Literaturkritik: Von Kunst, Tieren und Familienfilmen

Während Thomas Schlesser in „Monas Augen“ die Kunst im Blick hat, erzählen Malte Zierden und Amia von Arenberg in „Malte & Oßkar und das Glück, Pech zu haben“ von Tieren, Menschen und Ängsten und Roman Ehrlich wirft in „Videotime“ einen Blick auf Familienfilme
Literaturkritik Oktober 2024
Im Oktober 2024 in der Literaturkritik: Monas Augen von Thomas Schlesser, Malte & Oßkar und das Glück, Pech zu haben von Malte Zierden & Amia von Arenberg und Videotime von Roman Ehrlich (Cover (von links): Piper, Oetinger,, S. Fischer)

Monas Augen von Thomas Schlesser

(Cover: Piper)

In Frankreich ist Thomas Schlesser mit „Monas Augen“ direkt ein Nummer-eins-Bestseller gelungen. Und das ist auch kein Wunder, denn ein kleines bisschen liest sich Schlessers Roman wie eine Art „Sofies Welt“ von Jostein Gaardner im Kunstmetier. Im Zentrum des Romans des Kunsthistorikers steht die zehnjährige Mona, die ihre Sehkraft zu verlieren droht. Ihre besorgten Eltern bitten Monas Großvater, sie zu einem Termin bei einem Kinderpsychiater zu begleiten, doch stattdessen geht er mit seiner Enkelin Woche für Woche in die großen Pariser Museen, um sich dort jeweils nur ein einziges großes Kunstwerk anzusehen, dessen Schönheit Mona voll und ganz in sich aufsaugen soll. Und mit jedem Bild von Leonardo da Vinci oder Wassily Kandinsky, von Claude Monet oder Eugène Delacroix entdeckt Mona eine neue Weisheit, die sie Stück für Stück näher bringt an den Grund ihres Leidens.

So unterhaltsam und fesselnd ist man selten an die Kunstgeschichte herangeführt worden wie mit Schlessers „Monas Augen“. Ein Vorzeigeexemplar eines Bildungsromans.

Thomas Schlesser: Monas Augen, Piper, 496 Seiten, 26 Euro

Malte & Oßkar und das Glück, Pech zu haben von Malte Zierden & Amia von Arenberg

(Cover: Oetinger)

In einem ganz gewöhnlichen Haus in einer ganz gewöhnlichen Straße wohnt ein ganz gewöhnlicher Junge. Dessen Name: Malte. Doch ganz gewöhnlich ist Malte nicht, denn: Er hat Angst. Große Angst. Vor der Welt da draußen. Einzig und allein in seiner Badewanne fühlt er sich sicher, und so beobachtet der arme Malte die Welt stets nur vom Badezimmerfenster aus. Doch eines Tages bekommt Malte Besuch, und zwar von seinem besten Freund, der Taube Oßkar. Und als guter Freund hat Oßkar vor allem eins im Sinn: seinem Freund zu helfen. In diesem konkreten Fall bedeutet das: Malte dabei zu helfen, seine Angst zu überwinden.

Mit „Malte & Oßkar und das Glück, Pech zu haben“ ist Malte Zierden und Amia von Arenberg ein ganz tolles Kinderbuch gelungen, das Kindern zeigt, dass es vollkommen okay ist, Angst zu haben, aber dass es sich durchaus auch lohnen kann, sich und seine Ängste besser kennenzulernen und so möglicherweise zu überwinden. Eine tolle Geschichte, in die der bekannte Tierschutzaktivist Malte Zierden auch viele autobiografische Elemente hat einfließen lassen. Wirklich schön!

Malte Zierden & Amia von Arenberg: Malte & Oßkar und das Glück, Pech zu haben, Oetinger, 56 Seiten, 18 Euro

Videotime von Roman Ehrlich

(Cover: S. Fischer)

Eines der schönsten literarischen Genres ist ohne Frage das des Familienromans: Verschiedene Charaktere aus unterschiedlichen Generationen treffen darin aufeinander, bedingen und beeinflussen sich gegenseitig, sie streiten, vertragen, lieben und hassen sich, sprich: In einem Familienroman, so er denn gut geschrieben ist, steckt oft ganz viel drin. So auch in Roman Ehrlichs „Videotime“, der in einer bayerischen Kleinstadt in den Neunzigerjahren spielt. Der Erzähler lieh sich mit seinem Vater regelmäßig Filme aus der Videothek aus, um sie sich zu Hause auf Leerkassetten zu überspielen – und so eine Welt zu öffnen, die unendlich viel größer war als die bayerische Provinz; eine Welt voller Andersartigkeit, Außerirdischen und Abenteuern.

Roman Ehrlich webt all das damals Gesehene auf verstörend schöne Art und Weise in seine damalige Realität ein, genau in die Schnittstelle zwischen Kindheit und Erwachsensein, wobei man nie so genau weiß, was Wirklichkeit und was Fiktion ist. Eine bildreiche und cineastisch-literarische Reise in die bundesrepublikanische Realität der Nachwendezeit.

Roman Ehrlich: Videotime, S. Fischer, 368 Seiten, 26 Euro

Diese Kritiken sind zuerst in SZENE HAMBURG 10/2024 erschienen. 

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