„Hive“ ist das Spielfilmdebüt von Regisseurin Blerta Basholli. Ein Packendes Porträt einer Kosovo-Albanerin, basierend auf einer wahren Geschichte
Text: Anna Grillet
Heimlich klettert Fahrije (grandios: Yllka Gashi) auf einen Laster der UN, öffnet die Leichensäcke, sucht nach Hinweisen auf den Verbleib ihres Ehemanns. Er gilt als vermisst. Seit dem Überfall der serbischen Paramilitärs auf den Kosovo 1999 wird Krusha das „Dorf der Witwen“ genannt. Die Frauen dürfen hier nichts anderes sein, als trauernde Hinterbliebene, Arbeiten außerhalb des Hauses ist ein gesellschaftliches Tabu. Doch die Erträge ihrer Bienenstöcke reichen für Fahrije, ihre beiden Kinder und den pflegebedürftigen Schwiegervater nicht zum Überleben.
Zusammen gegen Unterdrückung und Engstirnigkeit
Die Mittdreißigerin beschließt, hausgemachten Ajar, jene berühmte würzige Paprikapaste, zu produzieren und an einen Supermarkt in der Stadt zu liefern. Nach ihrer Führerscheinprüfung schlagen Fahrije Hass und Verachtung entgegen. Schämen würde sich ihr Mann für sie, heißt es im Dorf, selbst die Tochter reagiert mit Verachtung. Ein Stein trifft die Vorderscheibe ihres alten, zerbeulten Wagens. Fahrije lässt sich nicht einschüchtern, die Arbeit gibt ihr die Kraft, Schmerz und Verlust zu ertragen. Sie überzeugt andere Frauen, sich der kleinen Genossenschaft anzuschließen und zusammen gegen Unterdrückung und Engstirnigkeit aufzubegehren.
„Hive“: Von Freiheit und dem Überschreiten von Grenzen
Regisseurin und Drehbuchautorin Blerta Basholli verzichtet in ihrem Spielfilmdebüt „Hive“ auf Rückblenden, konzentriert sich mit dokumentarischer Präzision auf die Zeit nach dem Krieg. Es ist ein Neuanfang zwischen Trümmern, Tradition und Feindseligkeit, aber ausgerichtet auf Veränderung, Selbstbestimmung. Atmosphärisch erinnert der Film mit seinen wundervollen intensiven Bildern an einen rauen Western. Es geht um Freiheit, das Überschreiten von Grenzen. Die Heldin führt einen trotzigen, anfangs einsamen Kampf zwischen den Ruinen der Vergangenheit. Ihre Verletzbarkeit verbirgt sich hinter stoischer Entschlossenheit. Sie will endlich Gewissheit über das Schicksal ihres Mannes, helfen kann nur ein DNA-Test. Doch der Schwiegervater will nicht einwilligen, er und die Kinder verweigern in selbstzerstörerischer Trauer die Realität, als wäre die Hoffnung auf ein anderes, erfülltes Leben, Verrat an dem geliebten Menschen.
„Hive“ Regie: Blerta Basholli. Mit Yllka Gashi, Çun Lajçi, Aurita Agushi. 84 Min. Ab dem 8. September im Kino
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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