Jubelzeit! Das B-Movie wird 30 Jahre alt. Am 29. Juli steigt das Jubiläumsfest. Und den ganzen Juli über gibt es feine Filme aus dem Geburtsjahr des Kinos zu sehen
Alles begann vor 30 Jahren mit ein paar Obstkisten und einem russischen 35er-Projektor, in einem Hinterhof auf St. Pauli. Wer damals die Idee hatte, wer alles dabei war – inzwischen kleine Mysterien.
Ein bunter Haufen von Filmbegeisterten muss es wohl gewesen sein, und das ist es heute noch. Trotz Netflix und Multiplexen, die von den ehrenamtlichen Macher*innen allerdings nicht als Konkurrenz gesehen werden. Denn das B-Movie – heute in komplett anderer Besetzung – versteht sich nach wie vor als Teil einer „anderen Kinokultur“, wie Cornelia Pirsig, Manja Malz und Sarah Adam im cinephilen Kollektiv erklären: „Anders sind wir in dem Sinne, dass wir uns der Kommerzialisierung von Kino und Kultur bewusst verweigern.“
Ein Teil des Erfolgsrezepts, neben viel persönlichem Einsatz, insbesondere, was die sorgfältig kuratierten, in wechselnden Teams thematisch aufbereiteten Monatsprogramme betrifft. „Context matters“, lautet die Devise.
Dazu gehört auch der Dialog im offenen Raum des gemütlichen Foyers. Offen ausdrücklich auch für Menschen, denen der reguläre Kulturbetrieb den Zugang oft verwehrt.
So gibt es zum Beispiel einmal monatlich den Arab Film Club, inzwischen fester Anlaufpunkt auch für Geflüchtete. Haltung und Engagement, die nicht nur das Publikum zu schätzen wissen. Das zeigte sich zum Beispiel, als es mal etwas kritischer stand um die Zukunft des B-Movie, vor etwa fünf Jahren, als die Digitalisierungswelle in den Kinos einsetzte.
Da sprangen etwa die Kiezhelden St. Pauli dem kleinen Kino zur Seite, und gerne stellte man Spendenbüchsen auf in den Kneipen und kleinen Läden im Viertel, sodass der teure Digitalserver angeschafft werden konnte. Nichtsdestotrotz schwört das B-Movie nach wie vor auf analoge Filmschätze – auch, um ein Stück Kinogeschichte zu bewahren.
Einen nostalgischen Blick zurück in die Zeit, als man noch auf Obstkisten hockte, wirft die B-MovieKulturinitiative auf St. Pauli e. V. am 29. Juli zusammen mit ihren zahlreichen Kompliz*innen beim großen Jubiläumsfest. Inklusive Anekdoten, Diskussionen, und natürlich, Filmen.
Vor allem der Blick nach vorn steht beim integrierten Jubiläumssymposium auf dem Plan: Hier treffen sich Vertreter*innen unabhängiger Kinos, Verleihe, aus Produktionen und Filmkritik zum Austausch über alles, was „andere Kinokultur“ derzeit und in Zukunft bewegt.
Zum cineastischen Vorglühen serviert das B-Movie den ganzen Juli über Filme aus seinem Geburtsjahr.
Und 1987 erblickten tatsächlich so einige Hochkaräter das Licht der Filmwelt, wie der legendäre Helge-Schneider-Erstling „Johnny Flash“ (30. Juli) oder die DEFA-Produktion „Die Alleinseglerin“ (27. Juli) über eine Frau, die in der ehemaligen DDR ein ganz neues Freiheitsgefühl entdeckt.
Mehr Informationen über das B-Movie findet ihr unter www.b-movie.de
/ Text: Karin Jirsak / Fotos: B-Movie-Archiv