„Liebe: Die Tour zum Gefühl“ heißt das aktuelle Stand-up-Programm der Journalistin, Autorin und Moderatorin Katrin Bauerfeind. Ein Gespräch über das höchste der Gefühle
Interview: Erik Brandt-Höge
SZENE HAMBURG: Katrin Bauerfeind, Sie sagten einmal, Sie wären sehr bedacht, wenn es um Liebe ginge. Der Verstand setzt bei Ihnen bei diesem Thema also nie aus?
Zumindest habe ich großen Respekt vor dem Wort „Liebe“. Als Kind dachte ich, dass man nur „Ich liebe dich“ sagen darf, wenn man es für immer so meint – sonst wäre es ja gelogen. Mittlerweile weiß ich natürlich, dass es bei diesem Satz oft nur darum geht, einen Moment emotional festzuhalten.
Es gibt Studien, die besagen, dass ein nicht gerade geringer Prozentsatz der Männer bereits in der ersten Woche eines Kennenlernens ein „Ich liebe dich“ herausbringt.
Warum machen viele Männer das wohl so früh?
Wenn ich das wüsste. Ich erinnere mich noch genau: Als Teenager habe ich im Italienurlaub Mario kennengelernt. Ich war schwer verknallt. Und nach vier Tagen und acht Ramazzotti, sagt er: „Ick liebe dich!“ Und ich wusste: „Liebe, das darf man nicht nur so dahinsagen, das muss man so meinen.“ Und er darauf: „Icke dachte, du willste das höre!“ Aber so ist es nicht. Man will das nur hören, wenn es stimmt! Das ist bis heute so geblieben.
Wobei sich viele Menschen ja tatsächlich sehr schnell und sehr oft verlieben.
Freut mich total für die Leute. Die Wissenschaft sagt ja, dass Verliebtheit fürs Hirn ungefähr dasselbe ist, wie Drogen zu nehmen. Die sparen sich einen Dealer.
„Selbstliebe ist die schwerste Liebe“
Sie haben das Buch „Alles kann, Liebe muss“ geschrieben, gehen nun mit dem Programm „Liebe: Die Tour zum Gefühl“ auf die Bühne. Warum diese intensive Beschäftigung mit der Liebe?
Als ich angefangen habe, mich mit dem Thema zu beschäftigen, gab es da draußen extrem viel Hass. Offenbar wollten einige hasserfüllt die Welt verändern. Und ich wollte dagegenhalten. Warum nicht mit Liebe?
Bei Wut und Hass glauben immer alle, es sei ernst gemeint, bei Liebe denken alle, es sei kitschig. Dabei muss es bei Liebe ja nicht zwangsläufig um einen Liebespartner gehen, sondern es können auch Familie, Freunde, Fremde, Haustiere und Dinge sein, für die man eine Art Liebe empfindet und äußert. Ich habe einige lustige Geschichten zum Thema gesammelt, viele Kuriositäten auch, und da raus dann ein Buch und ein Bühnenprogramm gemacht.
Und was hat diese lange Liebes-Arbeit bei Ihnen bewirkt?
Dass ich auf einmal sehr verschwenderisch mit Emotionen wurde. Ich habe plötzlich ständig Komplimente verteilt, auch an völlig unbekannte Menschen auf der Straße – schöne Haare, tolle Stimme, nettes Lächeln.
Und was ist mit Selbstliebe? Kriegen Sie die gut hin?
Ich bin fein mit mir (lacht). Aber ganz allgemein ist Selbstliebe natürlich die schwerste Liebe, gegen die zudem von außen angearbeitet wird.
Was meinen Sie?
Allein wir Frauen bekommen von der Werbung suggeriert: Investieren Sie mal noch ein paar Euro in Kosmetika, dann sind Sie schöner, wer schöner ist, hat mehr Grund, sich selbst gut zu finden.
Noch mal zurück zum sehr großzügigen Umgang mit Liebe. Glauben Sie, das wird ein bleibender Effekt Ihrer Liebes-Projekte sein?
Ich glaube schon. Wenn wir im Straßenverkehr beschimpft werden und auch noch dagegen angehen, hinterfragen wir diese Vorgänge oft gar nicht mehr, weil sie uns als normal vorkommen. Ich hingegen habe durch das Buch gelernt, das zu reflektieren und anders zu handeln. Ich habe gelernt, den Fokus nicht ständig auf Negatives zu legen, sondern vor allem auf Positives.
Katrin Bauerfeind: „Liebe: Die Tour zum Gefühl“, 20.10., Markthalle, 19 Uhr
Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG, Oktober 2019. Titelthema: Neu in Hamburg. Das Magazin ist seit dem 28. September 2019 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich!