Die Zahl der Teilnehmer auf Demos gegen Rechtsextremismus spricht eine klare Sprache. Ihre Schilder erst recht: „Remigriert euch ins Knie“, „Du kannst ‚Arisch‘ nicht ohne ‚Arsch‘ schreiben“, „Ganz Hamburg hasst die AfD“. Die Plakate bringen es auf den Punkt. Gut, mit kleinen Schönheitsfehlern. Würde ganz Hamburg die AfD hassen, hätten sich die blauen Braunen nicht in der Hamburgischen Bürgerschaft breitgemacht.
Und da sind wir auch schon beim Problem. Die Demo ist vorbei. Der Rassismus geht weiter. Lasst uns den Schwung der Kundgebungen mit in den Alltag nehmen. Und ihre Botschaften gleich mit. Nicht auf sperrigen Transparenten, sondern als Handschilder. Klein. Kompakt. Kommunikationsstark wie die großen. Schluss mit langen Diskussionen im Kampf gegen Alltagsrassismus – Zeit für die Kraft der Schilder.
„Hausverbot. Überall. Auf Lebenszeit.“
Der Quoten-Nazi, den jeder von uns in der Familie oder im Bekanntenkreis hat, betreibt mal wieder menschenverachtendes Bullshitting? „Björn Höcke ist ein Nazi. Du auch“ hochgehalten. Punkt. Ein alter weißer Blödmann lobt deine Sprachkenntnisse, obwohl du hier geboren bist? „Mach dich vom Acker, Kartoffel!“ gezückt. Weg ist er. Das nette Gespräch an der Bushaltestelle kippt mit dem Satz: „Auf unseren Klingelschildern stehen keine deutschen Namen mehr.“ Into the face: „Bunt ist gesund. Braune Soße nicht.“ Der Rassist fährt nicht mehr so dumm nach Hause wie er gekommen ist.
Über den braunen Dreck bitte das Feiern nicht vergessen. Handschilder funktionieren auch im Club. Riesengedränge am Tresen? „Zwei doppelte Helbing. Aufs Haus!“ über den Köpfen geschwenkt – läuft. Schnaps gekippt, „Nicht nur Müll hat eine Abfuhr verdient“ gezückt, schon ist das übergriffige Partyopfer neben euch verschwunden. Und ab auf den Floor „Alle für 180 BPM!“. In Zeiten der Gleichstellung steht selbstverständlich auch AfD-Volk ein Schild zu: „Hausverbot. Überall. Auf Lebenszeit.“ Nein, auch nicht durchs Klofenster.
Markus Gölzer ist textender Exil-Bayer und lebt seit über 20 Jahren auf St. Pauli. Seine Kolumne „Offen gesagt“ erscheint jeden Monat in der SZENE HAMBURG.