Molotow: „Gefühl von Hoffnung“

Esso-Häuser, Holstenstraße, Nobistor: Das Molotow hatte schon mehrere Zuhause. Im Februar 2025 musste der Club erneut umziehen. Neuer Standort: Reeperbahn 136, wo zuvor das moondoo beheimatet war. Betreiber Andi Schmidt über die Zukunft der Subkultur auf dem Kiez
Unverwechselbar: die „Molotow“-Typografie – genauso wie der Club selbst (©Erik Brandt-Höge)

Ich bin momentan sehr hoffnungsvoll. Unsere neue Location ist super und ich bin guter Dinge, dass sie unserem Publikum genauso gut gefällt wie uns. Der Laden hat ja auch Tradition, schon in den 1960er-Jahren war dort der Top Ten Club, in dem die Beatles auftraten. Unterfüttert wird dieses Gefühl von Hoffnung beim Gedanken an die riesige Demo Ende des vergangenen Jahres (mehrere Tausend Menschen kamen am 30. Dezember 2023 auf der Reeperbahn zusammen, um gegen die Schließung des Molotow zu demonstrieren; Anm. d. Red.). Ich hatte schon erwartet, dass ein paar Leute kommen, aber dass es so viele sein würden, hätte ich nicht gedacht. Ich glaube, die Demo hat auch etwas bewirkt. Zwar würde ich nicht sagen, dass die Stadt uns ohne Demo nicht geholfen hätte, aber vielleicht ist dadurch einiges schneller und zielstrebiger verfolgt worden.

Molotow-Betreiber Andi Schmidt über die Reeperbahn

Das war kurz vorm Umzug: Andi Schmidt im Molotow am Nobistor (©Erik Brandt-Höge)

Klar, dass wir umziehen mussten, ist und bleibt scheiße, wir wären gerne geblieben, wo wir waren. Dort soll nun ein Hotel entstehen. Ich hoffe, dass Fälle wie dieser in Zukunft vermieden werden können – sonst kann die Stadt die Reeperbahn irgendwann dicht machen. Dann können die Touris, die die Stadt so gerne haben will, in Hotelbars ausgehen. Aber auch nur bis 1 Uhr, dann machen die nämlich in der Regel zu.

Ich habe es immer gesagt: Hamburg hat mit der Reeperbahn etwas, das es in keiner anderen Stadt gibt. Etwas weltweit Bekanntes. Ich bin viel rumgekommen, und überall, auch auf anderen Kontinenten, kannten Leute die Reeperbahn. Viele wussten gar nicht, dass sie in Hamburg ist, aber was die Reeperbahn ist: Rotlicht und Musik. Das Rotlicht ist zwar weitestgehend weg, aber die Musik ist noch da. Wenn die auch noch weg wäre, dann wäre die Reeperbahn nur noch eine Eventmeile, wie es sie in jeder Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern gibt. Hamburg träumt zwar davon, eine Clubszene auch in anderen Teilen der Stadt zu etablieren. So was kann man aber nicht am Reißbrett planen und hoffen, dass es klappt. Tut es nämlich nicht. So was geht nicht in Hammerbrook oder der HafenCity, so was geht auf St. Pauli.

Hohe Mieten und Lärmbeschwerden bedrohen die Clubs

Allgemein sorge ich mich schon sehr um die Hamburger Subkultur. Wenn ich die von heute mit der in den 1990er-Jahren vergleiche, dann gilt ausnahmsweise mal der Satz: „Früher war alles besser.“ Damals konnte man so viel machen, sich ausprobieren, Künstler konnten auch jederzeit irgendwo auftreten. Die Bürokratie war aushaltbar, die Mieten bezahlbar. Heute sind sie dermaßen hoch, dass sie Existenzen bedrohen – zusammen mit den Lärmbeschwerden. Das sind die beiden größten Probleme für Clubs wie uns.

Es ist ja so: Seit einigen Jahren ziehen Leute aus Stade und Poppenbüttel auf den Kiez, weil es hier so toll und crazy ist. Ist ja auch voll okay. Aber sie wollen hier ihre Ruhe und rufen die Polizei, sobald irgendjemand Musik anmacht. Das kann doch nicht sein. Da könnte man doch was machen, andere Städte schaffen das ja auch. Ich denke zum Beispiel an Nottingham, wo es auch ein Kneipenviertel gibt. Dort sagt man: „Wer hierher zieht, muss mit Lärm leben!“ 

Molotow, Reeperbahn 136 (St. Pauli); Wiedereröffnung am 28. März 2025

„Molotow must stay“ – so strahlte es bei der Demo im Dezember 2023 von den Wänden des Klubhaus St. Pauli (©Sebastian Madej)

Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 03/2025 erschienen.

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