Man sieht sie in den Straßen von Split, in den Gassen von Athen, an den Promenaden von Palermo: verwilderte Katzen. Zutraulich wirken sie häufig, wenn Touristen ihnen eine kleine Kraulerei oder – aus Katzensicht natürlich noch besser – ein bisschen Futter anbieten. Hier und da ein paar Leckerlis abgegriffen, ein Schälchen Wasser ausgeschleckt, eine Prise Aufmerksamkeit bekommen: Schon lässt es sich auch ohne festes Zuhause etwas entspannter leben. Logisch, Straßenkatzen gibt es überall, nicht nur in den genannten europäischen Metropolen. Auch in Hamburg leben geschätzt rund 10.000. Bloß zeigen sie sich hier weniger, wenn überhaupt. Das hat mit dem Klima zu tun, mit der Stadtstruktur, mit den Menschen. Fakt ist: Die Katzen sind da. Und teilweise in erbärmlichem Zustand. Denn verwilderte Katzen sind in der Regel nicht kastriert, stecken sich bei Prügeleien und Geschlechtsakten gegenseitig mit Krankheiten an, zudem vermehren sie sich rasant. Ein Grund, warum der Hamburger Tierschutzverein vehement auf eine Katzenschutzverordnung pocht, also ein Gesetz, das ein Kastrieren und Chippen von Katzen zur Pflicht macht. In einigen Bundesländern gilt es bereits, in Hamburg noch nicht.
Kartenrettung: Tierschutzverein und Ehrenamt
Was hilft aktuell? Ein Katzenschutzteam und Ehrenamtliche. Regelmäßig werden die Tiere im Tierheim Süderstraße gemeldet. Von einigen Menschen, denen sie ein Dorn im Auge sind, wird auch mal um Abholung gebeten. Aufgrund ihrer Nicht-Vermittelbarkeit müssen sie jedoch wieder ausgewildert werden. Darum kümmert sich unter anderem Stefanie Bauche vom Hamburger Tierschutzverein. Bauche versucht einerseits, die Politik von der Katzenschutzverordnung zu überzeugen, andererseits Plätze und Ehrenamtliche zu finden, um die Tiere betreuen zu können. Katzenrettung könnte man ihren Job auch nennen, denn sie hat es mit einer Vielzahl der erwähnten, gesundheitlich angeschlagenen Katzen zu tun. „Zusammen mit den Ehrenamtlichen errichten wir Versorgungsplätze für die Katzen an geheimen Orten, denn leider gibt es Vandalismus, wenn diese bekannt werden. Privatpersonen wenden sich an uns, wenn wir bei ihnen Katzen auswildern dürfen. Wir kastrieren die Katzen und erschaffen für sie Futterstellen mit Schlafplätzen. Und wir überprüfen unter anderem mit Wildkameras, wie es um das Fressverhalten und natürlich die allgemeine Gesundheit der Katzen steht.“ Ob im tiefsten Winter oder bei 30 Grad im Schatten: Bauche und ihre Kollegen sind da, wenn Katzen Hilfe brauchen. Weil viele andere sie nunmal nicht sehen können – oder wollen.
Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 07/2023 erschienen.