EM 2024 in Hamburg: Fußball und Kultur

Am 14. Juni 2024 startet die Fußball-EM der Männer. Hamburg ist dabei nicht nur Spielort für fünf Spiele, sondern organisiert wie alle Austragungsorte ein Kulturprogramm zur Europameisterschaft – jetzt wurden erste Details bekannt gegeben
Gibt es vor der Europameisterschaft 2024 das größte Stand-Up Battle der Welt im Millerntor? (©Felix Willeke)

„Die Euro 2024 ist eine gute Gelegenheit sich künstlerisch mit dem Fußball auseinanderzusetzen. Es geht in jedem Fall darum zusammenzukommen, um anderen Menschen dabei zuzugucken, wie sie spielen“, sagte Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda anlässlich der Vorstellung des Kulturprogramms zur Fußball-EM 2024 der Männer in Hamburg. Unter dem Leitmotiv „Vom Fußball berührt“ stellt der Bund insgesamt 13,2 Millionen Euro bereit und fördert durch die Stiftung Fußball & Kultur EURO 2024 in den zehn sogenannten Host Cities 58 Kulturprojekte im Vorfeld der EM. In Hamburg organisieren Kultureinrichtungen wie das Fundus Theater, Kampnagel, die Altonale, das Opernloft und Viva con Agua zusammen unter anderem mit dem FC St. Pauli zahlreiche Projekte – von August 2023 bis zum Beginn der Europameisterschaft im Juni 2024.

EM 2024 in Hamburg: Epizentrum Kampnagel

„Kampnagel haben sich schon unabhängig von der EM mit dem Thema Fußball beschäftigt“, sagt Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli. Als Mitglied des Programmrates der Stiftung Fußball & Kultur EURO 2024 entschied er über die fast 300 Anträge mit. Schon beim aktuellen Internationalen Sommerfestival brachten Miet Warlop, Irene Wool und NTGent mit „One Song – Histoire(s) du Théâtre IV“ ein Theater- (und Sport-) Spektakel bei Kampnagel auf die Bühne. Diese Performance war gleichzeitig auch der Auftakt in das hauseigene Kulturprogramm zur Vorbereitung der Fußball-EM 2024. Dabei fallen die Projekte der Kulturfabrik unter das Motto „Football Moves People“ mit dem sie einen einjährigen Schwerpunkt auf das Thema Fußball setzten will.

Los geht es mit „Klapsquad“, einem choreografischen Jugendprojekt von dem tamilisch-australischen Choreografen und Theatermacher Ahilan Ratnamohan. Es will Bewegungen des Fußballs, Tanz und Fankultur verbinden. Die Uraufführung der großformatigen Klapping Choreografie ist für Juni 2024 geplant.

Zur Fußball-EM: Gesellschaftskritik bleibt nicht außen vor

„Natürlich wollen wir bei unseren Projekten auch gesellschaftskritische Aspekte beachten“, betont Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard. Unter anderem deswegen widmet sich ein weiteres Projekt der Tragödie und dem Schicksal Tausender Migrantinnen und Migranten, deren Identität von europäischen Behörden angezweifelt wird. Mit „#WeAreJatta“ (benannt nach dem HSV-Spieler Bakery Jatta) wollen die Mitglieder des 2015 gegründeten Migrantpolitan eine künstlerische Gegen-Kampagne umsetzen, die zur EM 2024 in einer Plakatserie, einem Community Radioprogramm und einer TV-Show für Social Media münden soll.

Außerdem setzt die Ausstellung „Fan-Tastic Finals 2024“ der Fanvereinigung Football Supporters Europe das Projekt „Fan-tastic Females“, das 2018 erstmals im Millerntor-Stadion gezeigt wurde, fort. Der Fokus liegt beim neuen wie auch bei dem vorhergegangenen Projekt auf der weiblichen Nationalteam-Fankultur in Europa.  

Juste Debout: Das wichtigste Stand-Up Battle der Welt kommt nach Hamburg

Neben den Projekten im eigenen Haus holt Kampnagel zudem zusammen mit dem FC St. Pauli mit „Juste Debout“ das wichtigste Stand-Up Battle der Welt nach Hamburg. Seit über 20 Jahren gibt es das Battle, das bisher hauptsächlich in Paris stattfand und jährlich bis zu 45.000 Besuchende anzieht. 2024 kommt es im Rahmen des Kulturprogramms zur Fußball-Europameisterschaft der Männer mit seinem Finale erstmals nach Hamburg. Dabei kooperieren das Battle und Kampnagel mit dem FC St. Pauli. Denn aktuell ist geplant, „Juste Debout“ vom 27. Mai bis zum 1. Juni 2024 ins Millerntor Stadion zu holen. 

Noch mehr Kultur zur EM 2024 in Hamburg

Präsentierten das Kulturprogramm zur Fußball-EM 2024 im Millerntor-Stadion (von links): Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard, Senator für Inneres und Sport Andy Grote, Gundula Hölty, Geschäftsführerin des Fundus Theater, und Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien (©Felix Willeke)

Neben Kampnagel und dem FC St. Pauli beteiligen sich noch einige weitere Kultureinrichtungen am Kulturprogramm zur EM 2024. So zeigt der FC Fundus des Hamburger Fundus Theater mit einer Fußballmenschaft, bestehend aus Performerinnen und Performern mit diversen Migrationsgeschichten, Fluchterfahrungen, Genderidentitäten und körperlichen Barrieren, elf Halbzeiten Fußball. „Für uns ist das Spiel das wichtige und die beteiligten Performer:innen haben ihre eigenen Erfahrungen. Die Liebe zum Fußball auf der einen Seite und auf der anderen behindert zu werden und diese Liebe nicht ausleben zu können, wie zum Beispiel die iranische Performerin, die dann nicht mehr Fußball spielen durfte als Mädchen oder der Performer aus Gambia, der nicht mehr Fußballtrainer sein durfte und dann geflohen ist“, sagt Gundula Hölty, Geschäftsführerin des Fundus Theater.

Neben dem Fundus Theater ist mit dem Opernloft noch eine weitere Bühne der Stadt am Kulturprogramm beteiligt. Das Haus an der Elbe zeigt in der Spielzeit 2023/24 eine Fußball-Oper mit einer Fusion aus Fangesängen, Fußballliedern und Opernarien.

Und Viva con Agua, die in Hamburg die Millerntor Gallery veranstalten, werden mit ihrem Projekt „Eleven Walls“ in ganz Deutschland elf Murals künstlerisch gestalten und das Thema Wasser aufgreifen. Die Murals sollen dann in zehn verschiedenen Städten in Deutschland umgesetzt werden.

Auch wenn (fast) alle geplanten Projekte vor dem Beginn der EM – denn dann soll der Fokus auf dem Fußball liegen – enden, sollen sie darüber hinaus wirken. Denn „die Frage zu reflektieren: Wie wird die Stadtgesellschaft eins und wo trifft sie sich auch als eins, das verhandeln Kultureinrichtungen und Sportvereine rund ums Jahr. Das beginnt auch nicht während einer EURO und wird danach nicht wieder abgebrochen, das findet dauerhaft statt“, sagte Kultursenator Carsten Brosda.

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