Im Winter wirst du schockgefrostet. Im Frühling fühlst du dich wie ein zerlaufender Eiswürfel. Im Sommer bist du nur noch ein feuchter Fleck in deinem T-Shirt. Endlich Herbst! Es geht wieder stabil zur Sache. Willkommen in der Jahreszeit mit dem Groove. Schietwetter ist Beatwetter.
Du bist noch nicht richtig wach, schon fährt dir der Rhythmus in die Glieder. Heute trommelt der Regen einen Slow Jam an dein Fenster, morgen gibt es 180 bpm zum Frühstück. Dazwischen ein Drum & Bass-Gewitter, Stürme treiben die Show mit Bläsersätzen nach vorn.
Ab zum Tanzen. Dein Club heißt Wald, dein Dancefloor ist die Regenpfütze, deine Lightshow buntes Blätterwerk. 1000 psychedelische Farben ganz ohne Partydrogen. Oder war es doch das Ragout aus selbst gesammelten Pilzen heute Mittag? Egal. Vorbei die Zeit des Leisetretens. Bei jedem Schritt knirschen rhythmisch Blätter, Äste und Müll von anderen Naturfreunden unter deinen Gummistiefeln. Here comes the Hotstepper. Der Wind pfeift, das Laub macht wilde Moves, alles raschelt im Takt.
Die Nebelmaschine läuft auf Hochtouren. Zugvögel finden es lautstark „Ga-Ga“, dass sie den Abflug machen müssen. Zu Recht. Herbst ist derbst.
Sing und tanz im Regen, auf dass der alte Gene Kelly im Grab rotiert. TIPP! Nackt im Regen tanzen ist ein Klischee – bleib angezogen. Nimm Anlauf und slide elegant über matschige Wege. Dein Moonwalk heißt Modderwalk. Du gehst im Schlamm zu Boden? Alles richtig gemacht. Auf Festivals zahlen sie viel Geld dafür. Wenn du dich bei Sonnenuntergang auf den Heimweg machst, hast du mehr erlebt als in mancher Ausgehnacht. Auch mehr als in der heutigen? Du wirst es bald erfahren. Nach dem Waldclubbing ist vor der After Hour. Der Herbst ist zum Feiern da. Du auch.
Markus Gölzer ist textender Exil-Bayer und lebt seit über 20 Jahren auf St. Pauli. Seine Kolumne „Offen gesagt“ erscheint jeden Monat in der SZENE HAMBURG.