht, regt sich Protest, auch in Hamburg, denn nicht alle wollen wie üblich die WM zeigen

Text: Felix Willeke

Die Fußball-WM der Männer findet ab dem 20. November in Katar statt und die Liste an Kritikpunkten ist lang: tote Wanderarbeiter, die Verlegung in den Winter, Klimaanlagen in den Stadien, immense Kosten und eine von vermeintlicher Korruption geprägte Vergabe. Daher stehen viele Kneipen und Sportvereine vor der Frage: Zeigen wir die WM oder zeigen wir sie nicht?

#KeinKatarinmeinerKneipe

Schon seit Längerem ruft die Initiative @boycottqatar22 zum Boykott der WM auf. Unter dem Hashtag „KeinKatarinmeinerKneipe“ haben sich schon fast 200 Kneipen und Kultureinrichtungen in ganz Deutschland offiziell dazu entschieden, keine Spiele der WM zu zeigen – darunter auch rund zehn in Hamburg. Eine davon ist die Mathilde Bar in Ottensen und Eimsbüttel. „Die WM ist eine Marketingaktion für das Land Katar“, sagt Thomas Nast von der Mathilde „und an so einem Sportswashing wollen wir uns nicht beteiligen. Stattdessen setzt die Mathilde auf ein Alternativprogramm. So gibt es parallel zum ersten Abendspiel der Deutschen Mannschaft (am 1. Dezember um 20 Uhr) ein Konzert in der Mathilde in Eimsbüttel: „Zehn Prozent der Einnahmen spenden wir an diesem Abend an das Aktionsbündnis gegen Homophobie und Sexismus aus der Fanszene des FC St. Pauli“.

Aus klimatechnischen und auch moralischen Gründen ist die WM kaum vertretbar
Christiane Beck, Inhaberin des Bumblebee

Die Winter Games beim FC St. Pauli

Auch für den FC St. Pauli selbst „stand es nie zur Debatte, Spiele dieser FIFA-WM zu zeigen“, sagt Patrick Gensing, Pressesprecher des FC St. Pauli. Stattdessen bietet der Verein ebenfalls ein Alternativprogramm an, „um gemeinsam den Fußball zu leben und zu feiern – aber auch die Aufmerksamkeit zu nutzen, um auf politische und soziale Themen hinzuweisen“. So gibt es am Tag des Eröffnungsspiels in Katar am 20. November (in Deutschland auch Totensonntag genannt) in den Fanräumen des Millerntor-Stadions ab 18 Uhr die Podiumsdiskussion „Seenotrettung ist noch immer kein Verbrechen“. Dazu veranstaltet der Verein in seinem Clubheim die „Winter Games“ mit Konzerten, Lesungen und alten Spielen des FC St. Pauli.

Einige zeigen die WM

Doch nicht alle Kneipen und Bars schließen sich zu komplett einem Boykott an. So sind es für die Unabsteigbar (eine Fankneipe des HSV) auch wirtschaftliche Gründe: „Wir zeigen nur die Deutschlandspiele“, sagt Mario Drifte von der Unabsteigbar. „Als fußballgebundene Kneipe sind wir auf die Einnahmen angewiesen und ich gehe ohnehin davon aus, dass 80 Prozent der Menschen die Deutschlandspiele gucken werden. Trotzdem wissen wir auch, dass diese WM im Winter und die Vergabe nach Katar auf dem korrupten System FIFA beruht.“ Und einige Gastronom:innen wie Christiane Beck, Inhaberin des Bumblebee beim SC Concordia, sind sich noch unsicher: „Aus klimatechnischen und auch moralischen Gründen – wenn man alleine die toten Arbeiter betrachtet – ist die WM kaum vertretbar, aber letztendlich ist es auch ein sportliches Event. Wir überlegen daher, wenn es zum Viertelfinale oder noch weiter mit deutscher Beteiligung kommt, auch Spiele zu zeigen.“

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