„She Said“: Ende des Schweigens

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Die beiden Reporterinnen Megan Twohey (Carey Mulligan) und Jodi Kantor (Zoe Kazan) heften sich an die Fersen des Harvey W. (©Universal Studios)

Mit „She Said“ bringt Regisseurin Maria Schrader nach ihrem Achtungserfolg „Ich bin dein Mensch“ ihren ersten Hollywood-Film ins Kino und nimmt sich darin harten Stoff vor: der Fall Harvey Weinstein, aufgedeckt von zwei hartnäckigen Reporterinnen der „New York Times“

Text: Calle Claus

Die „New York Times“ brachte im Oktober 2017 mit der Titelstory über die sexuellen Übergriffe des Star-Produzenten Harvey Weinstein eine Bombe zum Platzen. Nach der Veröffentlichung traten immer mehr Frauen, die bis dahin eingeschüchtert geschwiegen hatten, mit haarsträubenden Berichten über das obsessive Treiben des Hollywood-Alphatiers an die Öffentlichkeit. „#Metoo“ war als geflügelte Wortschöpfung geboren.

Empathie und Hartnäckigkeit

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„She Said“ von Maria Schrader, ab dem 8. Dezember 2022 in den deutschen Kinos (©Universal Studios)

Die späte Gerechtigkeit, die den Opfern damit widerfuhr, war kein Glückstreffer, sondern das Ergebnis hartnäckiger journalistischer Arbeit. Das zeichnet der Film der deutschen Regisseurin Maria Schrader eindrucksvoll nach. Megan Twohey und Jodi Kantor, die dem Skandal nachspürten, finden ihre filmischen Wiedergänger in Carey Mulligan und Zoe Kazan, die eine hinreißende DuoPerformance abliefern. Ein Hauch von „good cop, bad cop“ umweht die beiden: Kantor versucht mit viel Empathie und aller gebotenen Vorsicht, die Opfer zum Reden zu bewegen, während Twohey tough und unerschrocken dem Täter und seinen Getreuen auf die Pelle rückt. Während ihrer Mammutaufgabe kämpfen beide Frauen mit persönlichen Dämonen: Megan leidet als frisch gebackene Mutter unter postnataler Depression. Jodi, selbst besorgte Mutter zweier kleiner Töchter, entgleitet im Angesicht immer beklemmender werdender Details zunehmend die professionelle Distanz.

Das filmische Kunststück gelingt

Schrader erfindet das Genre „Investigativ-Drama“ nicht neu, ihr Film folgt einer Tradition, etwa von Tom McCarthys Oscar-Gewinner „Spotlight“, der ebenfalls haarklein die Sisyphusarbeit eines Reporterteams nachzeichnete, das einen Missbrauchs-Skandal aufdeckte. Auch hier gelingt das filmische Kunststück, kriminalistische Hochspannung in einem Setting zu generieren, das aussieht wie der Hintergrund einer x-beliebigen Zoom-Konferenz: Zwei tapfere Superheldinnen rücken dem finsteren Endboss in cleanen, anonymen Redaktions- und Meeting-Räumen zu Leibe. „She Said“ zeigt die journalistische Suche nach der Wahrheit als Engelsgeduld einforderndes Puzzlespiel. Von wegen „Lügenpresse“!

„She Said“, Regie: Maria Schrader. Mit Carey Mulligan, Zoe Kazan, Patricia Clarkson. 135 Min. Ab dem 8. Dezember im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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