Das Kurzfilm Festival Hamburg hat eine neue Künstlerische Leiterin. Was bleibt: aufregende Filmkunst im extremen Destillat. Doch was ist neu?
Text: Maike Schade
Radikaler. Kontroverser. Streitbarer, ausschweifender und bunter. So soll das Kurzfilmfestival in diesem Jahr werden. Es weht frischer Wind durch die Filmrollen, denn Ex-„Berlinale Shorts“-Chefin Maike Mia Höhne hat in diesem Jahr das Zepter übernommen. Die Scheinwerfer aufgeblendet, das Konzept unter die Lupe genommen – und Bewährtes behalten, einiges entstaubt und manches auch umgestaltet. Das Motto: Weniger ist mehr. Das „International“ im Namen wurde gestrichen. Und es wird nur noch drei statt bisher fünf Wettbewerbe geben.
„Was wir brauchen, sind nicht mehr Preise, sondern mehr Diskurs“, erklärt die neue Künstlerische Leiterin. Und den gibt es nun, vor allem im neuen Format „Labor der Gegenwart“. Dahinter verbergen sich fünf Sonderprogramme; bei dreien wird im Anschluss an das Screening mit Gästen in einem Forum diskutiert.
„Wir müssen viel mehr feiern“
Der Hamburger Wettbewerb ging im Deutschen auf – was auch den Filmemachern zugutekommt, da ihre Arbeiten mehr Relevanz erhalten und zugleich auch in Relation zu den Produktionen des ganzen Landes betrachtet werden. Der Wettbewerb „Deframed“ wurde abgeschafft. Und so bleiben: Der Internationale sowie der Deutsche Wettbewerb und der Flotte Dreier, in dem Dreiminüter gegeneinander antreten. Das Thema in diesem Jahr: „Lost in Translation“.
Entscheidend für die Auswahl der gezeigten Filme ist für Maike Mia Höhne dabei nicht der Premierenstatus, sondern die Relevanz der Filme sowie die Haltung der Künstler. Erstmals wird es sogar einige Langfilme zu sehen geben, „denn da gibt es ja durchaus auch sehenswerte, die aber trotzdem bislang keinen Platz auf Festivals oder in den Kinos gefunden haben“, wie die Festivalchefin schmunzelnd sagt.
Insgesamt werden in acht Kinos mehr als 300 Kurzfilme aus 40 Ländern zu sehen sein. Das Herz schlägt dabei im Festivalzentrum in der Post Kaltenkircher Platz, das wie schon im vergangenen Jahr einen Infocounter, ein Extrakino, das Open Air und eine Videokunst-Installation des brasilianischen Künstlerpaares Bárbara Wagner und Benjamin de Burca beheimaten wird. Und den Festivalklub, in dem nachts Partys steigen. Denn auch hier will Höhne noch eine Schippe drauflegen: „Wir müssen viel mehr feiern.“
Kurzfilm Festival Hamburg 2019: 4.6.-10.6., versch. Orte
Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Juni 2019. Das Magazin ist seit dem 25. Mai 2019 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich!