Kolumne „Offen gesagt“: Glühwein-Dialektik

In der Kolumne „Offen gesagt“ von Markus Gölzer wird es dieses Mal philosophisch. Es geht um die Dialektik von Weihnachten. Denn: Auch im Glühwein lässt sich eine Erkenntnis höherer Art gewinnen 
Tipps zum Ab- und Ausschalten gibt Markus Gölzer in seiner Kolumne „Offen gesagt“ (©Michael Pfeiffer)

These: Du freust dich auf Weihnachten

Mit einer Mischung aus Schrecken und Vorfreude erkennst du, dass bald erster Advent ist. Die Vorfreude überwiegt. Weihnachten aus Kindheitstagen hängt in deinem Gehirn fest. Okay, eher das aus der Werbung. Aber hey, 1981 und 2010 gab’s wirklich weiße Weihnacht! Du legst keinen großen Wert auf Familienfeiern, aber es ist eben doch die Familie. Du hast nur die eine. Dieses Jahr wirst du politischen Diskussionen aus dem Weg gehen. Was will man dazu auch noch sagen. Außer Armageddon Abfuck. Umso mehr freust dich auf ein friedliches Fest. Und auf lecker Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.

Antithese: Du hasst Weihnachten

Nach dem ersten Schluck fällt dir wieder ein, warum sie die klebrige Plörre nur einmal im Jahr ausschenken. Kommt das Kopfweh von der Überdosis Industriezucker, vom Gesabbel der Betrunkenen oder von der immergleichen Musik? Wham! bis du aus den Ohren blutest. Nach dem Glühweinrausch ist vor dem Konsumrausch. Die drei beliebtesten Weihnachtsgeschenke? Gedöns, Gedöns und Gedöns. Wie jedes Jahr habt ihr ausgemacht, euch nichts zu schenken. Wie jedes Jahr hält sich niemand dran. Bis auf ein Mal, und das war schrecklich. Endlich Bescherung. Du wolltest ein friedliches Fest ohne Gehate, Tante Gerdi hat andere Pläne. Sie nimmt den Mund eindeutig zu voll. Du auch und gönnst dir noch mal Nachschlag. Du nimmst pro Stunde zwei Kilo zu.

Synthese: Weihnachten bleibt Weihnachten

Du wachst auf, erkennst ungläubig: Es ist überstanden. Die Verwandtschaft ist weg, der Wein noch lange nicht. Du lässt dich in die postweihnachtliche Verwahrlosung fallen. Die Welt ist eine Jogginghose. Bewegung? Nur, um nachzuschenken. Warum stehen Kühlschränke immer in der Küche und nie neben der Couch? Heitere Lethargie forte. Alle Jahre wieder.

Markus Gölzer ist textender Exil-Bayer und lebt seit über 20 Jahren auf St. Pauli. Seine Kolumne „Offen gesagt“ erscheint jeden Monat in der SZENE HAMBURG.

Abonniere unser
"Heute in Hamburg"
Update per E-Mail, WhatsApp oder Telegram!

Die spannendsten Events in der Stadt und das Neueste aus der Hamburger Gastro- und Kulturszene. Wir halten dich auf dem Laufenden. 😃

👉 Stattdessen via Messenger abonnieren

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Abonniere unseren Newsletter!

Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg.

Unsere Datenschutzbestimmungen findest du hier.

#wasistlosinhamburg
für mehr Stories aus Hamburg folge uns auf